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Wie prominent Teenager auch sind – ihre Macken sind dieselben

Demi Moore spielt in «LOL» eine chaotische Mutter, die mit Entsetzen erfährt, was ihre pubertierende Tochter treibt. Eine genretypische Teenie-Komödie aus Hollywood, die sich allzu stark an ihrem französischen Original orientiert.

Südostschweiz
05.06.12 - 02:00 Uhr

Von Birgit Roschy (sda)

Als Lola (Miley Cyrus) nach den Sommerferien zurück in die Schule kommt, gesteht ihr Freund Chad (George Finn) beiläufig, dass er ihr untreu war. Darauf behauptet die 16-Jährige wutentbrannt, dass auch sie eine Affäre gehabt habe. Prompt macht ihr der eifersüchtige Mini-Macho daraufhin das Leben schwer – und Lola verknallt sich in ihren besten Kumpel Kyle (Douglas Booth). Ihre Mutter, die von diesen amourösen Grabenkämpfen nichts ahnt, wundert sich, wieso ihre Kleine so zickig ist und so schlechte Noten nach Hause bringt. Dabei ist Lola «LOL» nicht die Einzige, die zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt schwankt.

Aufpolierter Familienstreit

Mama Anne (Demi Moore) steigt heimlich mit ihrem einstigen Ehemann ins Bett. Der wiederum wird sauer, als Anne eine neue Flamme hat – ausgerechnet einen Polizisten. Dann fällt Anne Lolas Tagebuch in die Hände. Fassungslos liest die Mutter, die mit Freunden selbst gerne einen drauf macht, von Drogen, Partys und erstem Sex. Anne ist überfordert. Vor dem drohenden Riesenknatsch flüchtet Lola zu ihrem Vater.

Wem diese Geschichte bekannt vorkommt, der hat vielleicht das französische Original gesehen, das erst kürzlich im Fernsehen gezeigt wurde. Regisseurin Lisa Azuelos übernahm auch im US-Remake das Zepter. Derweil beerbt Demi Moore das französische Kino-Idol Sophie Marceau. Zwar ist mit Nachwuchsstar Miley Cyrus die Tochterrolle prominenter besetzt als mit ihrem französischen Vorbild Christa Theret, und der Schauplatz heisst nun Chicago statt Paris. Doch die US-Version kopiert fast einheitlich das Vorbild. Wir befinden uns in einem gehobenen urbanen Milieu, und sogar die Jungs sind mit ihren «Emo»-Frisuren Klone der dandyhaften «frenchies».

Zündende Ideen fehlen

Auf der obligatorischen Klassenfahrt fliegt die US-Lola nach Paris statt London. Die französischen Gastfamilien sind aber so spleenig wie ihre englischen Pendants, essen Schnecken und entpuppen sich als gruftige Jeanne-d’Arc-Verehrer. Wie schon eine Generation zuvor im Teenie-Hit «Eis am Stiel» erlebt Lola, fern von elterlicher Kontrolle, ihr «erstes Mal». Auch sonst sind die Konflikte überschaubar. Lolas Freunde liegen reihum mit ihren Altvorderen im Clinch. Besonders Kyle, der in einer Rockband spielen will, bekommt Ärger mit seinem Vater. Und Lolas Konkurrentin «Post It» macht sich an alle Jungs ran.

Die Jugend ist und bleibt verrückt

Quintessenz des Treibens ist die Botschaft, dass Teenies trotz exzessivem Chatten und SMS-Schreiben so verpeilt sind wie zu Zeiten des Kassenhits «La Boum», von dem sich Regisseurin Azuelos unter anderen inspirieren liess. Neu ist nur, dass die Mütter nicht viel besser sind: ihr Leben gleicht einer Dauerbaustelle. Moore sieht als gestresste Mami einfach blendend aus (man will gar nicht genau wissen, warum). Und Miss Cyrus verkörpert in ihrer Rolle eine temperamentvolle Teenager-Braut, die keine Angst vor Handgreiflichkeiten hat. Wahnsinnig aufregend ist die mit der in SMS gebräuchlichen englischen Abkürzung «LOL» («laut auflachen») betitelten Komödie dennoch nicht, aber immerhin im Kinosessel hübsch anzusehen.

«LOL» läuft derzeit in den Deutschschweizer Kinos.

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