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Arosa war rosa: 550 Schwule und Lesben feierten bei der «Gay Ski Week»

Wenn Schwule und Lesben aus den Vereinigten Staaten, aus Indien, Israel, der Schweiz und Deutschland gemeinsam feiern, dann wurde in Arosa die Gay Ski Week ausgerufen. Die «suedostschweiz.ch» bat Veranstalter Christian Leu um eine Bilanz.

29.01.18 - 16:30 Uhr
Leben & Freizeit
Die Arosa Gay Skiweek ist die zweitgrösste Schwulen- und Lesbenparty in Europa
Die Arosa Gay Skiweek ist die zweitgrösste Schwulen- und Lesbenparty in Europa
Jorge Pereira Photography

Üppig Lippenstift statt Sonnencreme, toupierte Haare statt Helm und Glitzerdress statt Rennanzug. Es ist nicht der Blick durch die rosa Brille, der Arosa die vergangenen Tage anders als andere Skigebiet erscheinen hat lassen. Sondern eine besondere Veranstaltung, die vor 14 Jahren erstmals über die weisse Bühne des Ferienorts ging: die Arosa Gay Ski Week.

«sudeostschweiz.ch» sprach mit Initiator Christian «Hitsch» Leu über die vergangene Woche, welchen Benefit der Austragungsort durch die «verqueerte» Veranstaltung hat und warum das Konzept der Homosexuellen-Woche nur in Arosa funktioniert. 

Hitsch Leu (r.) hat die Gay Ski Week vor 14 Jahren initiiert.
Hitsch Leu (r.) hat die Gay Ski Week vor 14 Jahren initiiert.

Herr Leu, die «Arosa Gay Skiweek» ging am Sonntag zu Ende. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Sehr positiv. Wir hatten etwa 70 Teilnehmer mehr als im vergangenen Jahr. Insgesamt kamen 550 Schwule und Lesben nach Arosa. Die Rückmeldungen waren sehr positiv, es hat alles sehr gut funktioniert.

Obwohl das Wetter am Anfang übel mitgespielt hat. Hatte das Auswirkungen auf Euer vielfältiges Programm?

Nein, nein. Wir haben wie immer angefangen. Einige haben das so richtig cool gefunden, dass es so viel Schnee gab. Und die restliche Woche hatten wir Schönwetter. Das ist mittlerweile ein alter Hut: Anfangs ist es nicht so besonders, dann schlägt es um und die Leute fahren heim und sagen, es war wunderschön.

Was war das Highlight?

Am letzten Wochenende war die traditionelle «White Night» im Kurhaus mit internationalen Gay-DJs. Das ist immer sehr, sehr geil. Heuer hatten wir mit Tiffany aus Mykonos eine halbstündige Show und zudem die ultrasexy GoGo-Tänzer. 

Die «Gay Ski Week» hat zum 14. Mal stattgefunden. Wie hat sich das in den letzten Jahren auf Arosa ausgewirkt?

Arosa ist zur Eventdestination geworden und die Gäste der Gay Ski Week erfahren eine grosse Wertschätzung im Ort. Denn das Event findet in einer Zeit statt, in der Arosa nicht ausgebucht ist. Wenn man eine Familie mit Kindern als Beispiel nimmt, die gehen zu Mittag in die Skihütte einmal etwas Essen. Die Teilnehmer der Gay Ski Week gehen jeden Mittag Essen, jeden Abend Après-Ski und sind danach noch im Ausgang. Und das eine ganze Woche lang. Da tut sich sehr viel. 

Wie gehen die Einheimischen und die anderen Gäste damit um?

Anfänglich war natürlich Skepsis da. Mittlerweile läuft es sehr gut. Es gibt sogar Gäste, die nicht gay sind, aber die ihre Ferien extra in dieser Zeit buchen, weil es sehr lustig zugeht und sich viel tut. Und Arosa ist in der Zwischenzeit eine sehr «Gay Friendly Destination» geworden. 

Was bedeutet das?

Viele von den Gästen kommen auch nach der Gay Ski Week wieder. Auch im Sommer. Das gibt einen riesengrossen Zweiteffekt. Die Schwulen finden das auch cool, wenn man nicht so separiert ist. 

Woher kommen eigentlich die meisten Gäste her?

Es sind Leute aus etwa 30 Nationen hier zu Gast. Die meisten kommen aus der Schweiz und aus Deutschland, heuer auch sehr viele Amerikaner, Belgier und Leute aus dem Ostblock. Wir haben seit Jahren auch zwei Inder aus Mumbai, dann ein paar aus Israel. Letztes Jahr hatten wir sogar Saudis dabei.

Den Ursprung hat die «Gay Ski Week» in Aspen. Gibt es andere Nachahmer?

Ja, genau. Bei uns hat es angefangen, als Schweiz Tourismus «Gay Friendly Destinations» gründen wollte und verschiedene Partnerstädte suchte. Und da haben wir uns gemeldet. Gleichzeitig auch Davos, Engelberg und Grindelwald. Die sind aber alle bachab gegangen, weil sie zu wenig Know-how hatten. Du kannst nicht einfach eine Gay Week machen, damit viel Geld fliesst, sondern musst auch ein für Homosexuelle passendes Angebot haben. Das ist nicht so einfach. 

Gibt es noch andere, vergleichbare Events?

In der Lenzerheide gibt es noch das Swing. Das wird immer grösser. In Europa gibt es momentan drei grosse Geschichten: Das ist die Tignes Gay Ski Week in Frankreich, dann kommen wir mit der Arosa Gay Ski Week und dann gibt es noch eine Veranstaltung in Sölden (Anm.: Österreich)

Zeitgleich zur «Gay Ski Week» hat das World Economic Forum stattgefunden. Hatte eure Veranstaltung ein Schattendasein?

Wenn man unsere Veranstaltung mit dem WEF vergleicht, kann man sicher sagen, dass unsere Teilnehmer viel, viel mehr Spass hatten als die ernsten Staatschefs in Davos. 

Was unterscheidet die «Gay Ski Week» von anderen Grossevents?

Natürlich ist das Publikum etwas anders und die Homosexuellen buchen vielleicht auch spezifische Sachen. Die Leute wollen sich sicher sein, dass sie willkommen sind, dass nicht blöd hinter ihrem Rücken geredet wird. Ansonsten ist der Unterschied zu anderen Partys nicht so besonders gross. 

 

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