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Trübe Aussichten für Schweizer Industrie

Weniger Bestellungen, anhaltender Preisdruck, erodierende Margen: Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall- industrie leidet stärker unter der Eurokrise als andere Branchen.

Südostschweiz
23.08.12 - 02:00 Uhr

Von Max Mohn

Weitere Belastungen halten die Firmen nach Ansicht des Branchenverbands der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (Swissmem) nicht mehr aus. Hans Hess bemühte sich gestern an der traditionellen Halbjahreskonferenz des Verbandes, auch das Positive der momentanen Wirtschaftslage für seine Branche herauszustreichen. Doch die Ausführungen des Swissmem-Präsidenten fielen wenig überzeugend aus: «Es gibt durchaus Betriebe, denen es gut geht», sagte er. Oder auch: «Die Situation ist nicht mehr ganz so akut.»

«Die Zitrone ist ausgepresst»

Die negativen Meldungen der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) überwiegen. Die Auftragseingänge gehen zurück, die Umsätze stagnieren, die Margen schmelzen aufgrund des hohen Preisdrucks dahin, und der Ausblick des Branchenverbands Swissmem auf die nahe Zukunft ist düster. «In sehr vielen Unternehmen ist die Situation nicht gut, ja sogar katastrophal», sagte Hess. «Sie leben derzeit von ihrer Substanz.» Darum müsse er hier ein klares Ausrufezeichen setzen: «Die Zitrone ist in diesen Firmen nahezu ausgepresst.»

Im ersten Halbjahr verzeichneten die bei Swissmem gemeldeten Firmen 11,1 Prozent weniger Bestellungen. 69 Prozent der Schweizer MEM-Firmen mussten einen Auftragsrückgang hinnehmen. Dieses flächendeckende Phänomen stimme nachdenklich, sagte auch der Direktor des Branchenverbands, Peter Dietrich.

Problem Euroraum

Die Umsätze stiegen im ersten Halbjahr 2012 zwar leicht um 1,4 Prozent an. Allerdings hinken die Umsätze zwei bis drei Quartale hinterher und bereits meldeten 59 Prozent der Firmen negative Umsatzzahlen in den ersten sechs Monaten des Jahres.

Die Exporte brachen speziell in den Krisenländern wie Spanien (–26,5 Prozent) und Italien (–15,4 Prozent) ein. Aber auch nach Frankreich (–13,3 Prozent) lieferten Schweizer Firmen deutlich weniger Waren. Insgesamt schrumpften die Ausfuhren in die EU um 7,4 Prozent. Die EU ist mit einem Anteil von über 60 Prozent der mit Abstand grösste Markt.

Preise purzeln

Die einbrechenden Exporte sind auch für viele kleinere und mittlere Betriebe (KMU) ein Problem. KMU machen 95 Prozent der Schweizer MEM-Industrie aus. Da sie – im Gegensatz zu international aufgestellten Konzernen – meist in der Schweiz produzieren, fallen auch die Kosten hierzulande an. Das Geld verdienen sie aber vorwiegend im Ausland.

Um im Geschäft zu bleiben, seien viele Unternehmen gezwungen, ihre Preise zu senken, hielt Dietrich fest. 2011 betrug der Zerfall der Exportpreise in der Branche bereits 4,1 Prozent. Im ersten Halbjahr dieses Jahres setzte sich der negative Trend mit einem Minus von 2,3 Prozent fort.

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