×

Wie die Berglandwirte in die Zukunft gehen

Welche Strategien sollen die Bergbetriebe künftig verfolgen? Mit diesen Fragen befasste sich das Programm Agri Montana.

Südostschweiz
22.11.14 - 01:00 Uhr

Mit der Agrarpolitik 2014 bis 2017 und der Neuausrichtung des Direktzahlungssystems haben sich die Perspektiven für die Berglandwirtschaft stark verändert. Dies bestätigte Paul Steffen, Leiter des Agroscope-Instituts für Nachhaltigkeitswissenschaften, gestern bei der Eröffnung der Tagung «Zukünftige Perspektiven der Berglandwirtschaft» am Plantahof in Landquart. Er betonte aber auch, dass die neuen Perspektiven für die Gesellschaft insgesamt von Bedeutung seien. «Denn die Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft und die Vitalität des ländlichen Raumes und der peripheren Bergtäler betreffen uns alle», so Steffen.

Für Landwirte, aber auch für jene Amtstellen und Institutionen, die Betriebe im Berggebiet unterstützen, stellen sich mit Blick auf die künftige Entwicklung eine Reihe von Fragen. Mit diesen Fragen befasste sich das Agroscope-Forschungsprogramm Agri Montana. Ziel dieses Programms für 2008 bis 2014 unter der Leitung von Christian Flury war es, Entwicklungsstrategien für die Berglandwirtschaft zu erarbeiten.

Starker Wandel

Tatsache ist, dass sich die Berglandwirtschaft in den letzten Jahren stark gewandelt hat. Die Folgen sind bekannt: eine hohe Arbeitsbelastung der Familienbetriebe. Die Zahl der Betriebe ist in den letzten zehn Jahren um 17 Prozent gesunken und die Fläche pro Betrieb im Mittel um drei Hektaren gestiegen. Wie der in Seewis aufgewachsene Agraringenieur Flury erklärte, versuchten viele Berglandwirtschaftsbetriebe in der Vergangenheit, das stagnierende oder gar sinkende Einkommen anderweitig zu kompensieren: durch gezieltes Flächenwachstum, durch die Aufnahme einer ausserlandwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit oder durch eine innerbetriebliche Diversifikation. Bei der Diversifikation in landwirtschaftsnahe Tätigkeiten steht die Direktvermarktung an erster Stelle, gefolgt von Events, Gastronomie und Agrotourismus. Diese drei Varianten wurden in Kurzinputs den rund 60 Tagungsteilnehmern vorgestellt und anschliessend in sogenannten Ateliers eingehend besprochen.

Offene Fragen

Für Flury besteht kein Zweifel, dass die flächendeckende Offenhaltung der Kulturlandschaft mit den traditionellen Nutzungsverfahren seit Längerem nicht mehr gewährleistet werden kann. Deshalb habe sich das Forschungsprogramm speziell mit der Frage auseinandergesetzt, welche alternative Nutzungsverfahren zur Offenhaltung beitragen könnten. Dazu gehörten etwa das Mulchen oder das Beweiden mit Robustrassen wie Engadiner Schafen oder Schottischen Hochlandrindern. Wie Flury betonte, muss im regionalen Kontext zuerst abgeklärt werden, welche Flächen überhaupt offen gehalten werden sollen.

Bernard Lehmann, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, legte den Teilnehmern schliesslich seine persönlichen agrarpolitischen Perspektiven vor. Voraussetzung für eine zukunftsorientierte Landwirtschaftspolitik sei konstruktiver Dialog bezüglich Markt, Ressourcen und Unternehmertum. Und nicht zuletzt eine administrative Vereinfachung. Edy Walser

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR