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Velo-Gegenverkehr könnte auch 2018 auf der Strecke bleiben

Die Einführung des Velo-Gegenverkehrs in Davos verläuft zäher als zäh. War zunächst eine Umsetzung im Sommer 2016 angedacht, wurde diese auf 2017 und dann 2018 verschoben. Und selbst das ist nicht gesichert.

Béla
Zier
04.08.17 - 05:00 Uhr
Leben & Freizeit
Trotz Verbots sind auf der Davoser Promenade Velofahrer im Gegenverkehr unterwegs.
Trotz Verbots sind auf der Davoser Promenade Velofahrer im Gegenverkehr unterwegs.
BÉLA ZIER

In Davos tut man sich sehr schwer mit der Einführung des Velo-Gegenverkehrs. Einerseits will der Ort vom boomenden Bike-Tourismus profitieren. Andererseits formierte sich Widerstand dagegen, dass Velofahrer auf den bislang im Einbahnregime geführten Hauptverkehrsachsen – Promenade und Talstrasse – in Gegenrichtung pedalen dürfen sollen.

Auf nächstes Jahr hin soll das Davoser Velokonzept umgesetzt werden. Gesichert ist das jedoch längst nicht. Sollten Einsprachen einen Gerichtsgang auslösen, «wird es auch 2018 nicht eingeführt», sagte Stefan Walser (SP), der für das Projekt zuständige Vorsteher des Davoser Tiefbaudepartements, auf Anfrage.

Kritik am Parkplatzabbau

Rückblende. Im März 2016 genehmigte der Davoser Grosse Landrat den Velo-Gegenverkehr. In der Vorlage ist nachzulesen: «Eine Umsetzung im Sommer 2016 scheint heute wahrscheinlich.» Aufgrund noch vorzunehmender Abklärungen war bereits an der seinerzeitigen Parlamentssitzung erklärt worden, dass sich die Einführung auf 2017 verschieben werde. Damit lag man daneben.

Es gab Einwendungen gegen die Verkehrsbeschränkungen, die die Gemeinde Davos erlassen wollte. Auf Kritik stiess der in Zusammenhang mit dem Velo-Gegenverkehr stehende Abbau von 28 Parkplätzen entlang der Promenade. Dagegen hatte sich auch das Aktionskomitee «Mitspracherecht der Bevölkerung beim Veloverkehr» starkgemacht, das zudem noch allgemeine Sicherheitsbedenken zum Velo-Gegenverkehr ins Spiel brachte. Im März dieses Jahres wurde bekannt, dass der jeweils auf die Zeit von Ostern bis Ende November beschränkte Velo-Gegenverkehr erst 2018 eingeführt werden soll. Walser, der per 2017 das Tiefbaudepartement übernommen hatte, wollte zuerst die strittige Parkplatzfrage lösen, damit sich die Gemeinde Davos keine langwierigen Rechtsstreitigkeiten einhandelt (Ausgabe vom 15. März). Diesen scheint man nun, so die Sicht Walsers, aus dem Weg gehen zu können.

Es soll kein Versuch bleiben

Laut Walser werden nun nicht 28, sondern elf Parkplätze wegfallen. Das habe sich aus Besprechungen mit den zuständigen kantonalen Stellen ergeben, die erklärt hätten, dass man gar keine Parkplätze auflösen müsse. Man habe ihm aber diesbezüglich klargemacht, dass die Gemeinde Davos bei einem Unfall die Verantwortung tragen muss, wenn nachgewiesen werden könnte, dass die Schuld dafür bei ihr liegt. Zusammen mit der Bündner Kantonspolizei sei daraufhin geprüft worden, welche Parkplätze tatsächlich aufgehoben werden müssen.

Er habe auch mit allen Beschwerdeführern gesprochen und die hätten sich «eigentlich alle einverstanden erklärt». Mitte August, so verspricht Walser, will die Gemeinde Davos die Verkehrsanordnungen für den Velo-Gegenverkehr publizieren. Er rechne nicht damit, dass Einwendungen eingehen, und wenn doch, «würden wir sie abweisen».

Was geschieht, wenn auf den abschliessenden und anfechtbaren Beschluss der Davoser Exekutive, dem Velo-Gegenverkehr freie Bahn zu verschaffen, Einsprachen beim Bündner Verwaltungsgericht eingehen? Walser: «Wenn das passiert, wird das Konzept auch 2018 nicht eingeführt, dann dauert es lange.» Er erwarte aber keine Einsprachen, da er mit allen Involvierten «lösungsorientierte» Gespräche über die Umsetzung geführt habe.

In der 2016 vom Grossen Landrat genehmigten Vorlage ist festgehalten, dass der Velo-Gegenverkehr als Versuch gelten soll: «Wird nach dem ersten Betriebsjahr festgestellt, dass die Einführung nicht erfolgreich war, soll der Beidrichtungsverkehr inklusive der Signalisationen und Markierungen wieder rückgängig gemacht werden.» Geht es nach Walser, dann bleibt es nicht bei einem Testlauf: «Wir sprechen nicht mehr von Versuch, das wird bleiben.» Er verweist darauf, dass sich die einmaligen Kosten für Beschilderungen/Markierungen auf 270 000 Franken belaufen und man dieses Geld «doch nicht für einen ein- oder zweijährigen Versuch ausgeben kann».

Béla Zier ist Redaktor der gemeinsamen Redaktion Online/Zeitung «Südostschweiz» und «suedostschweiz.ch» und berichtet über die Region Davos und das Prättigau. Er ist seit 1993 für die Medienfamilie Südostschweiz tätig und arbeitet dort, wo er auch wohnt. In Davos. Mehr Infos

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