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«Wir haben hier genug Natur, wir brauchen keinen Park»

In Vals stösst Remo Stoffels Parkprojekt auf grosses Interesse. Einen Garten mit Wasserfläche und Museum soll es geben. Die «Südostschweiz» hat die Bewohner gefragt, was sie von der Idee halten – und ist auf Faszination und Unbehagen gestossen.

Südostschweiz
02.09.14 - 02:00 Uhr

Von Pierina Hassler

Vals. – Es ist kalt und nass in Vals. Eine Frau mit blauer Regenjacke und roten Wangen bringt ihren Kompostkübel zur Deponie. «Mir gefällt das Projekt nicht», sagt sie. Ihren Namen will sie nicht nennen. «Wissen Sie, dann gibts wieder Ärger.» Ihr sei das zwar egal, aber sie habe noch eine Familie. Die Frau mit dem düsteren Gesichtsausdruck und den roten Wangen muss plötzlich lachen. Sie habe gehört, man wolle mit diesem Projekt Touristen aus aller Welt nach Vals locken. «Aber denen wirds vermutlich von den vielen Kurven so übel, dass die Vals nie erreichen und somit den Park nie betreten werden.»

Sonne, Wasser, Wind und Stein

Am Sonntag informierte Stoffel auf dem Valser Dorfplatz rund 150 Valserinnen und Valser über das Parkprojekt. Das Vorhaben ist aussergewöhlich: Geplant ist der Bau eines riesigen Garten mit Wasserflächen und einem Museum des Lichts direkt am Valser Rhein (Ausgabe von gestern). Die Pläne stammen vom japanischen Architekten Tadao Ando. Auf einer Fläche von vier Hektaren will Ando eine Interpretation der Elemente Sonne, Wasser, Stein und Wind realisieren. Der Architekt wollte eigentlich persönlich vor Ort sein – wegen Krankheit musste er absagen.

Änderung des Zonenplans

Im Hotel «Glenner» sitzen ein paar Bauern am runden Tisch. «Also für uns ist dieses Projekt gar nicht gut», sagt einer. Auch er will seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. «Die einzige Fläche, die wir hier in Vals haben, würde wegen diesem Park verbaut werden.» Sein Kollege nickt zustimmend und sagt nur: «Das ist so eine blöde Idee.» Der Dritte findet den Park ebenfalls eine «blöde Idee». Er sagt: «Wir haben hier Natur, wir brauchen nicht noch einen Park. Die sollen den in Zürich bauen.» Dort würde so eine Grünfläche besser passen.

Am Nebentisch geniessen ein paar Arbeiter ihre Znünipause. «Für uns wäre es natürlich toll, wenn der Park zustande kommen würde», sagt einer. «Das gibt Arbeit.» Sein Kollege, ein Zimmermann, ist ebenfalls überzeugt von Stoffels Idee. «Für den Tourismus ist das ein guter Input.» Aber es müssten halt schon noch ein paar Dinge geregelt werden, bevor man mit dem Bauen anfangen könne. In der Tat braucht es noch eine Baubewilligung. Und gebaut werden kann erst, wenn die Valser zuvor einer Änderung des Zonenplans zustimmen.

«Toll und speziell»

Auf dem Dorfplatz schaut eine Frau in einem Schaufenster das Modell des Parks an. «Fantastisch», sagt Klosterfrau Schwester Eugenia Jörger. «Das wird sehr spannend.» Eine Wandergruppe gesellt sich zu Schwester Eugenia. Auch sie findet den Park toll und speziell. «Nur den hohen Turm sollte man unbeding weglassen», sagt ein Mann. «Vielleicht könnte man das Ganze auch irgendwo anders bauen», findet ein anderer. «Vals ist doch schon Park genug.»

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