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Es wurde Licht in Chur: Vom flackernden Schein bis zum Funkeln in der Gegenwart 

Wie wurde die älteste Stadt der Schweiz hell? Die Geschichte der Beleuchtung Churs ist eine Reise durch die Zeit. Und aufgepasst: In diesem Artikel könnt ihr einen Eintritt in die 7132 Therme gewinnen.

Piroska
Szönye
10.12.24 - 04:30 Uhr
Graubünden
«Nachtwächter und Pechpfanne» in der Churer Altstadt: Zwölf «singende Nachtwächter» hatten durch die Stadt zu wandeln, beim Schlagen der Turmuhr lange Versfolgen zu singen und die «Abendwache» zu rufen.
«Nachtwächter und Pechpfanne» in der Churer Altstadt: Zwölf «singende Nachtwächter» hatten durch die Stadt zu wandeln, beim Schlagen der Turmuhr lange Versfolgen zu singen und die «Abendwache» zu rufen.
Bild Livia Mauerhofer

Im Mittelalter und bis weit in die Neuzeit hinein wurden in Chur, wie in anderen Schweizer Städten auch, Pechpfannen zur Strassenbeleuchtung verwendet. Die gefällig geformten, beweglichen Leuchtkörper, die als Strassenbeleuchtung an günstig gelegenen Häusern angebracht waren, müssen Sache der Stadt gewesen sein, denn der Bürgermeister bezahlte 1662 die Feuerpfannen. Diese Pechpfannen scheinen noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts in Gebrauch gewesen zu sein. Denn erst 1816 tauchen die ersten richtigen Öllaternen in den Büchern der Stadt Chur auf.

Am Coaz-Wassali-Haus in der Reichsgasse und im Süsswinkel erinnern die Öllaternen noch heute an die «gute alte Zeit». Das Wandbild an der Hauswand in der Süsswinkelgasse erinnert an die Zeit, als die Nachtwächter ihre Verse durch die dunkle Stadt riefen: «I träta jezz uf d’Abedwacht, Gott geb üs allna a guati Nacht…»

Nachtwächter und «Pechpfanne»: Zwölf «singende Nachtwächter» hatten durch die Stadt zu wandeln, beim Schlagen der Turmuhr lange Versfolgen zu singen und die «Abendwache» zu rufen.
Nachtwächter und «Pechpfanne»: Zwölf «singende Nachtwächter» hatten durch die Stadt zu wandeln, beim Schlagen der Turmuhr lange Versfolgen zu singen und die «Abendwache» zu rufen.
Pressebild

Dunkelheit und flackerndes Licht im Mittelalter

Im Mittelalter war Chur eine von Mauern umgebene Stadt, die nach Sonnenuntergang in völlige Dunkelheit versank. Licht war ein kostbares Gut, das nur den Wohlhabenden zur Verfügung stand. Die engen, dunklen Gassen der Altstadt wirkten beängstigend und geheimnisvoll. Das flackernde Licht der Kerzen und Pechpfannen bot kaum Schutz vor nächtlichen Gefahren und liess Mythen und Legenden von Geistern und Unwesen entstehen.

Die ersten Strassenlaternen

Im 17. Jahrhundert wurden erstmals Strassenlaternen eingeführt – ein Schritt in Richtung Sicherheit. Die engen, dunklen Gassen der Altstadt mussten beängstigend und geheimnisvoll gewirkt haben, sagt Katarzyna Mathis, Stadtarchivarin von Chur.

Die Laternen aus geschmiedetem Eisen, bestückt mit Talgkerzen, waren an strategischen Punkten in der Stadt angebracht. Doch ihre Strahlkraft war dürftig, und das Anzünden der Laternen mühsame Handarbeit. Die Nachtwächter blieben weiterhin im Einsatz. Sie durchstreiften die Strassen, um die Flammen zu entfachen und zu überwachen.

Das Gaslicht erobert Chur

1810 wurde in London das erste Gaswerk der Welt erstellt. Die Einführung der Gasbeleuchtung kam einer kleinen Revolution gleich: Chur erhielt als zehnte Stadt der Schweiz eine eigene Gasfabrik. Und so hielt mit der Industrialisierung auch das Gaslicht in Chur Einzug.

Ab 1867 erstrahlte die erste Gaslaterne: Ein Moment, der für viele Churerinnen und Churer das Zeitalter des Fortschritts einläutete. Die Strassen wurden heller, das Nachtleben aktiver und die Geschäfte blieben länger geöffnet. Die Gasbeleuchtung hatte aber auch ihre Schattenseiten: Sie war teuer und belastete die Umwelt.

Der Wendepunkt kam mit der Elektrizität

1891 erwarb die Stadt Chur ein Grundstück, auf dem eine abgebrannte Spinnerei stand – im Meiersboden. Diese wurde ein Jahr später in ein Elektrizitätswerk umgebaut. Am 29. August 1892 gab das Werk den ersten Lichtstrom ab, am 1. Oktober 1892 erstrahlte Chur in elektrischem Licht. Mit der Einführung der Glühbirne änderte sich alles.

Strassenlaterne «Kandelaber» am Postplatz: Dahinter der Brunnen und der Eingang zum «Chalet-Restaurant». Foto um das Jahr 1900.
Strassenlaterne «Kandelaber» am Postplatz: Dahinter der Brunnen und der Eingang zum «Chalet-Restaurant». Foto um das Jahr 1900.
Bild Stadtarchiv Chur
Ein Blick ins Welschdörfli: Mit dem Licht kam das Nachtleben, und im Rätischen Volkshaus lud eine Tafel mit der Aufschrift «Öffentliche Lesesäle» zum Verweilen ein. 
Ein Blick ins Welschdörfli: Mit dem Licht kam das Nachtleben, und im Rätischen Volkshaus lud eine Tafel mit der Aufschrift «Öffentliche Lesesäle» zum Verweilen ein. 
Bild 

Die Installation der ersten elektrischen Strassenlaterne auf dem Postplatz zog viele Schaulustige an. Sie löste Begeisterung und Staunen aus. Die Menschen versammelten sich, um das neue Licht zu sehen. Es war ein magischer Moment, der eine neue Ära einläutete. Von da an schritt die Elektrifizierung rasch voran, und schon bald waren Haushalte und Betriebe an das Stromnetz angeschlossen. Die Glühbirne veränderte den Alltag der Menschen grundlegend: Licht wurde zu einem selbstverständlichen Bestandteil des Lebens. In den 1950er-Jahren prägten Neonreklamen zunehmend auch das Stadtbild von Chur. Licht wurde nicht nur zum Symbol des Fortschritts, sondern auch des Konsums.

Von der flackernden Kerze zur strahlenden Stadt: Nachhaltigkeit und Kunst

Licht steht heute nicht nur für Fortschritt, sondern auch für Kreativität und Gemeinschaft. Die Geschichte des Lichts in Chur zeigt, wie Technologie und Menschlichkeit Hand in Hand gehen können, um das Leben heller und sicherer zu machen. Lichtinstallationen und Festivals wie der alljährliche «Churer Lichtzauber» ziehen Besucher an. Besonders in der Weihnachtszeit, wenn die Stadt in festlichem Glanz erstrahlt, wird deutlich: Das Licht hat nicht nur die Dunkelheit vertrieben, sondern auch unsere Herzen erhellt.

GEWINNSPIEL

Aufgepasst: Heute könnt ihr bei unserem Adventstürchen etwas gewinnen. Und zwar ein Eintritt in die 7132 Therme in Vals im Wert von 85 Franken. Präsentiert von Visit Vals.

Das Gewinnspiel ist beendet.

Präsentiert von: Visit Vals
Das charmante Bergdorf voller Wintererlebnisse, Wellness, Architektur, Geschichte und einem vielseitigen Gastronomieangebot.

Adventskalender Vals Card
Visit Vals
Poststrasse 44A
7132 Vals

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Die Spinnerei Martin auf dem Meiersboden brannte 1886 ab (zu lesen in Domenic Cantienis Bücherreihe "Kennst Du Chur"). Übrig blieb das Maschinenhaus, dessen Turbine mit Wasser aus der Rabiosa dann 1892 mit einem Generator für Churs Elektrifizierung ausgerüstet wurde. Im selben Jahr wurde dann fernab eines jeglichen Mühlbachs die Neumühle mit dem sagenhaften neuen elektrischen Antrieb gebaut.

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