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«Allegra» sagt der Teddy

Ein Teddy mit künstlicher Intelligenz soll es richten und der rätoromanischen Kultur und Sprache neuen Schwung verleihen. Der Spielbär ist aber nur eine von vielen neuen Ideen und Ansätzen der ETH Studenten.

09.09.17 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Teddy Tutor ist ein Spielbär mit künstlicher Intelligenz, welcher die rätoromanisch-deutsche Zweisprachigkeit fördert. Der Teddy verfolgt den Lernerfolg des Kindes und passt den Schwierigkeitsgrad der Konversation automatisch den Fähigkeiten des Kindes an. Teddy Tutor spricht alle fünf rätoromanischen Idiome. Bisher gibt es das clevere Kerlchen nur auf Papier und als noch sehr rudimentären Prototypen. Doch bereits im November soll der rätoromanische Teddy ein reales Produkt werden. Und nicht nur diese Idee, sondern noch zwölf weitere Lösungen haben Schüler und Schülerinnen der Kantonsschule Chur und Studierende der ETH Zürich während der vergangenen Tage im Rahmen der Projektwoche «Challenge Rumantsch» erarbeitet. Das Zielpublikum ist dabei die technisch-versierte jüngere Generation.

«Wir wollen junge Bündner unterstützen, die nur noch durch ihre Eltern mit der rätoromanischen Sprache in Berührung kommen, ihre Bündner Wurzeln aber weiter kultivieren möchten», erklärt Tobias Walser von der ETH Zürich. Die Teilnehmer der Projektwoche haben die Kernthemen der Rumantschia schnell erkannt und aufgegriffen. Da ist zum Beispiel die Frage, wie das Rätoromanische den Kindern vermittelt werden kann, die nicht in einer rätoromanischen Umgebung aufwachsen. Die Lösung: Teddy Tutor. Ein weiteres Top-Thema der Rätoromanen ist die Sichtbarkeit der Sprache. Eine mögliche Lösung wäre laut den Projektteilnehmern eine interaktive Sprach-Ausstellung in Graubünden. Die Ausstellung könnte die zeitgenössische rätoromanische Kultur in einer modernen und unterhaltsamen Weise fördern, z.B. mit Hologrammen von lokalen Musikern oder einem Restaurant mit rätoromanisch sprechendem Robotik-Mobiliar.

Die Prototypen kommen gut an

Ein drittes Problemfeld der Rätoromanen ist die Schaffung einer Community. Dazu wurde die Idee eines Food Trucks entwickelt. Dieser könnte frisch zubereitete Bündnerspezialitäten an den Universitäten verkaufen. Spezielle Farben für Romanischsprechende und nicht Romanischsprechende würden die Kommunikation fördern. Hinzu käme eine App, welche alle Rätoromanen in der Umgebung des Trucks miteinander verbinden würde.

Andreas Gabriel von der Lia Rumantscha ist vom innovativen Projekt «Challenge Rumantsch» sehr angetan.«Rätoromanisch ist nicht nur eine Sprache der Kultur und der Musik, sie betrifft alle Lebensbereiche, auch die Technik», meint er. Die Tatsache, dass die ETH das Rätoromanische mit ihrer Kernkompetenz verbinde, begrüsse die Lia Rumantscha sehr. «Bei diesem Projekt werden relevante Themen des Rätoromanischen mit technologischen Trends verbunden, das ist sehr spannend», meint Gabriel.

Nun, bisher existieren die Prototypen nur in Form von Papier, Lego oder Knete. «Die Prototypen sind aber unglaublich gut angekommen», sagt Walser. Deshalb werden sie weiterentwickelt und verschiedenen Professorinnen und Professoren der ETH Zürich vorgestellt. Diese wirken als Mentoren und unterstützen die Studenten und Gymnasiasten auf dem Weg zum fertigen Prototyp. Am 15. und 16. November findet an der ETH Zürich ein Workshop statt. Danach wird es im Rahmen des Bündnerfestes des Zürcher Bündnerclubs eine Präsentation geben. Die überzeugendsten Lösungen werden schliesslich im ETH-Pavillon am World Economic Forum 2018 in Davos präsentiert.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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