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«Vom grossen Coup in Kindertagen zum gefragten Profi des Pferderennsports»

Der Maienfelder Markus Monstein ist seit Kindesbeinen vom Pferderennvirus infiziert. Inzwischen ist er auf mehreren Ebenen im Bereich des Pferderennsports aktiv und er ist dabei, «sein grosses Hobby zum Beruf zu machen».

Südostschweiz
30.09.14 - 02:00 Uhr

Silvia Kessler

Als Maienfelder ist Markus Mon-stein mit den Pferderennen in seiner Heimatgemeinde aufgewachsen. An dem Grossanlass konnte er auch gar nicht vorbeikommen. «Am Morgen nach jedem ersten Rennsonntag wurden wir Schüler zum Aufräumen auf den Rennplatz geschickt, damit am zweiten Renntag wieder alles sauber und bereit war», blickt er zurück. Die Aufräumaktionen hätten übrigens auch stattgefunden, wenn gerade Ferien waren oder die Wimmlet in der Bündner Herrschaft in vollem Gange war. Ein einziges Muss scheint das für den Schüler Markus Monstein indes nicht gewesen zu sein. Im Gegenteil. Die Helfereinsätze auf dem Rennplatz, kombiniert mit den regelmässigen familiären Sonntagsausflügen an die Pferderennen weckten in ihm schon bald das Wettfieber.

«Ich wollte aber nicht einfach die Eltern um Geld für meine Wetteinsätze bitten», erzählt er, und so machte sich klein Markus die von der Stadt Maienfeld bezahlten Prämien für gefangene Maulwürfe zunutze. Vier Franken habe eine Falle gekostet, und der Wetteifrige legte wohl einen Grossteil seines Taschengeldes für solche Geräte aus. «Ich habe überall Fallen gestellt», blickt er zurück. Dann, an einem Rennsonntag, an dem er zugleich Geburtstag feierte, räumte er gross ab. «770 Franken Reingewinn habe ich erzielt. Für diesen Betrag hätte ich fast 200 Maulwürfe fangen müssen», lacht er.

Reines Glück war der Wetterfolg jedoch kaum. «Ich hatte bald gemerkt, dass bei den Rennen mehr rauszuholen ist, wenn man mehr weiss.» Er habe auf dem Comuter eine Datenbank angelegt, die Aufschluss darüber gab, welches Rennpferd auf welcher Distanz schnell ist, welche Pferde besser mit trockenem respektive nassem Terrain zurechtkommen, oder welchen Tieren ein links- respektive rechtsherum führender Kurs besser liegt. «Das ist der analytische Teil in mir», sagt der studierte Betriebswirtschafter.

Die Leidenschaft für den Pferderennsport fand im Jahr 1999 mit der Gründung des Stalls Allegra eine bemerkenswerte Fortsetzung. Seine Eltern, zwei Tanten, einen Onkel und seine damalige Freundin, die heute einige Traber des Stalls trainiert, konnte er als erste für die Gründung der als Verein organisierten Besitzergemeinschaft gewinnen. Die Ziele des Vereins werden mit Spass am Rennsport, Kameradschaft und Förderung des Pferderennsports beschrieben. Vor allem aber wird die Beteiligung an einem Rennpferd für jedermann möglich. Der «Sport der Könige», wie der Pferderennsport auch genannt wird, ist erschwinglich geworden.

«Speakern ist nicht nur ein Job»

In diesem Jahr feiert der Stall Allegra sein 15-jähriges Bestehen. Rund ein Dutzend Mitglieder und ein grosser Fanclub gehören heute dem Verein an, der mit zehn hoffnungsvollen Rennpferden immer wieder auf sich aufmerksam macht. Der letzte Zugang ist erst letzte Woche aus Dänemark in der Schweiz eingetroffen. Klar, dass Markus Monstein bei der Ankunft des Pferdes am Zoll in Basel zum Willkomm und zur Abwicklung der Einreiseformalitäten bereitstand. «Je nachdem wie Rebus sich einlebt, wird er in Maienfeld am Start stehen oder eben nicht.»

Kein Pferd der Maienfelder Stallgemeinschaft soll überfordert werden, sondern wie die Besitzer Freude haben. «Ein Pferd, das rennen muss, wird die gewünschten Resultate nicht bringen», ist der Vereinspräsident Monstein überzeugt. Das Wohl der vierbeinigen Athleten stehe beim Stall Allegra an erster Stelle. «Jedes Pferd ist für uns, unabhängig von den Resultaten, ein kleiner Star.» Er habe Respekt vor jeder Sportart, die mit Pferden betrieben werde, «solange die Pferde gut behandelt werden». Die Philosophie der Maienfelder Besitzergemeinschaft zahlt sich offenbar aus. Etwa 80 Siege in der Schweiz sowie je einen in Deutschland und Italien konnten die Mitglieder bereits feiern. «Je nach Geschichte eines Pferdes kann ein fünfter Platz jedoch genauso schön sein wie ein Sieg.»

An den kommenden zwei Rennsonntagen in Maienfeld wird Markus Monstein einmal mehr von der Speakerposition aus verkünden, wer gerade «das Rennen macht». In die 14. Saison als Kommentator sei er in diesem Jahr gestartet. An den Pferderennen in Frauenfeld und in Dielsdorf, wo er seit zehn Jahren wohnhaft ist, sowie in Arosa, St. Moritz und Maienfeld ist er es, der seit vielen Jahren für Stimmung auf den (Wett-)Rängen sorgt.

«Speakern ist nicht nur ein Job. Ich lebe das mit jeder Faser», erklärt er. Alle Besucher, auch diejenigen, die sich im Rennsport nicht sonderlich auskennen, sollen Spannung erleben. Wenn dann ein Zieleinlauf sämtliche Zuschauer von den Sitzen reisse, dann wisse er auf seinem Platz auf dem Richterturm, dass er seine Sache gut gemacht habe. «Es gibt Momente, da läuft es mir kalt den Rücken runter», schwärmt er. Auf die Kompetenzen des 41-jährigen Profi des Pferderennsports aus Maienfeld zählen seit 18 Jahren auch diverse Printmedien, darunter seit vielen Jahren auch das «Bündner Tagblatt». Dies bedingt, dass Monstein sehr oft auf Reisen ist. «Allein nach Avenches, wo inzwischen die meisten Rennen der Schweiz stattfinden, reise ich etwa 40 Mal im Jahr.» Die neusten Resultate und auch sonst alles Aktuelle rund um den Pferderennsport können Interessierte auf der ebenfalls von ihm betreuten Website horseracing.ch nachschauen. All diese Tätigkeiten ermöglichen es Markus Monstein, sich zusehends aus seinem Beruf als Kundenbetreuer einer Privatbank zurückzuziehen und «sein grosses Hobby zum Beruf zu machen».

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