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Wer sind die Heiligen?

Das Wort von Vikar Sebastian Thayyil zum heutigen Fest der Allerheiligen.

Südostschweiz
01.11.17 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
«Wahre Heiligkeit besteht darin, den Willen Gottes lächelnd zu tun» (Zitat, Heilige Mutter Teresa von Kalkutta).
«Wahre Heiligkeit besteht darin, den Willen Gottes lächelnd zu tun» (Zitat, Heilige Mutter Teresa von Kalkutta).
SÜDOSTSCHWEIZ

Von Sebastian Thayyil, Vikar in Näfels

Am 1. November feiert die katholische Kirche das Fest Allerheiligen. Die Heiligen sind unsere Vorbilder. Alle Heiligen haben nach dem Wort und Gebote Gottes gelebt und sind so Jesus, dem fleischgewordenen Gott, nachgefolgt.

Heilige haben verschiedene Arten in der Nachfolge Jesus. Einige wurden durch Krankheit oder Unfall hellhörig, sind Jesus nachgefolgt als gesandte Gottes in die ganze Welt zur Nachfolge Jesu. Einige wollten in Armut und Einsamkeit nur für Gott leben. Einige entwickelten die Kirchenlehre und die Traditionen des Christentums entscheidend weiter. Einige folgten Jesus Christus bedingungslos und hatten ein besonderes Verhältnis zur Schöpfung. Wieder andere verteidigten den katholischen Glauben und wendeten Gefahren ab, die der Kirche drohten.

Von den unzähligen Heiligengestalten der Kirche gibt es spannende Biografien und Geschichten zu entdecken. Was uns am besten passt, können wir als Lebensstil annehmen.

Die Heiligen als unsere Vorbilder heute: Heilige sind nach dem Verständnis der katholischen Kirche Menschen, die durch einen vorbildhaft christlichen Lebensstil aufgefallen und als besonders glaubensstark galten. Viele von ihnen werden heiliggesprochen. Die Verehrung von Heiligen gehört zum Glaubensleben der katholischen Kirche, dafür stehen die zahlreichen Gedenktage zu Ehren der Heiligen, die im Laufe eines Kirchenjahres begangen werden.

Die Hervorhebung der Heiligen durch die katholische Liturgie zeigt: Heilige und ihre Verehrung sind ein Element christlicher Spiritualität und haben in der Feier des Gottesdienstes einen festen Platz. Die Bedeutung der Heiligen für das kirchliche Leben zeigt sich allerdings erst in ihrem Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Christus. In diesem Sinne ist auch die Aussage des kirchlichen Lehramts zu verstehen: Heiligenverehrung ist erlaubt und kann für die christliche Frömmigkeit nützlich sein, sie ist jedoch nicht verpflichtend. Grundsätzlich wird die Verehrung der Heiligen streng von der Anbetung Gottes unterschieden.

Unsere Heiligkeit ist Teilnahme an Gottes Heiligkeit: Heiligkeit ist zuerst als Eigenschaft Gott vorbehalten. Heilig ist Gott, insofern er der Lebenswelt des Menschen entzogen ist. Anderseits ist Gott heilig, weil er sich dem Menschen zuwendet. Ein Zeichen für seine Zuwendung ist der Bund mit dem Volk Israel im alten Testament. Im neuen Testament zeigt sich das Heilsschaffen Gottes in Jesus Christus, der selbst als Gottes Sohn «Heilige Gottes» genannt wird. Deshalb wird jeder geheiligt, der durch die Taufe mit Jesus Christus verbunden ist und an ihn glaubt und ihm nachfolgt.

Unsere Aufgabe heute ist es, Jesus selber in uns wirken zu lassen und Jesus selber in jedem Mitmenschen sehen. Dann kommt es dazu, dass wir bis zum Sterben – trotz Verfolgung oder Verlust – leben, wie Jesus selber es getan hat.

Oft denken wir, dass die heiligen Menschen einen Lebensstil gehabt haben, der für einfache Menschen unmöglich ist. Es waren Menschen, die ganz einfach Jesus gefolgt sind. Es waren Menschen, welche dienten, Menschen trösteten und Menschen helfen konnten. Sie haben sich so mit Jesus eingelassen, dass ihr Leben ganz von Jesus in Anspruch genommen und geleitet wurde.

Die Heiligen sind Menschen, die in allen Mitmenschen Jesus sehen und Jesus dienen. Die Heilige Mutter Theresa von Kalkutta konnte jeden Menschen, besonders die Ärmsten, Schwachen und Verlassenen so liebevoll annehmen, weil sie in ihnen Jesus selber gesehen hat.

Ohne enge Verbundenheit mit Gott ist es unmöglich, heilig zu sein. In der Kirche hat Jesus uns alle Mittel dafür angeboten. Es ist wichtig für jeden Menschen, eine enge Beziehung zu Gott regelmässig zu pflegen durch das Gebet, das Wort Gottes, durch die Sakramente der Kirche und vor allem durch die heilige Eucharistie, wodurch er sich uns schenkt und in uns Wohnung nimmt. Solche Menschen spiegeln nicht nur die Mitmenschen, sondern Jesus ganz persönlich. Wir können den Mitmenschen, in denen wir Jesus sehen, alles verzeihen und können ihnen auch ihre Füsse waschen. So gelebt, können andere auch in uns Jesus sehen.

Oft urteilen wir über unsere Mitmenschen nach unserem eigenen Gefühl. Wenn wir so leben und handeln, können wir unmöglich andere Menschen akzeptieren. Wenn wir die negativen Gefühle einfach beiseitelassen, werden wir sicher in ihnen das Abbild Gottes sehen und sie als unsere Geschwister akzeptieren können. Dafür brauchen wir Gottes Hilfe. Wir bitten um Gottes Hilfe durch die Fürsprache aller Heiligen.

Allen wünsche ich ein frohes Fest und viel Gnade durch die Fürsprache aller Heiligen, um heilig zu leben.

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