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Ohne Guetsli gibts keine Weihnachten

Weihnachtszeit ist Guetslizeit – diese Tradition ist für Andrea Bürkli unumstösslich. Die Untervazerin ist eine begnadete Bäckerin, aber auch das Dekorieren der Wohnung liegt ihr im Blut. Ein Besuch.

17.12.17 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Heute Nachmittag geht der Grossteil davon auf die Post», sagt Andrea Bürkli und zeigt mit einer ausladenden Handbewegung auf die zahlreichen Silberplatten auf dem Esstisch. Darauf liegt die Arbeit von vielen, wie Andrea sagt, «schönen Stunden». Eine Auswahl von 17 Sorten selbst gebackenen Guetsli. Vor etwas mehr als einer Woche hat die 56-Jährige gemeinsam mit ihrer Tochter Nicole die ersten süssen Köstlichkeiten gebacken, und heute macht sie sich daran, noch die letzten beiden Sorten – Spitzbuben und Mailänderli – in den Ofen zu schieben.

«Jedes Jahr am Samichlaustag ist für mich der Startschuss zu meiner ganz persönlichen Guetslete», erzählt Andrea. Das gehöre seit mehr als 30 Jahren zu ihren Adventstraditionen. «Ich mag es einfach, wenn es so herrlich duftet und ich am Schluss meine kleinen Werke bestaunen kann.»

Zudem geniesse sie die Zeit beim Guetsle, da sei es ganz still um sie herum – wenn sie alleine sei. Diese Stimmung habe dann etwas sehr Entspanntes, erklärt Andrea.

Drei Generationen beim Backen

Andrea muss aber nicht alleine backen, bereits ist die nächste und sogar die übernächste Generation mit dabei: ihre Tochter Nicole und deren zehn Monate altes Töchterchen Lina sind ebenfalls in der weihnachtlich stilvoll dekorierten Küche am Werkeln.

«Für mich ist es etwas ganz Tolles, mit meiner Mama gemeinsam Weihnachtsguetsli zu backen, damit ich irgendwann ihre Tradition weiterführen kann», sagt Nicole. Und beim Backen gäbe es immer schöne Gespräche und viel zu lachen, wissen die beiden Frauen mit einem Grinsen zu erzählen. Die kleine Lina sitzt dabei in ihrem Hochstuhl und beschäftigt sich mit dem Schwingbesen, lacht und quietscht fröhlich. «Mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben, ist so schön», sagt Andrea. Auch die zweite Tochter interessiere sich fürs Backen, aber jedoch mehr für die Herstellung von Torten, erzählt Andrea.

Die bescheidene Frau möchte sich selber gar nicht als Meisterbäckerin sehen. Schnell zückt sie ihre Guetsli-Bibel, «das beinah legendäre Betty-Bossi-Buch ‘Guetzle mit Betty Bossi’ begleitet mich seit Jahren, und ohne das könnte ich keine Guetsli machen.» Darum habe sie bereits jeweils ein Exemplar an ihre Töchter weiterverschenkt.

Ihr persönliches Buch – mit ganz vielen handschriftlichen Notizen zu Teigdicke, Mengenangaben, Tricks und Kniffs – sieht nach dem jahrelangen Gebrauch schon ziemlich mitgenommen aus. Da ein Spritzer Butter und dort eine Papierwelle vom Wasser und ein Flecken vom Mehl. Beim Betrachten weiss man, dieses Buch hat schon einige Backstunden erlebt.

Stilvolles Dekorieren

Obwohl Andrea noch im örtlichen Schulhort, auf dem Bauernhof von Verwandten und mit weiteren freiwilligen Engagements beschäftigt ist, bezeichnet sie sich als «leidenschaftliche Hausfrau». Sie habe immer gerne Daheim zum Rechten gesehen und für ihre Familie ein schönes Zuhause gestaltet.

Besucher sehen schon beim Betreten der Wohnung, dass Andrea in dieser Hinsicht eine absolute Perfektionistin ist. Die Wohnung strahlt eine Behaglichkeit aus, wie man sie sonst nur aus «Schöner Wohnen»- und Dekomagazinen kennt. «Eine Wohnung ohne Dekoration kann ich mir nicht vorstellen», erzählt sie und lacht.

So steht auf dem Küchentisch an der Wand ein Arrangement aus alten, beinah antiken, Backutensilien – vom handgemachten Teigrädli über die Küchenwaage mit Patina bis zu uralten Guetsliausstechern ist alles mit dabei. Ausgeschmückt mit einer rustikalen Häkelborte und ein paar stimmungsvollen Fotos. Dahinter eine perfekt ins Bild passende Stehlampe. In einer anderen Ecke ein Arrangement aus uralten Fotos – noch mit gewelltem Rahmen –, aufgehängt an einer kupferfarbigen Drahtkonstruktion. Kerzen, Engel und Felle gehören überhaupt in der ganzen Wohnung zum Stil, den Andrea besonders gerne mag. «Dekorieren ist meine Leidenschaft», sagt die Untervazerin.

Dabei und beim Backen finde sie ihren Ausgleich. Die Freude am Backen hat Andrea von ihrer Mama geerbt. Die ältere Frau mag zwar nicht mehr viele Sorten backen, aber «drei – Chräbeli, Totebeinli und Vanillestängel mit Schoggi –» macht sie «noch immer», erzählt Andrea. Übrigens: Das Lieblingsguetsli von Andrea sind die klassischen Mailänderli. «Das sind die besten und typisch für Weihnachten.» Für Tochter Nicole sind es die Spitzbuben. Apropos: Die Guetsli-Post geht an die Verwandtschaft im Tessin.

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