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Zurück blieb nur eine Staubwolke

Sils im Domleschg war gestern Schauplatz einer grossen Sicherheitssprengung, der letzten Etappe eines Projekts zur präventiven Sicherung von Bahn, Gemeindegebiet und Strassen. Das BT war beim grossen Knall dabei.

Südostschweiz
31.10.14 - 01:00 Uhr

gian andrea marti

Laut rumpelnd verlässt eine Zugkomposition der RhB den Bahnhof Thusis in Richtung Sils im Domleschg. Es ist der letzte Zug, der die Bahnstrecke zwischen den beiden Ortschaften um 11.30 Uhr passieren darf. Der Letzte vor dem grossen Knall.

Nur unweit vom Bahnhof entfernt haben sich eine Gruppe Journalisten versammelt. Wo vorher noch eifrig geschwatzt wurde, herrscht nun gespannte Stille. Alle Blicke, alle Kameras sind auf einen Punkt gerichtet. Ein Punkt, hoch oben in der Felswand über der RhB-Strecke zwischen Thusis und Sils im Domleschg. Ein blaues Rechteck aus Plastik kennzeichnet den Ort am Fels, an dem gleich etwas geschehen wird. Pascal Reber, Leiter der Sprengbetriebe der Gasser Felstechnik AG, erteilt um 11.35 Uhr per Funkgerät die Freigabe für die Sprengung. Dann, laut hörbar, eine Sirene, ein tiefes durchdringendes Dröhnen, das mehrmals hintereinander durch das Tal grollt. Aus Rebers Funkgerät erklingt der Countdown: «Drei, zwei, eins, Zünden!» Funken in der Felswand werden sichtbar, bevor Sekunden- bruchteile später ein lauter Knall durch Mark und Bein geht. 600 Kubikmeter Felsgestein donnern in die Tiefe, reissen eine Fichte im darunterliegenden Wald mit und hinterlassen eine dicke Staubwolke. Dann herrscht wieder Stille.

100 Kilogramm Sprengstoff

50 Minuten zuvor, um 10.30 Uhr, waren die Kameras der Journalisten noch auf Ralph Rechsteiner, Leiter Projektabwicklung bei der RhB und Christian Florin, Leiter Infrastruktur und Mitglied der RhB-Geschäftsleitung gerichtet. «Mit dieser Sprengung können wir ein umfangreiches Projekt heute abschliessen», so Florin. Denn bei der Sprengung im Gebiet «Lang Felsen» zwischen Thusis und Sils im Domleschg oberhalb der RhB-Linie, handelt es sich um die letzte Etappe einer präventiven Sicherung von Bahn, Gemeindegebiet und Strassen (BT vom 28. Oktober). Drei Millionen Franken wurden seit 2011 in das Projekt investiert. «Im Rahmen des Steinschlagschutzprojektes wurden 840 Meter moderne Steinschlagschutznetze aufgestellt. Mit der abschliessenden Sicherheitssprengung kann eine noch labile Felsnase entfernt werden, die bei zusätzlichen Bewegungen in den nächsten Jahren zur Gefährdung von Bahn, Wanderwegen oder Strassen hätte führen können», so Rechsteiner. Die Sprengung wurde seit zwei Wochen vorbereitet. 100 Kilogramm Sprengstoff wurden in den letzten zwei Tagen in 20 Meter tiefen Bohrlöchern versenkt.

Nun, um 11.40 Uhr, ist der ganze Spuk vorbei. Nur eine Staubwolke und ein Loch in der Felswand erinnern an den grossen Knall wenige Minuten zuvor. Zwei Geologen überprüfen das Sprenggebiet. Während sich der eine am Felsen abseilt, hat der andere vom Helikopter aus den groben Überblick. Und sie haben gute Neuigkeiten: «Alles verlief nach Plan.» Um 12.30 Uhr wird der erste Zug wieder die Bahnlinie passieren können – und er wird nicht der Letzte gewesen sein.

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