«Das Leid gehörte auch dort zu meiner Erfahrung»
Ein Blick hinter die Klostermauern und auf das Leben der Mönche - eine neue Serie.
Ein Blick hinter die Klostermauern und auf das Leben der Mönche - eine neue Serie.
von Susanne von Dach
Sein ganzes Leben hat Bruder Benedikt im Dienste der Armen gestanden, aber keinen der vergangenen Tage möchte er missen. Nicht die schönen Zeiten, aber auch nicht die schwierigen oder traurigen. Damals, nach Abschluss seiner Matura, dem anschliessenden Noviziat,den abgelegten Gelübde in Nordfrankreich, war Bruder Benedikt nach Togo (Südwestafrika) ausgesandt worden, wo er sich 15 Jahre für die Ärmsten einsetzte.
Seine Aufgabe war es, den christlichen Glauben zu verkünden, Kranke zu pflegen, und soziale Dienste den Armen anzubieten. «Meine Aufgabe war es aber auch, Brunnen zu bauen, beim Gestalten der Gartenanlagen mitzuhelfen und den Menschen dort Selbstversorgung zu lehren», klärt er auf. «Alle drei Jahre kam ich jeweils für drei Monate zurück in die Schweiz, wo ich Vorträge über die Mission Togo und meine Arbeit hielt, aber auch in den Pfarreien mithalf. Um dieSelbstversorgung der Armen zu fördern, brachte ich jeweils aus meinem Urlaub Saatgut nach Togo und pflanzte dort mit den Menschen Salate, Karotten und unzählige andere Gemüsesorten. Ja, viel gab es zu tun in Togo...»
Einen Augenblick herrscht Stille, sein Gesicht zeigt sich kurz schmerzerfüllt, dann meint er leise: «Das Leid gehörte auch dort zu meiner Erfahrung. Viele Kinder wurden von den Müttern völlig unterernährt zu mir gebracht und sind aber dann bald unter meinen Augen gestorben. Wahrlich, es war keine leichte Zeit. Und oft tat es im Herzen weh.»
Viele komplizierte Stoffteile
Später,in der hauseigenen Schneiderei angelangt, nimmt sich BruderBenedikt einen frisch gewaschenen und gebügelten Stapel Wäsche vom Gestell. Sein Ordensbruder Bruder Mariano ist gerade dabei, eine dunkelbraune, schwere Kutte zu schneidern. Eine solche bedürfe viel Zeit, rund 40 Stunden brauche er, um diese herzustellen, erklärt dieser.
So ein Gewand bestehe aus vielen komplizierten Stoffteilen, einige müssten mit Rosshaareinlagen verstärkt werden, dazu habe er auch als Sakristan mit der täglichen Betreuung der Klosterkirche mehr als genug zu tun.
Auf die Frage, was denn die drei Knöpfe in der eierschalenfarbigen, zur Kutte gehörigen Kordel bedeuteten, erläutert er: «Symbolisch bedeutet der erste Knopf Armut (kein persönlicher Besitz), der zweite Gehorsam (Aufgaben annehmen, der Tagesordnung folgen) und der dritte Ehelosigkeit», sagt er und vertieft sich eifrig wieder in seine Arbeit.
Der Morgen im Kloster Mariaburg in Näfels neigt sich allmählich seinem Ende zu, in den Gängen des Klosters wabert aus derKüchekommender, einladender Mittagessensduft. Bruder Benedikt tritt in die Küche und setzt sich auf die Eckbankan den grossen Küchentisch.
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