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Weniger Fische trotz guter Wasserqualität

Der Rückgang der Fischfänge in den Oberengadiner Talseen gibt Rätsel auf. Die Wasserqualität ist nicht schuld, wie eine Untersuchung des Amts für Natur und Umwelt zeigt.

Südostschweiz
30.09.14 - 02:00 Uhr

gian andrea marti

Aus den Oberengadiner Talseen werden immer weniger Fische von den lokalen Fischern an Land gezogen. Laut der kantonalen Fischfangstatistik wurden zwischen 2004 und 2007 bis zu 60 Prozent weniger Seesaiblinge gefangen. Seither hat sich die Fangquote auf tiefem Niveau stabilisiert, wie die Standeskanzlei Graubünden in einer Mitteilung schreibt. Um eine Erklärung für den Fangrückgang zu finden, hat das kantonale Amt für Natur und Umwelt nun die Wasserqualität in den Oberengadiner Talseen untersucht. Der Rückgang der Fischfänge bleibt jedoch weiterhin ein Mysterium. Denn auf eine schlechtere Wasserqualität ist der Rückgang nicht zurückzuführen, wie die Resultate der Untersuchung zeigen.

Gesundes Wasser ...

Mit den Untersuchungen im Oktober des vergangenen Jahres wurden die Oberengadiner Talseen erstmals seit 1992 wieder umfassend auf die Wasserqualität untersucht. «Die Untersuchung ermöglichte somit auch einen Vergleich mit den früheren Daten von 1992», wie das Amt für Natur und Umwelt in einem Bericht schreibt. Für die Untersuchung wurden an den tiefsten Stellen der Seen Tiefenprofile erstellt. Nebst dem Sauerstoffgehalt wurden noch weitere Grössen wie die Temperatur gemessen. Zudem wurden die Wasserproben chemisch auf Phosphor- und Stickstoffbelastungen untersucht.

Eine schlechte Wasserqualität konnte jedoch nicht festgestellt werden. «Die Wasserqualität ist mit den Untersuchungen von 1992 vergleichbar und hat sich an einigen Stellen sogar verbessert», wie das Bundesamt für Umwelt schreibt. Für die erfassten Messgrössen im Silser- und Silvaplanersee konnte eine gute Wasserqualität mit ausreichend Sauerstoff bis zum Seegrund nachgewiesen werden. Die Belastungen mit Phosphor- und Stickstoffkomponenten waren in beiden Seen sehr gering und die Wassergüte konnte diesbezüglich als sehr gut eingestuft werden. Im Champfèrersee und St. Moritzersee gingen die Belastungen mit Phosphor zurück. In den beiden Seen verbleibt aber, wie schon 1992, ein Sauerstoffdefizit im Tiefenwasser.

... gesunde Fische

«Der Fangrückgang kann somit nicht mit einer schlechteren Wasserqualität erklärt werden», wie es in dem Bericht heisst. Auch die Fische selbst sind gesund, wie eine vorausgegangene fischereiliche Untersuchung zeigte. «Die Seesaiblinge sind gesund, weisen ein gutes Wachstum auf und sind in allen Grössenklassen vorhanden», so das Amt für Natur und Umwelt. Auch eine Nahrungskonkurrenz zwischen Bachforellen und Seesaibling konnte nicht festgestellt werden.

Um die geringen Fischfänge zu erklären, soll den Seen weiterhin auf den Zahn gefühlt werden. «Zur Absicherung der Datenbasis und zur Überprüfung der vorläufigen Interpretation werden die Seen in diesem Jahr nochmals untersucht», heisst es im Bericht. Zusätzliche Abklärungen, insbesondere des Planktons als Nahrungsbasis für die Fische, sollen weitere Erkenntnisse liefern und das Mysterium der Fangrückgänge lösen.

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