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Schänner Gugge freut sich auf den Fasnachtshöhepunkt

Die Fasnacht steuert auf den Höhepunkt zu. Ob in der Grossformation als Gassä Tschäderer oder in der kleineren Variante als Tschädrios – für die Schänner Guggenmitglieder herrscht jetzt Hochsaison.

Südostschweiz
06.02.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Farbe um Farbe: Vor dem Auftritt kommt das Schminken.
Farbe um Farbe: Vor dem Auftritt kommt das Schminken.
SIMON SCHOCH

Von Barbara Schirmer

Die Airbrush-Geräte laufen beim Schminkteam der Gassä Tschäderer Schänis auf Hochtouren. Ein Auftritt steht bevor. Es gilt, die Gesichter der 42 Mitglieder innert dreier Stunden einheitlich mit den Farben des Tenues zu versehen. Dabei gibt es Wartezeiten, denn die einzelnen Farbschichten müssen trocknen. Die Fasnächtler scheint dies nicht zu stören. Sie sind bestens gelaunt. In einer geselligen Runde, auf zwei Parkfeldern der Tiefgarage des Mehrzweckgebäudes in Schänis, haben sie es sich gemütlich gemacht. Ein Absperrband zeigt Audi, Subaru, VW und Co. unmissverständlich, wer hier für einmal Vorrang hat. «So ähnlich sieht es immer vor unseren Auftritten aus», sagt Lea Giger. Was heisst, dass in der Fasnachtszeit quasi jedes Wochenende zwei Parkplätze der Tiefgarage von den Gassä Tschäderern beschlagnahmt werden. Zum Glück ist genügend Platz vorhanden.

Enger ist es im Schminkraum. Das Schminkteam ist im Endspurt. Schablonen werden an die richtige Stelle gehalten. «‘Ice’ hämer immer no gno», erscheint auf einer Pink eingefärbten Backe. Das sei das neue Motto, erklärt Lea Giger, wobei sich das «Ice» auf die beliebten Glacestängeli beziehe, die bei einem Grossverteiler, seit Jahrzehnten immer im gleichen Design verpackt, im Sortiment sind. So wundert es auch nicht, dass Seehunde beziehungsweise Bären die Jacken der Gassä Tschäderer zieren. «‘Ice’ hämer immer no gno», hört man auch draussen in der frohen Runde. Fläschchen klirren, es wird wohl kaum Mineralwasser sein.

Mit neuem Schwung

Die Gassä Tschäderer warten dieses Jahr nicht nur mit einem neuen Tenue auf, sie haben auch einen neuen Spielmeister und mit Lea Giger eine neue Präsidentin. Die Gugge sei etwas vom Wichtigsten in ihrem Leben. «Die Gassä Tschäderer sind wie eine Familie», schwärmt sie. Fasnacht und Musik kombiniert, besser könne es nicht werden. Wer zu den Gassä Tschäderern zählen wolle, der brauche grundsätzlich keine musikalischen Vorkenntnisse. Viel wichtiger sei, dass er in die Runde passe und das Fasnachtstreiben inklusive der schrillen Guggenklänge liebe. «Unser Ziel sind nicht qualitativ hochstehende Werke. Sondern unsere Musik soll Freude machen», fasst die Präsidentin zusammen.

Nach intensiven Wochen naht nun der Höhepunkt der Fasnacht. Da sind die Gassä Tschäderer kaum mehr aufzuhalten. Für das Schminkteam heisst dies: Im Akkord Farbe nachfüllen, Airbrush-Pistolen reinigen und Schablonen auflegen. Weniger streng haben es jene, die geschminkt werden sollen. Sie können sich bedienen lassen; da ein Witzchen reissen und dort mit einem faulen Spruch ein Gassä-Tschäderer-Familienmitglied necken.

Alt trifft auf Jung

Eingeläutet wird der Schmutzige Donnerstag in Schänis mit dem Aufzug der Narrenfahne beim Gemeindehaus. Schon da sind die Gassä Tschäderer im Einsatz, schmettern eine Fasnachtshymne um die andere und begleiten den Noch-Narrenkönig, der aus ihren Reihen stammt, bei seiner letzten Amtshandlung. Dann geht es weiter zur Wahl des neuen Narrenkönigs.

In diesem Jahr kommt es am Schmudo zu einem besonderen Höhepunkt. Die Deluxe, eine kleine Schänner Guggenformation, die sich aus ehemaligen Gassä Tschäderern zusammensetzt, mischt sich unter die pink- und blaufarbigen Tschäderer. Zusammen lassen sie die alten Zeiten aufleben.

«Wir haben das Problem, dass wir einen eher tiefen Altersdurchschnitt in unserer Guggenmusik haben», erklärt Lea Giger. So würden sich Gutdreissiger bereits «alt fühlen», obwohl sie noch voller Fasnachtsfieber steckten. «Eigentlich schade», findet Lea Giger. Sie selber kann sich nicht vorstellen, einmal nicht mehr in der Gugge zu sein. «Zehn Jahre mache ich sicher noch», scherzt sie voller Vorfreude auf die bevorstehenden Tage.

Schnitzelbänke mit Tschädrios

Auch an den grossen Umzügen der Umgebung, sei es in Benken oder Kaltbrunn, und natürlich an der Powerfasnacht in Schänis sorgen die Gassä Tschäderer für Fasnachtsstimmung. Nicht zu vergessen sind die beiden Familienfasnachten in Schänis und Maseltrangen und der Fasnachtsgottesdienst, wo die Guggenmusik jeweils für leuchtende Kinderaugen sorgt.

Eine Besonderheit sind die Tschädrios. Das ist eine Untergruppe des Vereins, die der Beizlifasnacht frönt und mit ihren Schnitzelbänken das Dorfgeschehen noch einmal aufleben lässt. Auch diesmal wird von der einen oder anderen Story zu hören sein. Was genau, ist noch streng geheim. Soviel sei verraten, es wird eine stürmische Angelegenheit. Die Einnahmen bei diesen Auftritten kommen in die Guggekasse. Zusammen mit dem Schnäpsliverkauf, der bescheidenen Gage bei auswärtigen Auftritten und dem Mitgliederbeitrag können die Auslagen des Vereins gedeckt werden. Lea Giger betont: «Gehen wir auswärts, fahren wir mit dem Zug oder wir leisten uns einen Car inklusive Chauffeur. So können alle den Auftritt und das Fest davor und danach geniessen.»

Neun Auftritte an fünf Anlässen, bis in die Kantone Luzern und Basel Land, haben die Gassä Tschäderer in dieser Fasnacht bereits hinter sich. Das Schminkteam ist längst routiniert. Eine Farbkartusche um die andere wird versprüht. Zum Glück wurde rechtzeitig ein Farbvorrat angelegt. Allein für dieses Jahr werden viele Liter Farbe gebraucht. Denn in der Hochsaison muss Nachschub bereitstehen. Ganz nach dem Motto «‘Ice’ hämer immer no gno» – auch wenn dabei nicht unbedingt ein neues Fläschchen Farbe gemeint ist.

Drei Fragen an Sepp Duft - Schlagzeuger bei den Gassä Tschäderer und bei den Tschädrios

1. Sie laufen als wandelner Glacéstängel durch die Fasnacht. Was ist besser: Vanille oder Erdbeer?

Wenn ich ehrlich bin, Vanille. Denn Vanille ist eine Sorte, die zu allen Desserts gut kombiniert werden kann. Hinzu kommt, dass die Vanilleglace-Sorte unseres Mottos blau verpackt ist. Wobei ich richtigstellen möchte: Ich bin nicht immer blau, ich laufe nur in blauen Klamotten herum, passe also an jeder Fasnacht wie das Vanille-Eis zum Dessert.

2. Sie sind bei den Gassä Tschäderer und den Tschädrios aktiv. Wird Ihnen die Fasnachtsschminke nie zu viel?

Nein, überhaupt nicht, die Schminke gehört zur Fasnacht und macht uns Fasnächtler frei. Ohne die Schminke würde ich mich eher nackt fühlen (lacht). Das einzige Negative dabei ist, dass man sich abschminken muss. Aber es muss sein, denn verschmierte Kopfkissen machen die Frau daheim wütend.

3. Welcher Fasnachtsanlass sollte man in Schänis aus Ihrer Sicht keinesfalls verpassen?

Für mich zählt die spontane Party am Sonntagabend im Zelt auf dem Schänner Rathausplatz zu den coolsten Anlässen. Man hat das Gefühl, alle wären von den Einsätzen der letzten Tage k. o., doch genau das Gegenteil ist der Fall. An dieser Party bündeln sich die letzten Kräfte. Die «Energy» dort ist einfach super!

Sepp Duft - Schlagzeuger bei den Gassä Tschäderer und bei den Tschädrios.
Sepp Duft - Schlagzeuger bei den Gassä Tschäderer und bei den Tschädrios.

Neumitglieder sind willkommen: mehr unter www.tschaederer.ch

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