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Bald rollt das Krokodil von Davos nach Filisur

Die RhB ist schweizweit das einzige Unternehmen, das alte Dampflokomotiven restaurieren kann. Auch auf ihrem eigenen Streckennetz will sie künftig mehr historisches Rollmaterial einsetzen.

14.11.17 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Mehrere Jahrzehnte lang rosteten sie unbeachtet und still vor sich hin – bis Pascal Troller, der sich für die Restaurierung und den Erhalt von historischem Rollmaterial einsetzt, auf die zwei alten Dampflokomotiven aufmerksam wurde.

Zwei Dampfloks sind gerettet

«Ich gehe jeweils auf die Leute zu, denen die Lokomotiven gehören», erklärt Troller. Dann mache man eine grobe Beurteilung der Lokomotiven und entscheide, ob sie repariert werden könnten. Die finanziellen Mittel für die Restaurierungen stammen laut Troller von Vereinen, Stiftungen und Privatpersonen.

Derzeit werden die beiden Lokomotiven in der Hauptwerkstätte der Rhätischen Bahn (RhB) in Landquart restauriert und sollen schon bald auf die Schienen zurückkehren. Konkret handelt es sich bei einer der beiden Lokomotiven um die 115-jährige Lokomotive F3 Nummer 41. Ursprünglich wurde sie laut Troller für die Schweizerische Centralbahn gebaut. Im Auftrag des Verkehrshauses Luzern wird sie nun von Spezialisten der RhB restauriert. Die zweite Dampflokomotive, die momentan in der RhB-Werkstatt steht, ist eine aus dem Jahr 1926 stammende Brüniglokomotive. Rund eine Million Franken kostet deren Restaurierung.

Know-how soll erhalten werden

«Wir gehen vor allem die grossen Aufträge an», erklärt Ivo Hutter, Leiter Rollmaterial bei der RhB. Schweizweit sei die RhB das einzige Unternehmen, das Dampflokomotiven restaurieren könne. «Klar sind solche Aufträge für uns eine Einnahmequelle», so Hutter. Betrachte man aber das Volumen der ganzen RhB, seien die Einnahmen auf dem Drittmarkt mit rund 2,5 Millionen Franken jährlich nicht so bedeutend für das Unternehmen. Man wolle aber damit nicht nur Geld verdienen, es gehe auch darum, «Know-how zu erhalten».

Nebst den Aufträgen von Vereinen und anderen Schweizer Bahnunternehmen restauriert die RhB aber auch laufend ihr eigenes Rollmaterial. So zum Beispiel ihre Kult-Lokomotive, das sogenannte Krokodil, für rund 150 000 Franken. «Ab dem Frühling 2018 wird das Krokodil zweimal täglich auf der Strecke Davos–Filisur im regulären Personenverkehr unterwegs sein.» Aufpreis zahle man für die Fahrt im Krokodil keinen, so Hutter. «Wir hoffen, dass wir dadurch mehr Leute für das Zugfahren gewinnen können.»

In Zukunft wolle man vermehrt solche Angebote auf dem Streckennetz schaffen, so Hutter. Dies auch auf Druck des Grossen Rates, der den entsprechenden Auftrag Stiffler im April gegen den Willen der Regierung gutgeheissen hatte. Darin wird gefordert, den Einsatz von historischem Rollmaterial auszubauen, um Touristen in den Kanton zu locken.

Ein Beitrag zum Tourismus

Obwohl die Arbeiten an den alten Zügen nicht zu 100 Prozent kostendeckend seien, «leisten wir uns das als Beitrag für den Bündner Tourismus und für die Kulturgüter», sagt Hutter. Ausserdem gehörten der Einsatz und die Pflege des historischen Materials zum Grundauftrag der RhB.

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