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Geschärfter Blick auf die Lachmöwen und Gänsesäger

Die Winterexkursion des Vereins Natur Uznach Schmerikon («nus») führte ins Schmerkner Hafenbecken und zum Aabachdelta. Vogelexperte Klaus Robin teilte auf anschauliche Art und Weise sein Wissen mit interessierten Hobby-Ornithologinnen und Naturfreunden.

Südostschweiz
20.02.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Von Gabi Corvi

Das Fernglas kam an diesem regnerischen Morgen oft zum Zuge. Immer wieder schaute die Exkursionsgruppe durch die Gläser, um dem Flug der Möwen zu folgen oder im Geäst eine Misteldrossel zu erspähen. Angeführt von «nus»-Vorstandsmitglied Klaus Robin, gings in Schmerikon zuerst ans Hafenbecken, wo Lachmöwen in Reih und Glied auf dem «Stängeli» sassen. Die beachtliche Zahl an Tieren, so der Fachmann, lasse vermuten, dass die Vogelart bei uns immer noch sehr heimisch sei. «Dem ist aber nicht so. Es handelt sich vielmehr um Tiere, die hier überwintern», betonte Robin. War das Kaltbrunner Riet jahrzehntelang das Daheim einer grossen Kolonie, so ist im Linthgebiet die Lachmöwe immer häufiger nur als nicht-brütender Gastvogel anzutreffen.

Dafür ist die Mittelmeermöwe auf dem Vormarsch. Sie ist eine Zuwanderin aus dem Süden, die immer mehr Brutplätze für sich beansprucht. Wo dem grossen Vogel das Brutsubstrat passt, lässt er sich nieder. «Durchaus möglich, dass das in Zukunft auch vermehrt auf Flachdächern hiesiger Industriebauten sein wird», so Robin.

Zebramuscheln und anderes Futter

Anschauungsunterricht par excellence bot eine Familie, die Enten fütterte. Menschen seien sehr pflegebezogen, zeigte Robin Verständnis für den Drang, den Tieren Brot zuzuwerfen. Dabei stellten Menschen ihre Sichtweise aber über ökologisch Sinnvolles: «Wir können es nicht ertragen, wenn in der kalten Jahreszeit ein gewisser Prozentsatz an Vögeln stirbt. Dies ist jedoch ein natürlicher Kreislauf.» Dass die kohlenhydratlastigen «Gudis» nicht dem natürlichen Futterangebot entsprechen und eher Bauchfüller sind, ist klar. «Aber es gibt bis heute auch noch keine eindeutige und umfassende Studie, die das Füttern für schädlich erklärt», so Robin ehrlich. Zum durchaus fremden, aber dennoch natürlichen Futter gehört die Zebramuschel. Die invasive Art wird als Futterangebot von spezialisierten Entenvögel, wie zum Beispiel der Reiherente, gerne angenommen. Andere Kost bevorzugt der Gänsesäger, den die Exkursionsteilnehmer an diesem Morgen als Pärchen beobachten konnten. Er benutzt seinen Hakenschnabel und die Sägezähne, um kleine Fische festzuhalten und schliesslich zu verspeisen.

«Dass im Winter ein gewisser Prozentsatz an Vögeln stirbt, ist ein natürlicher Kreislauf.»

Früh am Morgen gelingt das Beobachten

Gegen Mittag erreichte die Gruppe das Aabachdelta, wo der Anblick des Mündungsbereichs von Linthkanal und Aabach auch bei Nieselregen einen idyllischen Eindruck hinterliess. «Hier in Ruhe Vögel zu beobachten, gelingt aber nur ganz früh am Morgen», erklärte Robin. Nachher werde es zu lebhaft. In der Grenzzone zwischen Naherholungs- und Naturschutzgebiet wissen sich einige Vogelarten sehr gut mit der Präsenz des Menschen und dessen Begleitern zu arrangieren, andere aber eben nicht. Wichtig sei es, bei Eingriffen ins Ökosystem – wie beispielsweise durch das periodische Ausbaggern des Deltas – Ersatzmassnahmen zu treffen, damit die Vögel Futterstellen aufsuchen können und auch das Brüten in Ruhe gelingt. Nur so bleibe die Vogelvielfalt erhalten.

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