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Eine Reise in die Zauberwelt von Harry Potter

Harry Potter, der Junge mit der blitzförmigen Narbe auf der Stirn, begeistert seit 20 Jahren Jung und Alt. In den Original-Filmkulissen erleben Besucher die Welt aus Magie und Fabelwesen hautnah.

12.12.17 - 14:21 Uhr
Leben & Freizeit

Nervös nestelt der kleine Junge am schwarzen Mantel mit den Fledermausärmeln und der bordeauxfarbenen Borte herum, rückt die schwarz gerahmte Brille noch ein letztes Mal zurecht und fährt sich mit der rechten Hand durchs strubbelige Haar. Die linke sicher in Mamas Hand. Endlich öffnet sich das massive Eingangstor zu seiner Traumwelt. Der 11-jährige Tom betritt zaghaft den grossen Saal, blickt staunend nach rechts und nach links.

Der Knabe ist zu Besuch in den Warner Brothers Studios im englischen Städtchen Watford, der Filmheimat des wohl berühmtesten Zauberers und dem Idol des Buben: Harry Potter. Im kleinen Städtchen, rund 32 Kilometer nordwestlich von London, wurden grosse Teile aller acht Harry- Potter-Filme gedreht, welche bislang weltweit knapp acht Milliarden US-Dollars eingespielt haben. Hier sind die Filmstars Daniel Radcliffe (Harry Potter), Emma Watson (Hermine Granger) und Rupert Grint (Ron Weasley) herangewachsen und haben zehn Jahre ihres Lebens in die Verfilmung der fantastischen Geschichten investiert. Geblieben sind rund zwei Dutzend originale Filmsets und Tausende von Requisiten: Perücken, falsche Zähne, rund 3000 Zauberstäbe, Tausende von handgeschriebenen Etiketten für Zaubertränke, 5000 Möbelstücke, 12 000 handgemachte Bücher und vieles mehr. Zu sehen ist das alles in zwei Hallen und einem grossen Aussenbereich.

Glänzender Winterzauber

Tom, die kleine Harry-Potter-Kopie, steht noch immer mitten in der grossen Halle und kann ein begeistertes «Wow!» nicht zurückhalten. Vor lauter Staunen bekommt er seinen Mund nicht mehr zu. Der Saal, in dem die angehenden Zauberer in der Geschichte essen, trinken, feiern und grosse Versammlungen abhalten, beeindruckt durch seine schiere Grösse.

Jetzt zur Weihnachtszeit ist er zudem noch festlich geschmückt mit insgesamt elf grossen Weihnachtsbäumen. Weihnachtskugeln, Kerzen, Glitzer und Glimmer verleihen dem Saal ein festliches Ambiente. «Hogwarts in the snow» (noch bis 28. Januar zu sehen) nennt sich die Inszenierung, für die die fleissigen Helfer im Hintergrund einen Monat lang künstlichen Schnee und Weihnachtsdekoration in der Zauberwelt drapiert haben. Sogar als Muggel (so werden in der magischen Welt die Menschen bezeichnet, die keine Zauberkräfte haben) taucht man hier tief ein in die Zauberwelt.

Genauso ergeht es auch Elisa Williams. Obwohl sie seit fünf Jahren als Guide in der Harry-Potter-Welt arbeitet, ist sie jeden Tag aufs Neue begeistert: «Sogar ich entdecke bei jedem Rundgang wieder etwas Neues.» Sie habe schlicht den wohl schönsten Job der Welt, erzählt sie begeistert.

Das erste Buch vom Waisenjungen Harry Potter und seinem Weg zum Zauberer erschien vor ziemlich genau 20 Jahren. Was danach kam, ist legendär: Die Harry-Potter-Buchreihe wurde zur erfolgreichsten Buchreihe aller Zeiten, die Filme haben die Welt begeistert und die Autorin J. K. Rowling wurde zur reichen Frau. Alle Welt erfuhr, warum der Junge eine blitzförmigen Narbe auf der Stirn hat, wo Hogwarts liegt und wie man das Gleis 9¾ betritt.

Rundgang durch die Geschichte

Die grosse Halle ist aber nicht das einzige Highlight, sondern gerade mal der Anfang. Danach tauchen die Besucher ein in die Welt von Harry Potter & Co. Es geht in den urig-gemütlichen Gryffindor-Gemeinschaftsraum mit den roten Ohrensesseln, den abgewetzten Kissen und dem heimeligen Kamin. Danach ins Büro von Albus Dumbledore, Direktor von Hogwarts – ein Astronomenzimmer mit Mikro- und Teleskopen, dicken Wälzern, Himmelskarten und dem Denkarium, in dem rund 800 handbeschriftete Erinnerungs-Phiolen aufbewahrt werden. Etwas weiter ist die gemütliche und etwas chaotische Küche der Zaubererfamilie Weasly, in der das Bügeleisen bügelt und das Messer die Rüebli schneidet oder der Abwaschbesen die Pfanne fegt – all das ohne menschliche Hand, wie von Zauberhand natürlich.

Ein weiterer besonderer Ort ist die Winkelgasse – die Einkaufsmeile für Zauberer. Die Gasse mit den detailverliebten Schaufenstern und dem Flair wie aus dem letzten Jahrhundert zieht die Besucher magisch an. Und schliesslich darf auch der Bahnhof, von dessen Gleis 9¾ die Hogwarts-Schüler die Reise ins schottische Hochland nach Hogwarts antreten, nicht fehlen.

Es gibt aber nicht nur einiges zu sehen, sondern auch viel zu erleben in Harry Potters Welt. So kann man auf einem Besen reiten, durch den verbotenen – dunklen – Wald laufen und sich vor Riesenspinnen gruseln oder dem biederen Reihenhaus der Dursleys im Ligusterweg Nummer 4 einen Besuch abstatten.

Für Studio-Guide Elisa sind die zwei Hallen so etwas wie Heimat, ist die 29-Jährige doch mit Harry Potter aufgewachsen und hat gar in einigen Filmen als Statistin mitgespielt. «Für mich ist das hier wie ein Zuhause, und ich freue mich so sehr, dass alles so lebendig gehalten wird», sagt sie. Und schon wuselt Tom, der kleine Harry Potter mit schwarzem Umhang und Zauberstab, an ihr vorbei, schnurstracks auf dem Weg zu Hagrids Motorrad mit Seitenwagen, um sich direkt in diesen zu setzen. Der Junge lehnt sich zurück, hebt den Zauberstab in die Luft, und in seinem Kopf hebt er wohl jetzt gerade ab und schwebt in seiner Zauberwelt davon.

 

Informationen

Hinkommen: Travelhouse bietet Reisepakete in die Warner Bros. Studios an. Für drei Tage mit zwei Übernachtungen inklusive Studio-Transfer ab/bis London ab 350 Franken. Es empfiehlt sich, mindestens vier Monate im Voraus zu buchen.

Eintritt: Die Tickets können auch individuell gekauft werden (Preise von 29 bis 39 £ pro Person – Kinder/Erwachsene).

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