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«Das Leid gehörte auch dort zu meiner Erfah­rung»

Ein Blick hinter die Klostermauern und auf das Leben der Mönche - eine neue Serie.

Südostschweiz
27.01.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Bruder Mariano mit einer seiner schweren, selbst gemachten Kutten.
Bruder Mariano mit einer seiner schweren, selbst gemachten Kutten.
SUSANNE VON DACH

von Susanne von Dach

Sein ganzes Leben hat Bruder Benedikt im Dienste der Armen gestanden, aber keinen der vergangenen Tage möchte er missen. Nicht die schönen Zeiten, aber auch nicht die schwierigen oder traurigen. Damals, nach Abschluss seiner Matura, dem an­schliessenden Noviziat,den abgelegten Gelübde in Nordfrankreich, war Bruder Benedikt nach Togo (Südwestafrika) aus­gesandt worden, wo er sich 15 Jahre für die Ärmsten einsetzte.

Seine Aufgabe war es, den christlichen Glauben zu verkün­den, Kranke zu pflegen, und soziale Diens­te den Armen anzubieten. «Meine Aufgabe war es aber auch, Brunnen zu bauen, beim Gestalten der Gartenanlagen mitzuhelfen und den Menschen dort Selbstversorgung zu lehren», klärt er auf. «Alle drei Jahre kam ich jeweils für drei Monate zurück in die Schweiz, wo ich Vorträge über die Mission Togo und meine Arbeit hielt, aber auch in den Pfarreien mithalf. Um dieSelbstversorgung der Armen zu fördern, brachte ich jeweils aus meinem Urlaub Saatgut nach Togo und pflanzte dort mit den Menschen Salate, Karotten und un­zählige andere Gemüsesorten. Ja, viel gab es zu tun in Togo...»

Einen Augenblick herrscht Stille, sein Gesicht zeigt sich kurz schmerzerfüllt, dann meint er leise: «Das Leid gehörte auch dort zu meiner Erfah­rung. Viele Kinder wurden von den Müt­tern völlig unterernährt zu mir gebracht und sind aber dann bald unter meinen Augen gestorben. Wahrlich, es war keine leichte Zeit. Und oft tat es im Herzen weh.»

Viele komplizierte Stoffteile

Später,in der hauseigenen Schneiderei an­gelangt, nimmt sich BruderBenedikt einen frisch gewaschenen und gebügelten Stapel Wäsche vom Gestell. Sein Ordensbruder Bruder Mariano ist gerade dabei, eine dunkelbraune, schwere Kutte zu schnei­dern. Eine solche bedürfe viel Zeit, rund 40 Stunden brauche er, um diese herzu­stellen, erklärt dieser.

So ein Gewand be­stehe aus vielen komplizierten Stoffteilen, einige müssten mit Rosshaareinlagen ver­stärkt werden, dazu habe er auch als Sa­kristan mit der täglichen Betreuung der Klosterkirche mehr als genug zu tun.

Auf die Frage, was denn die drei Knöpfe in der eierschalenfarbigen, zur Kutte gehörigen Kordel bedeuteten, erläutert er: «Symbo­lisch bedeutet der erste Knopf Armut (kein persönlicher Besitz), der zweite Gehorsam (Aufgaben annehmen, der Tagesordnung folgen) und der dritte Ehelosigkeit», sagt er und vertieft sich eifrig wieder in seine Arbeit.

Der Morgen im Kloster Mariaburg in Nä­fels neigt sich allmählich seinem Ende zu, in den Gängen des Klosters wabert aus derKüchekommender, einladender Mittag­essensduft. Bruder Benedikt tritt in die Küche und setzt sich auf die Eckbankan den grossen Küchentisch.

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