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Bischof Huonder will Zürcher Geld für Abtreibungsgegner und Renovation

Bischof Vitus Huonder fordert von Zürich über eine Million Franken. Diesen Betrag an das Bistum Chur hat die Zwinglistadt aus Protest zurückbehalten.

Südostschweiz
03.12.17 - 12:59 Uhr
Leben & Freizeit
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Marco Hartmann

Vitus Huonder, Bischof des Bistums Chur, hat einen Brief an die Zürcher Katholiken verfasst – mit einer klaren Forderung. Der 75-Jährige erhebt im Schreiben «moralischen Anspruch» auf einen 1.2 Millionen Franken schweren Fonds, welcher rechtlich den Zürchern gehört, wie die «Sonntagszeitung» schreibt. Dieses Geld will Huonder unter anderem einsetzen, um fundamentalistische Abtreibungsgegner zu unterstützen und sein Schloss in Chur zu renovieren. Mit der Erstattung dieses Betrages soll «das leidige Thema der zurückbehaltenen Bistumsbeiträge» aus der Welt geschafft werden, so wird aus dem Brief zitiert, welcher der «Sonntagszeitung» vorliegt. Einzelne Adressaten des Briefes, werten dieses Schreiben als «Drohgebärde, die einen Protest auslösen könnte».

Geld für ein eigenes Bistum

Der von Bischof Huonder geforderte Fonds, wurde im Jahr 1990 von den Zürcher Katholiken ins Leben gerufen, um ein eigenes Bistum in der Zwinglistadt zu finanzieren. Damit wollten sich die Zürcher vom «Problembistum Chur», welches damals von Bischof Wolfgang Haas geführt wurde, abspalten. Bis heute war die Debatte um ein Bistum Zürich erlahmt, zumal sich die Katholiken des Bistums Chur im März diesen Jahres noch gegen eine Abspaltung ausgesprochen hatten. Denn ohne den Finanziellen Rückhalt der Zürcher fühlen sich die übrigen Kantonalkirchen nicht in der Lage, sämtliche Aufgaben alleine zu meistern, schreibt die «Sonntagszeitung» weiter.

«Schwerer Schaden am staatskirchenrechtlichen System»

Das Parlament der Zürcher Katholiken, die Synode, befindet am 7. Dezember über ein Postulat, welches einen Vorschlag für die weitere Verwendung der Gelder aus dem «Fonds Bistum Zürich» prüfen soll. Im Wissen über dieses Traktandum macht Vitus Huonder in seinem Schreiben Vorschläge, wie der Fonds liquidiert werden kann – und macht klar, dass er den Boykott der Zürcher verurteilt. Er spricht gar von einem «schweren Schaden», der am staatskirchenrechtlichen System entstanden sei. Huonder schlägt vor, die Gelder in drei Teile zu spalten. Je 400'000 Franken sollen die drei Bereiche Soziales, Kultur und Bildung erhalten – darin enthalten je 200'000 Franken an die Caritas Graubünden und an die Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind – hinter letzteren stehen fundamentalistische Abtreibungsgegner. Den Drittel im Bereich Kultur möchte der Bischof für die Renovation seines Schlosses aufwenden. Entgegen der Vermutung der Zürcher Katholiken möchte Vitus Huonder laut seinem Sprecher Guiseppe Garcia nicht für das Domschatzmuseum einsetzen. Der letzte Teil soll schliesslich in die Stiftung Priesterseminar St. Lutzi in Chur fliessen.

Geht der Schuss nach hinten los?

Syndonalpräsident Schnüriger kann ob dieser Forderung nur den Kopf schütteln. Die Einmischung in solche Angelegenheiten sowie der Zeitpunkt der Forderungen kämen zum falschen Zeitpunkt. Ob sich nach diesem Brief überhaupt noch eine Mehrheit für die Auflösung des Fonds aussprechen wird, ist nun mehr als fraglich. Die geplante Spende an die Abtreibungsgegner sei zudem eine «reine Provokation» wird Schnüriger von der «Sonntagszeitung» zitiert. Auch die Investition in Renovationen sei eigentlich aus eigenen Mitteln zu tragen.

Giuseppe Garcia, Sprecher von Vitus Huonder, sieht das jedoch anders. «Ich glaube nicht, dass wir mit dem Brief jemanden vor den Kopf gestossen haben».

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