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Der Halbgott und die Engadinerin

Fadrina Hofmann über ihr Treffen mit einem unerkannten Superstar.

18.02.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Fadrina Hofmann über ihr Treffen mit einem unerkannten Superstar.
Fadrina Hofmann über ihr Treffen mit einem unerkannten Superstar.
CRICKET SYMBOLBILD ZVG

Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem Halbgott und merken es nicht einmal. Das ist mir kürzlich beim St. Moritz Ice Cricket passiert. Während zweier Tage haben sich Legenden der Cricket-Welt für zwei Spiele auf dem St. Moritzersee getroffen. Darüber durfte ich berichten. Als Engadinerin hatte ich bisher natürlich keine Ahnung, wie beliebt Cricket in Ländern wie Indien oder Australien ist, ich kannte die Spielregeln nicht und schon gar nicht die Namen der Cricket-Superstars. Eine Schnellbleiche musste her. Mit meinem rudimentären Internet-Wissen machte ich mich schliesslich zur Reportage nach St. Moritz auf. Da stand ich am Rande des Spielfelds und war aufgeschmissen. Kein Kommentator, kein blasser Schimmer, wer unter den Mützen und Sonnenbrillen steckte oder warum die Zuschauer wieder jubelten.

Plötzlich erblickte ich einen leger gekleideten Typen, der zur Bande schlenderte. Auf der orangen Jacke las ich «St. Moritz Ice Cricket». Halleluja, dachte ich. Endlich treffe ich jemanden vom Staff. Ich sprach den Mann an, fragte höflich, ob er Ahnung von Cricket habe. Er bejahte ebenso höflich. «Können Sie mir sagen, welche Nummer auf dem Eisfeld ein ganz grosser Star ist?», war meine erste Frage. Er zeigte auf die Nummer 44. Der sei «ziemlich beliebt». Später las ich, dass jener Cricket-Spieler mehr Follower auf Facebook hat als Roger Federer. Dann erklärte mir der nette Herr in Orange die Grundzüge des Spiels. Ich war erleichtert, eine so kompetente Auskunftsperson gefunden zu haben. Als er mir seinen Namen nannte, bat ich, diesen für mich aufzuschreiben. Zu exotisch klang Monty Panesar. Mein Helfer notierte seinen Namen feinsäuberlich in mein Notizheft. Erst da fiel mir auf, dass sich um uns eine Traube von Menschen gebildet hatte. Einige machten Selfies, andere hielten Stifte und Fan-Karten, um sie signieren zu lassen.

Unsicher blickte ich zu meinem Gegenüber hoch. «You are a Cricket-Superstar aswell, isn’t it?» Er grinste zur Antwort und ich lief erst einmal rot an. In den ehemaligen Commonwealth-Ländern wird «Monty» wie ein Halbgott verehrt – und ich habe jetzt völlig unbeabsichtigt ein Autogramm von ihm Zuhause.

Kontaktieren Sie unsere Autorin: fadrina.hofmann@somedia.ch

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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