×

Tuberkulose-Gefahr noch nicht gebannt

Die Tuberkulose, eine bakterielle Infektionskrankheit, kann vom Rotwild auf das Rindvieh übertragen werden. Weil der Erreger zudem vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann, wurde die Tuberkulose im Kanton Graubünden schon vor 70 Jahren rigoros bekämpft.

Südostschweiz
29.01.15 - 01:00 Uhr

Graubünden war der erste Kanton in der Schweiz, der tuberkulosefrei war und die Schweiz das erste Land der Welt. Es ist deshalb nachvollziehbar, dass in Anbetracht des Tuberkulosebefalls von Rotwildpopulationen im angrenzenden Vorarlberg, diese Tierseuche auch im Kanton Graubünden wieder ein Thema ist.

Zur frühzeitigen Erkennung einer allfälligen Einschleppung von Tuberkulose aus der Rotwildpopulation in Vorarlberg Projektes in den Kantonen Graubünden und St. Gallen sowie im Fürstentum Liechtenstein Stichprobenuntersuchungen durchgeführt. Wie Kantonstierarzt Rolf Hanimann ausführt, waren alle bisherigen Proben negativ. Weil die Gefahr einer Einschleppung aus den mit Tuberkulose befallenen Rotwildpopulationen in den grenznahen Regionen aber jederzeit gegeben ist, werden die Stichprobeuntersuchungen auch 2015 fortgesetzt.

Im Rahmen des Früherkennungsprojektes wurden insgesamt 97 Hirsche untersucht: 42 im Kanton Graubünden, 38 im Kanton St. Gallen und 17 im Fürstentum Liechtenstein. Bei den in Graubünden untersuchten Hirschen handelte es sich nach Auskunft von Hannes Jenny vom Amt für Jagd und Fischerei zum grössten Teil um ausgewachsene Tiere, die während der Sonderjagd erlegt wurden. «Nicht um Hirschkälber, die in unserer Region aufgewachsen sind, sondern um ausgewachsene Hirsche, die möglicherweise den Sommer jenseits der Grenze – zum Beispiel im Montafon – verbracht haben und jetzt in ihre Wintereinstände in Graubünden zurück gekehrt sind», so der Wildbiologe Jenny. Tatsache ist, dass aufgrund der südlichen Lage die Wintereinstände im Prättigau besser sind als im Vorarlberg. Jenny und Hanimann sind sich einig: «Aus seuchenpolizeilichen Gründen müssen die Wanderhirsche bejagt werden.» Das ist nur auf der Herbstjagd möglich. Das Gefahrenpotenzial bezüglich Tuberkulose, das vom Rotwild im Kanton Graubünden ausgehen könnte, ist nach Einschätzung von Hanimann und Jenny bedeutend kleiner als bei den Beständen im Vorarlberg und Tirol. Ein wesentlicher Grund ist die dortige intensive Winterfütterung. «Das hat zur Folge, dass die Tiere auf einem begrenzten Raum zusammen sind», so Jenny. Dadurch steigt das Ansteckungsrisiko.

Die Tuberkulose kann vom Wild auch auf indirektem Weg auf das Rindvieh übertragen werden. «Es muss verhindert werden, dass Wildtiere beispielsweise Zugang zu Siloballen und andern Futtermitteln haben», betonte Hanimann. «Denn angenommen ein mit Tuberkulose infizierter Hirsch frisst an einem Siloballen, die anschliessend im Stall verfüttert wird, dann ist eine Übertragung auf eine Kuh oder ein Rind über das Futter grundsätzlich möglich».

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR