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Wir wollen Kartoffeläcker! Basta!

Der Aufschrei ist programmiert. Nach historischen Häusern und seltenen Blumen will der Staat – in diesem Fall der Kanton Graubünden – jetzt auch das Landwirtschaftsland besser schützen.

Südostschweiz
28.07.14 - 02:00 Uhr

Von Olivier Berger

All jenen, die ohnehin schon finden, der Staat solle sich gefälligst aus allem heraushalten und nur einspringen, wenn wieder einmal eine Bank gerettet werden muss, dürften die Haare zu Berge stehen. Der Fortbestand von Kartoffeläckern und Kuhweiden soll stärker gewichtet werden als der Bau einer neuen Wellblech-Lagerhalle fürs lokale Gewerbe? Heimatland, wo soll das noch hinführen?

Auf den ersten Blick steht der Kanton mit seinem Vorhaben quer in der immer zersiedelteren Landschaft. In einer Zeit, da es reicht, neue Arbeitsplätze zu versprechen, um von der Politik von der Umzonung bis zum Steuererlass alles zu erhalten, was das Herz begehrt, tönt mehr Schutz für die landwirtschaftliche Fläche geradezu anachronistisch. Und so wird auch in diesem Fall vor dem baldigen, wenn nicht sogar unmittelbar bevorstehenden Untergang der Bündner Volkswirtschaft die Rede sein, sobald politisch über den Schutzgedanken diskutiert wird.

Neben der Politik gibt es aber auch noch das Volk. Und das hat seine Meinung zur Zersiedelung und dem Schwinden von Kulturland in den vergangenen Jahren an der Urne mehrmals deutlich kundgetan – zum Beispiel bei der Revision des Raumplanungsgesetzes. Wenn es um die heimische Scholle geht, will das Volk die Geschicke der Schweiz nicht Wirtschaft und Politik überlassen. Die Botschaft der Vergangenheit an die Politiker ist klar: «Wir sind das Volk! Wir wollen Kartoffeläcker! Basta!»

oberger@suedostschweiz.ch

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