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«Waren Sie schon mal beim Film?»

Seit 18 Jahren arbeitet Sonja Ristov nun bei der Stöckli Metall AG, nur drei Jahre länger ist sie in der Schweiz. Nun repräsentiert sie zusammen mit 15 anderen den Kanton Glarus an der Olma in St. Gallen.

Südostschweiz
12.08.12 - 02:00 Uhr

Von Viola Pfeiffer

Glarus. – «Die Berge», antwortet Sonja Ristov wie aus der Pistole geschossen, auf die Frage, was ihr im Glarnerland am besten gefällt. «Die Aussicht hier ist einfach wunderschön.» Was das angeht, ist sie schon lange eine Glarnerin. Seit 2001 darf sie sich aber auch offiziell so nennen.

Ursprünglich stammt die temperamentvolle Mutter von zwei Kindern aus Mazedonien. «Das ist einer der Gründe, warum ich ausgewählt wurde, einer der Hologramm-Glarner an der Olma zu sein», so Ristov.

Als man ihren Chef bei der Stöckli Metall AG, Peter Beglinger, angerufen habe, um nach einer geeigneten Person zu fragen, sei er gerade in ihrer Abteilung gewesen. Gesucht wurde eine Frau aus der Montage mit Migrationshintergrund. Beglinger sei zu ihr gekommen und habe gefragt: «Sagen Sie, Frau Ristov, sind Sie schon mal beim Film gewesen?» Und so sei sie dann in der Aula der Kantonsschule gelandet, um die Filmaufnahmen für das Hologramm zu machen.

«Ein zweites Zuhause in der Firma»

Im Alter von 24 Jahren ist Ristov in die Schweiz gekommen. Drei Jahre später fing sie bei der Stöckli Metall AG an. Seither arbeitet sie Vollzeit in der Montage und hat zwei Kinder grossgezogen, die wie sie den Schweizer Pass haben. Ihr Sohn, «jetzt diplomierter Polymechaniker», ergänzt sie stolz, habe die Lehre ebenfalls im Betrieb gemacht. Er könne bis zur RS bleiben und danach ebenfalls wieder. Man merkt, dass sie mit Leib und Seele bei der Stöckli Metall arbeitet. «Ich habe hier ein zweites Zuhause gefunden.»

Schockiert vom Wetter in der Schweiz

Am Anfang habe sie die Schweiz aber schockiert. «Alles war weiss. Und als der Schnee dann auf ein Mal plötzlich weg war, war meine Orientierung total gestört. Ich wusste nicht mehr, was wo war.» Und damit nicht genug. «Kaum war der Schnee weg, fing es an zu regnen.» Für Sonja Ristov, die ein südländisches Klima gewohnt war, eine ziemliche Umstellung. Mittlerweile habe sie aber den Eindruck, dass das Schweizer Wetter nicht mehr so schlimm sei.

Sie wird kurz von ihrem Sohn unterbrochen, der wegmuss. Sie wechseln ein paar Worte. «Ich habe mit meinen Kindern immer Mazedonisch gesprochen», erklärt sie. «Es ist mir wichtig, dass sie mit ihren Grosseltern reden können, wenn wir bei ihnen in den Ferien sind.»

80 Prozent der Sprache vom Fernseher gelernt

Die Kinder seien in der Schweiz verankert. «Meine Tochter geht auch immer wählen», so Ristov. Sie selber interessiere sich nicht für Politik. Weder hier noch in Mazedonien, aber zu Hause werde schon manchmal darüber gesprochen.

Ihr Deutsch ist nicht perfekt, aber man versteht sie sehr gut, vor allem wenn man bedenkt, dass sie nie einen Deutschkurs besucht hat. «Ich glaube, 80 Prozent meiner Sprachkenntnisse kommen vom Fernsehen», meint die Netstalerin mit einem Lachen. Auch jetzt läuft der Fernseher. Sie widmet dem Kasten aber keinen Blick. Neugierig stellt sie Gegenfragen und ihre Antworten sind aufgeweckt und charmant.

«Einer verglich mich sogar mit Angelina Jolie»

Die Olma in St. Gallen hat Sonja Ristov bisher noch nie besucht. Sie freue sich aber schon hinzugehen und gibt schon mal einen kurzen Einblick in das, was die Besucher erwarten wird: «In der fertigen Version stehe ich auf einem Feld, im Hintergrund sieht man die Firma. Ich komme also gerade von da», erklärt Ristov. «Dabei habe ich eine Gamelle, die unsere Firma als einzige in der Schweiz produziert, und erkläre deren Herstellungsprozess.»

Ihre Vorgesetzten seien mit dem Ergebnis sehr zufrieden gewesen. «Einer hat mich sogar mit Angelina Jolie verglichen», sagt Sonja Ristov, und kichert dabei. «Was für ein Kompliment.» Wenn man sie so ansieht, mit ihrem langen Zopf, könnte er recht haben.

St.Gallen/Glarus. – Der Kanton Glarus ist zusammen mit Zug Gastkanton an der Olma. Dazu hat man sich etwas ganz Besonderes überlegt: Auf 16 Meter langen und 4 Meter hohen Panoramawänden werden Landschaften aus dem Glarnerland zu sehen sein. Auf Knopfdruck erzählen dabei lebensgrosse Glarner und Glarnerinnen ihre Geschichten und Anekdoten aus dem Alltag. (so)

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