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Tierarzt brauchts nicht mehr so oft

Sind die Kühe im Stall der Familie Zweifel in Schänis krank, greift Bäuerin Margrit Zweifel meist als Erstes zu homöopathischen Heilmitteln. Der Erfolg ist verblüffend.

Südostschweiz
26.11.17 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Von Barbara Schirmer

Winterzeit ist Grippezeit. Das trifft nicht nur bei Menschen zu. Auch Tiere können eine Grippe haben, leiden an Atemwegserkrankungen und Fieberschüben. Manchmal müssen Unfälle behandelt werden oder Klauenprobleme und Co. machen sich bemerkbar. Während früher verbreitet Antibiotika eingesetzt wurde, greifen immer mehr Landwirte zu alternativen Heilmitteln.

Auch Margrit Zweifel aus Schänis-Dorf kennt die Wirkung homöopathischer Dosierungen von Bryonia, Silicea und Co. Zeigt eine ihrer Kühe Unwohlsein, heisst das für sie, genau hinzuschauen. «Ein gutes Auge und Kenntnisse über jedes einzelne Tier sind dabei der Schlüssel zum Erfolg», sagt sie. Es sind Details, welche die Bäuerin, die täglich im Stall anzutreffen ist, häufig zum richtigen Mittel führen. Wie kam das Fieber? Plötzlich oder schleichend? Legt sich das Tier auf die kranke Seite oder ist es auf einmal sehr anhänglich und sucht Trost?

Seit über zehn Jahren ist die homöopathische Stallapotheke ein fixer Bestandteil im Inventar der Familie Zweifel. Wie in den meisten Fällen sind auch sie durch einen Einsatz im Humanbereich auf die Globuli gestossen. Was die Leiden von Menschen heilt, sollte eigentlich auch bei Tieren Erfolg versprechen, war der Folgegedanke. Hinzu kam, dass der Trend vieler Landwirte damals in diese Richtung wies. Also besuchte Margrit Zweifel einen Grundkurs, um sich die wichtigsten Erkenntnisse anzueignen.

Homöopathie im Kuhstall schliesst den Tierarzt nicht aus.

Miteinander bringt Erfolg

Während früher der Tierarzt im Krankheitsfall immer gerufen wurde, beschränkt sich das heute auf ein Minimum. Leidet eine Kuh an Milchfieber und kann bereits nicht mehr aufstehen, überlegt die Bäuerin aber nicht lange. Dann muss schnellstens der Veterinär aufgeboten werden. Diese Situation ist lebensbedrohlich für das Tier, eine Infusion zur Ergänzung der fehlenden Stoffe unumgänglich.

In solchen Fällen werden im Stall Zweifel die Globuli ergänzend zur komplementären Behandlung verabreicht. Das Ziel: einen Rückfall vermeiden. «Homöopathie im Kuhstall schliesst den Tierarzt nicht aus, es ist vielmehr das Miteinander, das den Erfolg bringt», betont Margrit Zweifel.

Dass sie, wann immer möglich, Antibiotika vermeiden möchte, hat einen Grund. Sie hat grossen Respekt davor, dass das Medikament via Jauche in den Umweltkreislauf gerät. «Ich habe regelrecht ein schlechtes Gewissen, wenn wir eine Kuh damit behandeln müssen», hadert sie. Darum überlegt sie diesen Schritt gut.

Hilfe in der alternativen Behandlung erhält sie vom Verein Kometian. Tierärzte mit einer Zusatzausbildung in Komplementärmedizin und anerkannte Tierheilpraktiker stellen zusammen eine Hotline rund um die Uhr zur Verfügung. Hier können Herr und Frau Tierhalter anrufen, wenn sie mit ihren eigenen Kenntnissen an ihre Grenzen stossen. Als Margrit Zweifel davon hörte, beschloss sie ohne zu zögern, Mitglied bei Kometian zu werden. Regelmässig ruft sie dort an und lässt sich beraten. Zusätzlich besucht sie einen Arbeitskreis, um sich unter Gleichgesinnten auszutauschen und ihr homöopathisches Wissen zu erweitern.

Es braucht grossen Einsatz

Die Krankheitsgeschichten und die damit verbundenen Heilungen, von denen Margrit Zweifel erzählt, sind erstaunlich und verblüffend zugleich. Es stellt sich die Frage, weshalb längst nicht alle Landwirte auf diese Behandlungsmethode setzen. Das hänge wahrscheinlich mit dem damit verbundenen Aufwand zusammen, mutmasst die Bäuerin.

Tiere können nicht erzählen, wo es kneift und zwickt, wo es schmerzt.

Man müsse gewillt sein, mehrmals täglich und auch in der Nacht aufzustehen, um die Tiere mit den Globuli zu versorgen. Neben diesem Einsatz muss das Vieh tagtäglich beobachtet, Reaktionen und Verhalten eingeordnet werden und man muss sich in das Tier einfühlen können. Sonst funktioniert die Homöopathie im Kuhstall nicht. Denn Tiere können nicht sprechen, können also nicht erzählen, wo es kneift und zwickt, wo es schmerzt und warum wohl die Krankheit ausgebrochen ist. Das alles muss Margrit Zweifel selber herausfinden und dann in ihren Büchern nach dem richtigen Mittel suchen.

Die Hilfe von Kometian und wenn es unvermeidbar ist auch jene vom Tierarzt nimmt Margrit Zweifel gerne an. Denn eine gesunde Viehherde ist der Stolz eines jeden Landwirts – das ist auch bei den Zweifels so.

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