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Weltall ohne Sternenbanner

Amerikas bemannte Raumfahrt ist so gut wie tot. Das Spaceshuttle «Discovery» startet heute zum seinem letzten Flug. Zwei letzte Flüge von «Atlantis» und «Endeavor» werden wohl aus Kostengründen gestrichen werden.

Südostschweiz
03.11.10 - 01:00 Uhr

Von John Dyer

Cape Canaveral. – Mit dem für heute Vormittag geplanten Start der «Discovery» in Florida scheint das vorläufige Ende der bemannten Raumfahrt der USA eingeläutet, die einst unter dem damaligen Präsidenten John F. Kennedy im Wettlauf mit der Sowjetunion begonnen hatte. Nach der Landung des ersten Menschen auf dem Mond wurde das Spaceshuttle entwickelt, die Raumfähre, die flugzeuggleich das Verlassen der Erde und die Rückkehr zur Selbstverständlichkeit machte.

Über 5000-mal rundum

Der Start der «Discovery» ist der 133. eines US-Shuttles in der 26-jährigen Geschichte der Raumtransporter. Sie soll Ersatzteile zur Internationalen Raumstation ISS bringen, darunter einen «robonaut», einen menschenähnlichen Roboter. Die «Discovery» hat die Erde bisher 5628-mal umrundet. «Sie ist ein unglaubliches Fahrzeug, und sie beendet eine lange und hervorragende Fluggeschichte mit diesem Start», sagt der Testdirektor der Nasa, Steve Payne.Die Bemerkung des Testleiters der US-Raumfahrtbehörde hat einen bittersüssen Beigeschmack. Denn seit Präsident Barack Obama im Kongress die Kürzung der Zuwendungen für die Nasa auf 19 Milliarden Dollar durchgesetzt hat, bleibt dieser nur noch, das Spaceshuttle-Programm zu beenden, wenn man langfristig an ein anderes Programm der bemannten Raumfahrt denken will. So ein Programm hatte Obamas Vorgänger George W. Bush vor sechs Jahren vorgelegt, mit dem Auftrag, einen Menschen bis 2020 auf den Mars zu bringen und eine zweite Mondlandung vorzubereiten. Aber auch hierfür würde die Nasa sehr viel mehr Geld brauchen, als Obama und dieser Kongress ihr in der Krise zu geben bereit sind. Um überhaupt noch US-Astronauten ins All, zur ISS, bringen zu können, muss man jetzt bei Russland Mitflug-Gelegenheiten in deren Raketen buchen für rund 50 Millionen Dollar pro Astronaut.

Ausverkaufter Start

Bei den Amerikanern hat der letzte Flug der legendären «Discovery» jedenfalls grosses Interesse geweckt. Die Tickets für die Beobachtungsplätze des Starts sind seit Monaten ausverkauft, wie Andrea Farmer mitteilt. Die Sprecherin des Besucherzentrums am Kennedy-Weltraumbahnhof in Florida meint: «Die Nachfrage war viel grösser als das Kartenangebot.» Aber, so tröstet sie alle, die leer ausgingen, man könne den hellen Strahl aus den Düsen der startenden «Discovery» überall an der Atlantikküste von Florida beobachten.

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