Rauchverbot: Ich beneide euch um eure konsequente Politik gegen das «Pofeln»

Liebe Bündner, liebe Rauch-Fraktion und liebe Glimmstängel-Verweigerer!

Kennt ihr die österreichische Lösung? Nein? Also wirklich! Ihr müsst doch wissen, wie eure östlichen Nachbarn so ticken: Dass sie bei jeder Gelegenheit den einfachsten gangbaren Weg wählen. Sich weder für das eine noch für das andere entscheiden, um niemanden zu kränken. Um schliesslich alle vor den Kopf zu stossen. Sogar Wikipedia hat uns für dieses Verhalten - wir bezeichnen es als «wigglwaggl»-Verhalten - einen charmanten Eintrag ins Netzlexikon gewidmet:

Genau diese österreichische Gangart macht uns jetzt das Leben wieder einmal schwer: Wir können uns nicht entscheiden, ob wir eine Nation der «Pofler», wie bei uns Raucher in der Umgangssprache etwas abwertend bezeichnet werden, sind. Oder uns dem europaweiten Trend beugen wollen und dem Glimmstängel in Bars und Gastronomiebetrieben Hausverbot erteilen wollen. Also hat sich unsere Regierung 2009 auf ein partielles Verbot geeinigt. Oder eigentlich nicht. 

Denn in Lokalen, Bars, Restaurants, Hütten, Cafés usw. gilt seither zwar ein «grundsätzliches» Rauchverbot, aber mit einer Glaswand konnten Wirte dieses geschickt umgehen. Die Glasereien jubelten über Rekordaufträge, auch wenn ihre Trennvorrichtungen zu Nasenbrüchen oder Beulen führen und meist mehr Dekoration als Nutzen bringen. 

Nun, das Volk wurde immer säuerlicher - vielleicht auch benebelt. Also wurde 2015 ein Gesetz beschlossen, welches das Rauchen ab Mai 2018 in allen Lokalen generell verbietet. Und dann kamen die Wahlen 2017 und kurz vor Jahreswechsel rief die schwarz (türkis)-blaue Regierung aus: Österreich kippt das generelle Rauchverbot. Und seither laufen die Gegner Sturm, die Feinnasen zetteln eine Volksbefragung an. Wir ziehen die Nasen hoch.

Also liebe Bündner, liebe Nachbarn, seid froh, dass ihr bald die Pionierrolle übernehmen dürft und bei euch das Rauchverbot am Bahnhof getestet wird. Ich kann euch ein Lied davon singen, wie es ist, in einer Sache einzigartig zu sein. Denn wir sind europaweit die einzigen, die sich so sau-dämlich anstellen, wenn es um das Kippen der Kippen (in Lokalen und Innenräumen) geht. 

Liebe Grüsse aus der rauchfreien Redaktion,

Valentina

P.S. und die Auflösung zur Umfrage von Freitag: Was ist ein Gredscheisser?

Antwort: Das Huhn wird in Oberösterreich mitunter als «Gredscheisser» bezeichnet. Die Gred ist der gepflasterte, erhöhte Bereich vor dem Hauseingang. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort gradus (Stufe) oder dem mittelhochdeutschen Wort «grêde» ab.