×

Auch nach zehn Jahren noch schön frisch

Heute ist Schweizer Bioladentag. In Graubünden nehmen daran nur gerade Müller Reformhaus in Chur und Bio Betschla reform in Scuol teil. Im Unterengadiner Ort wurde einst sogar Pionierarbeit im Verkauf von biologischen Produkten geleistet.

09.09.17 - 09:00 Uhr
Leben & Freizeit
Franziska Bezzola hat den einzigen Bioladen im Unterengadin.
Franziska Bezzola hat den einzigen Bioladen im Unterengadin.
MAYK WENDT

Direkt an der Hauptstrasse liegt der Laden Bio Betschla reform. Betschla bedeutet auf rätoromanisch Arvenzapfen. Betschla ist aber auch die ursprüngliche romanische Version von Bezzola. Und Franziska Bezzola heisst die Ladenbesitzerin von Bio Betschla. Bald darf sie das 10-Jahr-Jubiläum feiern. Ein Reformgeschäft gibt es in Scuol allerdings bereits seit den 1970er-Jahren. «Rossi Venzi war Pionier im Reformfachwesen», erzählt Bezzola. Tatsächlich war Rossi Venzi schweizweit einer der ersten Reformläden – und dies in einer Randregion. Mittlerweile ist Bio hip, und auch die Grossverteiler nehmen immer mehr Bioprodukte in ihr Sortiment.

Aus diesem Grund ist der Schweizer Bioladentag ins Leben gerufen worden. Die Bioläden im ganzen Land wollen auf sich aufmerksam machen. «Die Bioläden heben sich mit Demeter-Produkten und Erzeugnissen von kleineren Produzenten von den Grossverteilern ab», sagt Bezzola. Das Image von «Wolle-Seide-Bast» konnten die Bioläden in den vergangenen Jahren ablegen. Heute stammen die Kunden aus allen Schichten. In Scuol beispielsweise sind 50 Prozent der Bio-Einkäufer Einheimische und 50 Prozent Gäste. Menschen mit Allergien und Unverträglichkeiten kaufen bei Bio Betschla ebenso ein wie Leute, welche Superfood und Nahrungsergänzungsmittel suchen. «Es gibt Kunden, die bei uns ein Lieblingsprodukt haben, und andere, die bei uns alles kaufen», erzählt die Ladenbesitzerin. Das Schönste sei, wenn der Kunde wiederkomme.

Mehr als eine Modeerscheinung

Bezzola ist bei der Wahl ihres Sortiments komplett frei. «Ich kann mir die Lieferanten aussuchen», sagt sie. Bio Betschla arbeitet mit Bio-Grosshändlern zusammen. Um ständig über neue Produkte auf dem Laufenden zu sein, besucht die Ladenbesitzerin Messen, empfängt Vertreter und probiert Musterware. Schlussendlich entscheidet aber der Kunde über das Sortiment. «Die Bio-Szene ist in einem ständigen Wandel», erzählt Bezzola. Deswegen wird im Laden auch eine Fachberatung angeboten.

Doch Bio ist nicht nur eine Modeerscheinung. Bezzola stellt fest, dass ihre Kunden gut informiert sind und die Leute allgemein stärker für gesunde Ernährung sensibilisiert sind. Lebensmittelskandale, wie jüngst die pestizidverseuchten Eier, unterstützen den Bio-Trend. Übrigens ist das Bio-Ei statistisch betrachtet das beliebteste Bio-Produkt in der Schweiz.

Der Wert gesunder Ernährung

Der Laden wird von Bezzola und ihren drei Mitarbeiterinnen mit viel Herzblut geführt. Frische und saisonale Produkte, einheimische Produzenten, einheimische Verkäuferinnen gehören zum Erfolgsrezept des kleinen Bioladens. «Ich sehe uns als Teil des Ganzen», sagt die Ladenbesitzerin. Jedes zusätzliche Angebot mache das Dorf reich. Bei Bio Betschla gibt es Lebensmittel und Naturkosmetik.

Auf die Frage, wie sie mit dem Image umgehe, dass Bioläden teuer seien, meint Bezzola: «Die Leute setzen selber Prioritäten, wofür sie ihr Geld ausgeben.» Immer mehr Menschen würden den Wert von gesunder Ernährung erkennen und gerne dafür mehr bezahlen als in einem Discounter. Ausserdem seien nicht alle Produkte teurer im Bioladen. Milchprodukte oder Superfood hätten beispielsweise einen ähnlichen Preis wie bei den Grossverteilern.

Am Schweizer Bioladentag von heute Samstag bieten alle teilnehmenden Bioläden einen Rabatt von zehn Prozent an. Mehr Informationen gibt es auf www.bioladentag.ch.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR