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Weiter Lebensgefahr an der Tälistrasse

Mitten in den Bauarbeiten an der Tälistrasse in Niederurnen sind 1000 Kubikmeter Schutt abgerutscht. Die Strasse bleibt bis auf Weiteres gesperrt; die Lage laut Experten kritisch.

Südostschweiz
11.05.13 - 02:00 Uhr

Von Antonella N. Nicolì

Niederurnen. – Dass an der Waldstrasse hinauf ins Niederurner Täli die Gefahr von Blockschutt-Rutschungen besteht, ist bekannt. Es waren die Unwetter im Sommer 2010, die überhaupt erst eine Sanierung der Strasse erforderlich machten.

Die Tälistrasse sollte «bergseitig» verlegt werden. «Wir hatten die Hoffnung, endlich aus dem Rutschgebiet herauszukommen», sagt Bauleiter Markus Gächter. Nun setzten die starken Niederschläge der letzten Woche in der Nacht auf Dienstag über den gesamten Baustellenbereich Eggrüti den Blockschutt in Bewegung.

15 000 Kubikmeter Masse rutscht

Die Gemeinde Glarus Nord handelte sofort: Sie stellte die Bauarbeiten unverzüglich ein, sperrte die Tälistrasse und kontaktierte die Anwohner telefonisch. Auch die lokalen Medien wurden informiert und gebeten, auf die Gefahr hinzuweisen.

Mit gutem Grund: Während des gesamten Dienstags sei es zu Abbrüchen aus dem Blockschutt gekommen, während die Rutschbewegungen laufend zugenommen hätten, heisst es in einer Medienmitteilung der Gemeinde Glarus Nord.

Ein Geologe und ein Vetreter der Gemeinde hätten danach bei einem Augenschein festgestellt, dass die Rutschmasse ungefähr 15 000 Kubikmeter und die Rutschtiefe mehrere Meter betrage.

Der Regen verschärft die Lage

Begründet seien diese Rutschphänomene durch die geologischen Verhältnisse des Gebiets, erklärt Markus Gächter. «Die vom Blockschutt überdeckten Nagelfluh- und Mergel-Schichten fallen hangparallel ab», sagt Gächter. «Das ganze Material ist unstabil.» Ausserdem sei die Tälistrasse an bestimmten Stellen wohl nicht so gut gebaut und der Gefahr von Rutschungen ausgesetzt. Genau dies versuche man auch zu korrigieren. Ob die Bauarbeiten zur grösseren Rutschung im ohnehin schon gefährdeten Gebiet beigetragen haben, ist nicht bekannt. «Möglicherweise war es der Funke, der das Pulverfass zum Explodieren brachte», mutmasst Gächter. Sicher hätten aber an der Tälistrasse, wie auch anderswo in der Schweiz, der nasse Winter und der nasse Frühling zu den ungünstigen Verhältnissen geführt, so Gächter. Die vergangenen starken Niederschläge waren noch die letzte Antriebskraft. Nun gilt es abzuwarten und zu beobachten. «Wir gehen davon aus, dass die Tälistrasse über mehrere Monate nicht befahren werden kann», heisst es bei der Gemeinde.

Ebenfalls sei zurzeit unklar, ob sich die Rutschprozesse zur oberen Strasse ausdehnen werden. Da für die nächsten Tage wieder Regenfälle erwartet werden, müsse man mit einer Ausdehnung rechnen.

«Am Montag werden wir das Ganze wieder mit dem Geologen anschauen und die Lage nach den Regenfällen einschätzen», sagt Andreas Schärer, Bereichsleiter Wald- und Landwirtschaft der Gemeinde Glarus Nord. Um den Rutsch zu überwachen, werde der Bereich abgeholzt und es werden Vermesspunkte eingesetzt.

Via «Bähnli» und Schlittweg

Das Täli bleibt per Seilbahn oder auf dem alten Schlittweg erreichbar. Dieser werde derart ausgebessert, dass das Befahren einfacher und sicherer sei, teilt die Gemeinde mit.

«Der Schlittweg ist von der Rutschung absolut nicht gefährdet», sagt Schärer. «Er ist aber natürlich nicht so konfortabel wie die Tälistrasse.» Zu beachten ist auch, dass der Schlittweg nur mit Bewilligung und Allradfahrzeugen befahren werden darf.

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