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Wenn gestandene Männer wieder zu Buben werden

Christian Büsser organisierte auf seinem idyllischen Bauernhof oberhalb von Jona sein erstes Töfflitreffen. Von nah und fern kamen über 130 Fans angereist, um bei diesem Nostalgie-Anlass dabei zu sein.

Südostschweiz
11.07.17 - 06:56 Uhr
Leben & Freizeit
Die sorgfältig gepflegten Töffli sorgen auch bei älteren Buben in Jona noch immer für glänzende Augen.
Die sorgfältig gepflegten Töffli sorgen auch bei älteren Buben in Jona noch immer für glänzende Augen.
ROLF LUTZ

Das hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet», strahlte ein sichtlich erfreuter Christian Büsser über das ganze Gesicht. Die Freude hatte einen speziellen Grund: Über 130 Töffli-Begeisterte folgten dem Ruf zum ersten Töfflitreff auf seinem Bauernhof in Jona.

Aus der nahen und fernen Umgebung, aus Kreuzlingen, Winterthur, aus dem Wyland, aus Romanshorn bis hin zum Ybrig – sie alle wollten dabei sein, um ein Stück Nostalgie wieder aufleben zu lassen. Bereits um neun Uhr am Morgen ging es los, und der Ansturm machte auch bis um die Mittagszeit keine Pause. «Die Idee dazu kam letztes Jahr an einem Fest mit einem Kollegen», erklärte Büsser. «Und da ich ein Macher bin, setzten wir die Idee dann auch um.»

Puch, Ciao, Pony und Konsorten

Die 130 Töffli wurden in Reih und Glied zum Bestaunen aufgestellt. Wunderschön restauriert, gehegt und gepflegt, der ganze Stolz ihrer Besitzer – das war zu sehen und zu spüren. Bei diesen Prachtexemplaren erinnerte sich so mancher an seine Jugendzeit zurück, als Puch Ciao, Pony und Konsorten veritable Freiheitssymbole für die Jungen darstellten. Mit ausgefranster Jeansjacke und langen Haaren liess man das Sackgeld in der Freizeit für sein Töffli liegen und war für einen Moment der Held auf zwei Rädern.

So mancher erinnerte sich an seine Jugendzeit zurück, als Töffli veritable Symbole der Freiheit darstellten.

Mit dem Töffli in die Ferien

Auch heute sind Töffli ein beliebtes Fortbewegungsmittel von A nach B, auch wenn der Rückgang des Absatzes weiter anhält. Die Zahlen verdeutlichen es klar: Vor rund 30 Jahren waren noch fast 700 000 Töffli im Umlauf, heute sind es noch ungefähr 150 000. Die «Roller» ab 16 Jahren, die Helmpflicht und die e-Bikes sorgten unter anderem für diesen Trend.

Die Mehrheit der Besucher am Sonntag war in der Alterskategorie 40 bis 70 Jahre. Aber auch jüngere Töfflibuebe waren zu sehen. Zum Beispiel die Mitglieder des Töffliclubs vom Ybrig. Sie zählen zehn Mitglieder, welche den Kult immer noch hochhalten. «Wir machen mit den Töffli Ausflüge am Wochenende und einmal pro Jahr gehen wir damit sogar in die Ferien», erklärte eine Vereinsmitglied. Ein anderer Besucher erzählte voller Stolz: «Ich habe mein Töffli grösstenteils selber zusammengebastelt aus Teilen, die ich aus dem Internet endlich wieder bestellen konnte.»

Wer am letzten Sonntag am Treffen in Jona vorbeischaute, der weiss: Die Freude an den Fahrgeräten ist nach wie vor riesig. Die Blütezeit ist zwar lange schon vorbei, aber aussterben werden die Pfupfer mit Sicherheit nicht.

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Ich finde, was Christian Büsser tut, müssen andere büssen - gesundheitlich. Arnold Schwarzenegger sprach aus, was ich schon lange denke: Dass immer nur Klimawandel und CO2 thematisiert werden, ist ein Fehler der Umweltaktivisten. Wichtiger ist, wie viele Menschen durch die Abgaspartikel sterben.
https://www.youtube.com/watch?v=FBtyvl5UQsU&t=494s
Dass nun zu allem Überfluss der Töffliboom wieder stimuliert wird (und aus diesen Töfflikids "je lauter desto "besser" später tendenziell die dezibelfrisierten Töfffreaks werden) - beispielsweise von Fifi Frei, dessen Töfflipulk beispielsweise Chur-Ascona und retour fuhr inkl. Chur Tourismus-Direktorin Leonie Liesch, was ich ebenfalls das völlig falsche Signal finde - scheint mir die Leere und Orientierungslosigkeit der Gesellschaft widerzuspiegeln. Gäbe es nicht wirklich Wertvolles/Faszinierendes, das man anpacken könnte auf dieser Welt?

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