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Überraschungssieg durch Pablo Andujar

Pablo Andujar, die Nummer 71 der Weltrangliste, hat gestern als Sieger am Tennis-Suisse-Open in Gstaad triumphiert. Im Final besiegte der 28-jährige Spanier den Argentinier Juan Monaco (ATP 105) in 92 Minuten mit 6:3, 7:5.

Südostschweiz
28.07.14 - 02:00 Uhr

Von Rolf Bichsel

Tennis. – Pablo Andujars Grosserfolg überraschte, weil der Spanier seit Mitte Februar, als er in Rio de Janeiro nach zwei vergebenen Matchbällen im Halbfinal Rafael Nadal hauchdünn unterlegen war (6:2, 3:6, 6:7), seiner Topform erfolglos hinterhergelaufen war. In den fünf Monaten seither verlor er sieben Mal in der ersten Runde. In der Vorwoche gewann er im Viertelfinal gegen David Ferrer bloss noch zwei Games (0:6, 2:6), «wobei ich aber schon in Hamburg spürte, dass ich wieder viel besser spiele», so Andujar. An den drei Turnieren zuvor hatte der Spanier gegen die Nummern 121 (Facundo Bagnis in Caltanissetta/Challenger), 92 (Blaz Rola in Wimbledon) und 104 (Victor Hanescu in Bastad) der Welt verloren.

Imposanter Durchmarsch

In Gstaad aber vermochte ihn niemand zu bremsen. Schon in der Startrunde imponierte er gegen den als Nummer 6 gesetzten Franzosen Gilles Simon (6:2, 3:2 w.o.). Mit Marcel Granollers im Viertelfinal (7:5, 6:3) und Fernando Verdasco im Halbfinal (6:3, 6:7, 6:1) eliminierte er vor dem Endspiel auch noch die Nummern 2 und 4 des Turniers. Und im Final besiegte Andujar auch den ehemaligen Top-10-Spieler Juan Monaco mit 6:3, 7:5.

Nach seinem erst dritten Turniersieg (nach Titelgewinnen in Casablanca 2011 und 2012) zeigte sich Andujar überglücklich, denn «ich gewinne schliesslich nicht jedes Jahr ein Turnier». Er blieb nach dem verwerteten ersten Matchball während mehreren Sekunden in Jubelpose auf dem Rücken liegen, wobei «mir unglaublich viel durch den Kopf schoss.» An der Siegerehrung fand der vierte Überraschungssieger des Gstaader Turniers seit 2008 (nach Victor Hanescu/2008, Thomaz Bellucci/2009 und Marcel Granollers/2011) dann aber vorerst keine Worte mehr; «selbst wenn ich jetzt hier spanisch sprechen könnte, wüsste ich nicht, was ich sagen soll».

Steigerungslauf im Final

Mit etwas Abstand sprudelte es dann wieder aus Andujar heraus. «Der Final hätte auf beide Seiten kippen können», sagte er. «Im ersten Satz erwiesen sich zwei Ballwechsel als entscheidend, die ich beide für mich entscheiden konnte. Und im zweiten Satz verhalf mit der Kampfgeist zum Sieg.» Diesen zweiten Durchgang hätte eigentlich Juan Monaco, der 3:0, 4:1 und 5:3 führte, gewinnen müssen. Aber in der Schlussphase setzte Andujar zum Steigerungslauf an. Und beim ersten Matchball produzierte er sein erstes und einziges Ass in Gstaad seit dem Mittwoch. «Ich wollte die Partie mit einem Aufschlag beenden. Wenn das gelingt, fühlt sich das stets grossartig an.»

Return als bester Schlag

Andujars grösste Stärke im Berner Oberland waren vielmehr die Aufschlag-Returns. 19 Breaks waren ihm vor dem Final in achteinhalb Sätzen gelungen, damit führte er sämtliche Return-Statistiken in der Gstaader Turnierwoche an. Im Final gegen Monaco gelangen ihm nochmals vier Aufschlagdurchbrüche, drei hintereinander in Monacos letzten drei Aufschlagspielen. «Der Return ist mein bester Schlag», so Andujar, «damit mache ich Defizite in den Bereichen Kraft und Tempo wett.» Auch die Höhenlage gereicht ihm zum Vorteil, «weil wegen der dünneren Luft auch ich als nicht unbedingt kräftiger Spieler schnell spielen kann.» Schon Andujars vorheriges bestes Turnier, die Halbfinalqualifikation am Masters-1000-Turnier 2013 in Madrid, war in dünner Luft zu Stande gekommen.

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