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Weg von der Kuh- und schoggi-schweiz!

Weder Jassen noch Hornussen sind in die Kränze des Schweizer Brauchtums gekommen. Auch regionale Traditionen sind in der Bewerberliste um das Unesco-Kulturerbe weitgehend übergangen worden – etwa der Chalandamarz, der es trotz Werbefigur in Form des Schellenurslis nicht in die Top 8 der Schweizer Bräuche geschafft hat.

Südostschweiz
23.10.14 - 02:00 Uhr

Von Anna Wanner

Darüber kann man sich ärgern. Doch schlimm ist dies nicht. Denn mehr als Anerkennung gibt es ohnehin nicht zu gewinnen. Deshalb erhält eine andere Frage mehr Gewicht: Wie wird die Schweiz von aussen wahrgenommen?

Das Bild, das am liebsten verkauft wird, zeigt Kühe und Alpen. Die Schönheit der Schweiz. Das ist richtig und wichtig. Aber es ist eben nur die halbe Wahrheit. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in Städten, ist urban und hat mit Folklore wenig am Hut. Auch der Trend, Schwingfeste zu besuchen, ist unter Städtern bloss ein vorübergehender und wird wieder abebben. Weder Jodelchöre noch Stickgruppen überleben in urbanen Gebieten langfristig. Nur Jassabende halten sich hartnäckig.

Ob der Schönheit der Bräuche vergisst mancher Schweizer schnell, dass das Land auch mit Innovation punkten kann: Es hat den Ruf, die besten Uhren weltweit zu produzieren. Und nicht nur das: Der Bundesrat lenkt mit seiner Wahl die Aufmerksamkeit auch auf Grafikdesign und Typografie. So gehört die Schrift Helvetica, von zwei Baslern 1951 entworfen, zu den erfolgreichsten Schrifttypen unserer Zeit. Gut, hat der Bundesrat erkannt, dass Traditionen nicht nur der Vergangenheit nachtrauern müssen – und dass die Schweiz mehr ist als Alpen, Kühe und Schoggi.

awanner@suedostschweiz.ch

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