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Vier Bündner Politiker und ihre neuen Fensterplätze

Was haben Hansjörg Hassler, Martin Candinas, Tarzisius Caviezel und Mario Cavigelli gemeinsam? Sie alle sind Politiker aus dem Gebiet des früheren Grauen Bundes und nun deshalb in der Cuort Ligia Grischa in Trun verewigt.

Südostschweiz
17.10.13 - 02:00 Uhr

Von Stefanie Studer

Trun. – Hier tagten vor Hunderten von Jahren die Delegierten und Landrichter des Grauen Bundes; im Landrichtersaal der Cuort Ligia Grischa in Trun, dem «Hof des Grauen Bundes». Damit die Landrichter und später die Richter nicht nur durch ihre Taten in Erinnerung blieben, wurden sie ab Anfang des 18. Jahrhunderts alle mit einem Wappen an den Wänden verewigt, wie Dora Candinas, Führerin des in der Cuort Ligia Grischa beheimateten Museums erklärt.

Aber auch spätere National-, Stände-, Regierungs- und Bundesräte aus der Region sind hier vertreten. Allerdings nicht mehr an den Wänden, sondern in den Fenstern des Saals in Form von sogenannten Wappenscheiben – mit Familienwappen, Namen und Amtsdauer bestückte Glasscheiben.

Die «Neuen» im alten Saal

Seit diesem Frühling zieren vier neue Wappen die Fenster des Saals. Diejenigen von Nationalrat Hansjörg Hassler, alt Nationalrat Tarzisius Caviezel, Regierungsrat Mario Cavigelli sowie Nationalrat Martin Candinas. Zwei der vier «Neuen» werfen an diesem Mittwochabend einen ersten Blick auf ihre Wappenscheiben. Caviezel ist verhindert, Candinas hatte seine bereits gesehen. Familienbedingt sei er natürlich häufig hier, meint er. Denn als Sohn der Museumsführerin habe er «sicherlich den grössten Bezug zum Haus».

Diese könnte nun ja besonders stolz auf das Wappen ihres Sohnes sein. Allerdings sei sie auf alle Namen stolz, die sich hier an den Wänden und in den Fenstern sammeln, wie sie sagt. «Hier stehen sehr bekannte Namen. Etwa jener von Felix Calonder, dem ersten romanischen Bundesrat.»

Hassler, der die Cuort Ligia Grischa zum ersten Mal besucht, zeigt sich beeindruckt von den vielen Wappen. «Hier bin ich ja in guter Gesellschaft», meint er schmunzelnd. Cavigelli scheint sich da nicht so sicher zu sein: «Ein wenig fühle ich mich hier fehl am Platz. So viele grosse Namen sind hier vertreten.»

Nur noch Platz für drei Wappen

Die Anzahl der «grossen Namen» geht sicherlich auf 100 zu. Allein von den Landrichtern gibt es 72 Wappen. Künftige Magistraten aus der Region werden deshalb einst auf einen Platz im Landrichtersaal verzichten müssen. «Jetzt hat es nur noch Platz für drei Wappenscheiben», so Dora Candinas. Diese würden nur in den oberen Hälften der Fenstergläser eingesetzt, damit nicht zu viel Licht verloren gehe. Und was dann? Darf sich niemand mehr aus dem ehemaligen Grauen Bund zur Wahl in ein höheres politisches Amt stellen? Vielleicht werde in einem anderen Raum weitergefahren, sagt die Museumsführerin. Aber das liege ja noch in der Ferne.

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