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Vom Offensivgeist beseeltes Spanien fegt Italien vom Platz

Spanien hat sich den dritten grossen Titel in Folge mit Stil gesichert. Im EM-Final in Kiew setzte sich Spanien gegen Italien gleich mit 4:0 durch und verteidigte damit als erste Mannschaft überhaupt seinen EM-Titel erfolgreich.

Südostschweiz
02.07.12 - 02:00 Uhr

Von Julien Oberholzer

Kiew. – Spanien hatte sich das Beste für den Schluss aufgehoben. Was hatten die Iberer im Verlauf des Turniers doch alles für Kritik einstecken müssen. Langweilig sei ihr Spiel, nur auf die Breite ausgerichtet. Gestern, zum Abschluss des Turniers in Kiew, war es nicht so. Spanien spielte in der Vorwärtsbewegung begeisternd auf und konnte die Trophäe Henri Delaunay mit der Überzeugung entgegennehmen, immer noch die beste Mannschaft der Welt zu sein.

Es ist ein beeindruckender Leistungsausweis. und ihre Vorstellung gegen Italien deutet nicht auf einen anstehenden Machtwechsel hin. In der letzten Viertelstunde, als die Italiener die Kräfte und der Glaube verlassen hatte, spielten die Spanier mit ihrem Gegner Katz und Maus. Der eingewechselte Publikumsliebling Fernando Torres, einziger Torschütze im Final vor vier Jahren, traf in der 84. Minute zum 3:0 und gab kurz darauf die Vorlage zum Treffer von Juan Mata. Noch nie hatte eine Mannschaft in einem EM-Final vier Tore erzielt.

Zwei Tore in der ersten Halbzeit

Das Entscheidende hatten die Spanier aber zuvor vollbracht. In der ersten Halbzeit hatte das Ensemble mit sechs Spielern des FC Barcelona zweimal zugeschlagen, als es noch schwer war, sich durch die italienische Hintermannschaft zu spielen. Zum ersten Mal nach einer knappen Viertelstunde: Nach eine beeindruckenden mehrminütigen Druckphase fand Andrés Iniesta mit seinem Pass in die Tiefe Cesc Fabregas. Dessen Flanke verwertete David Silva mit dem Kopf zum 1:0. Auch am Ursprung des zweiten Treffers nach 41 Minuten stand ein geniales Zuspiel. Diesmal von Xavi, der den Linksverteidiger Jordi Alba perfekt lancierte.

Alba, der sein erstes Tor im Trikot der Nationalmannschaft schoss, Silva, der seinen fünften Skorerpunkt im Turnier buchte, Torres, der EM-Torschützenkönig, und Edeljoker Mata waren die Vollstrecker, aber nicht unbedingt die entscheidenden Figuren. Dass Spanien deutlich besser und überzeugender auftrat als in den Spielen zuvor, lag in erster Linie an Xavi und Iniesta. Die beiden Mittelfeldspieler mit dem Gespür für das richtige Dribbling und für den letzten Pass zeigten ihre mit Abstand beste Leistung des Turniers. Sie gaben nicht nur den Rhythmus vor, sie sorgten für den Unterschied, weil sie immer versuchten, Entscheidendes zu leisten.

Ohne gelernten Stürmer

Das gesamte spanische Team war vom Offensivgeist beseelt. Dass Trainer Vicente del Bosque erneut – wie schon im ersten Gruppenspiel und im Viertelfinal gegen Frankreich – keinen gelernten Stürmer, sondern Fabregas aufs Feld schickte, wirkte sich nicht negativ aus. Jeder trug zum Angriffsspiel bei. Innenverteidiger Sergios Ramos trat bei Kopfbällen gefährlich in Erscheinung, kurz nach der Pause wurde sein Abschluss von Leonardo Bonucci im italienischen Strafraum mit der Hand abgewehrt – der fällige Penaltypfiff von Schiedsrichter Proença blieb aus. Fabregas war als spielender Mittelstürmer stark. Er brachte die italienische Verteidigung mehrmals in Verlegenheit. Torres und Mata brachten als Einwechselspieler Entscheidendes zustande.

Auf der Gegenseite konnte Mario Balotelli nicht an seine Leistung aus dem Halbfinal gegen Deutschland anknüpfen. Der gefährlichste italienische Angreifer war der zur Pause eingewechselte Antonio Di Natale, der einmal mit einem Kopfball das Ziel nur knapp verfehlte und später mit einem Schuss aus idealer Position an Spaniens Goalie Iker Casillas scheiterte.

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