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Weitere Fragezeichen um Brunsbüttel

Der WWF meldete sich gestern einmal mehr zum geplanten Kohlekraftwerk Brunsbüttel zu Wort: Die verlängerte Laufzeit der deutschen AKW würde das geplante Kohlekraftwerk unrentabel machen.

Südostschweiz
17.09.10 - 02:00 Uhr

Von Lukas Hobi

Brunsbüttel/Schwanden. – Veränderte AKW-Laufzeiten verändern die Ausgangslage für das geplante Kohlekraftwerk Brunsbüttel. Atomkraftwerke, von denen nun die ersten im Jahr 2019 ausser Betrieb genommen werden, das letzte 2036, könnten eine zu grosse Konkurrenz für das Steinkohlekraftwerk in Brunsbüttel bedeuten. Dies teilte der WWF St. Gallen gestern, zusammen mit der Bündner WWF-Sektion, mit.

SN Energie: Unveränderter Kurs

Ausserdem werden Befürchtungen laut, dass das Stromnetz bei einer gleichzeitigen Stromproduktion von AKW und Kohlekraftwerk zu wenig Kapazität habe. So äusserte sich Bettina Morlok, Geschäftsführerin des am Brunsbüttel-Projekts Federführenden Unternehmens Südweststrom am Mittwoch im Norddeutschen Rundfunk (NDR). Ein Investor, das Stadtwerk von Quickborn in Schleswig-Holstein, habe als Reaktion auf diese veränderten Umstände bereits seinen Austritt aus dem Projekt bekanntgegeben, so der WWF.Clemens Hasler, Geschäftsleiter der am Projekt beteiligten SN Energie mit Sitz in Schwanden, sieht für sein Unternehmen keine unmittelbaren Auswirkungen aus dem Entscheid der deutschen Regierung, die Laufzeiten der AKW zu verlängern, wie er auf Anfrage sagt. Bei der Projektplanung habe man mit einer verlängerten Betriebszeit der AKW gerechnet.Problematischer seien eher die Windparks, so Hasler. Bei starkem Wind werde man nicht sämtlichen produzierten Strom des Steinkohlekraftwerks absetzen können. Um aber auch im Winter Strom liefern zu können, wenn die Wasserkraft als Energielieferantin ausfällt, werde man am Projekt festhalten, lautet die Position der SN Energie.Schon seit Beginn stösst das geplante Kraftwerk im Norden Deutschlands auf erbitterten Widerstand von Umweltverbänden und einer Bürgerinitiative aus Brunsbüttel. Sie kritisieren vor allem die CO2-Emission und die Ineffizienz des Kraftwerks. Da das Werk nicht über eine Kraft-Wärme-Koppelung verfüge, seien 50 Prozent Abwärme die Folge, schreiben die Umweltverbände – einen Verlust an Lebensqualität befürchten zudem die Bewohner der Gemeinde.Die Gegner forderten deshalb die beteiligten Stromversorger auf auszusteigen. Dies haben verschiedene Anbieter denn auch getan: die Schweizer Stromversorger Groupe E, Energie Romande und Elektra Birseck Münchenstein zogen sich bereits zurück. Aus der Schweiz am Projekt beteiligt bleiben lediglich die Bündner Repower AG und die SN Energie.

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