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Wenn nichts mehr heilig ist

«Ich bin nicht religiös, aber das ist eine Schweinerei.» Dieser Satz ist momentan in Scuol oft zu hören. Dass Feierfreudige nach einem grossen Trinkgelage ausnahmsweise mal Blumen ausreissen, Signaltafeln verstellen oder Sitzbänke auf den Kopf stellen, wird noch kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen.

Südostschweiz
24.04.14 - 02:00 Uhr

Von Fadrina Hofmann

Wenn im jugendlichen Übermut eine Fensterscheibe kaputt- geht, kann im Sinne von «Auch wir waren einmal jung und wild» ebenfalls noch mit Verständnis gerechnet werden. Wenn aber die Zerstörungswut nicht einmal mehr vor dem Kirchentor haltmacht, dann ist die Grenze der Akzeptanz in der Bevölkerung erreicht.

«Ich verstehe nicht, warum jemand so etwas tut.» Auch dieser Satz kursiert derzeit in Scuol. Wer die Täter sind, ist noch unbekannt. Mittels DNA-Spuren und Zeugen sollen diese nun ermittelt werden. Insider gehen von Jugendlichen aus, die nach einer Feier übermütig geworden sind. Ostereier an die Kirchenwand schmeissen, Grabsteine ins Gebüsch werfen und Grabschmuck zerstören – soll das etwa Spass sein?

Einst war die Kirche noch ein heiliger Ort. Ohne moralisieren zu wollen, stellt sich nun doch die Frage: Ist heute denn nichts mehr heilig? Auch wer nicht religiös ist, sollte zumindest denjenigen Respekt erweisen, denen das Haus Gottes noch etwas bedeutet.

Ein weltweit beachtetes Gebot ist die Achtung gegenüber den Verstorbenen – egal in welchen Kulturkreisen und welcher Religion. Wer erlebt, dass das Grab eines verstorbenen Angehörigen geschändet wurde, fühlt sich zutiefst gedemütigt. Entschuldigen lässt sich eine solche Tat nicht.

fhofmann@suedostschweiz.ch

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