×

Trotz Krise: Der Rubel rollt in Spanien weiter

Mit dem Aus der Nationalmannschaft ging an der WM die Hegemonie der «Seleccion» zu Ende, und Spaniens Wirtschaft hat sich von der Krise noch nicht erholt. Die Klubs geben in Europa trotzdem finanziell und sportlich weiter den Ton an.

Südostschweiz
22.08.14 - 02:00 Uhr

Von Christian Finkbeiner

Fussball. – Spanien gehört zu jenen Ländern, die von der Wirtschaftskrise in Europa am ärgsten betroffenen waren. Die spanische Staatsverschuldung verdoppelte sich seit Ausbruch der Krise 2008, fast eine Billion Euro betrug diese 2013, und die Arbeitslosigkeit von jungen Erwachsenen stieg in den vergangenen sieben Jahren in gewissen Regionen der parlamentarischen Monarchie zwischenzeitlich auf über 50 Prozent an. Auch der Fussball litt unter dem Einbruch der Wirtschaft, die Primera Division gilt als die am höchsten verschuldete Liga auf dem Kontinent.

Von einer sportlichen oder finanziellen Krise ist bei den spanischen Spitzenklubs aber nichts zu spüren. Real Madrid schaffte im Mai nach zwölf Jahren endlich «La Decima», den zehnten Sieg im wichtigsten europäischen Klubwettbewerb, und erklomm dank dem 4:1 im Champions-League-Final gegen den Stadtrivalen Atletico den Thron Europas. Der FC Sevilla gewann die Europa League. Und der Rubel rollte wie eh und je. Mit Luis Suarez (81 Millionen Euro) und James Rodriguez (80 Millionen Euro) leisteten sich die Erzrivalen FC Barcelona und Real Madrid die teuersten Transfers des WM-Sommers.

Sehr hohe TV-Einnahmen

Ein Grund dafür sind die hohen Fernseheinnahmen. Laut der «Gazzetta dello Sport» teilten sich allein Real und Barça in der vergangenen Saison 280 Millionen Euro an TV-Geldern unter sich auf. Atletico Madrid und Valencia kassierten je 42 Millionen Euro, der Rest der Liga kam auf durchschnittlich 15 Millionen. Die ungleiche Verteilung führt(e) zu einer Mehrklassengesellschaft. In keiner der fünf Top-Ligen Europas ist die sportliche Diskrepanz so gross wie in der Primera Division. Immerhin schaffte es mit Atletico Madrid erstmals seit 2004, in die Phalanx der beiden Grossklubs einzudringen.

In der morgen beginnenden Saison deutet nichts darauf hin, dass sich die Hierarchie grundlegend ändern könnte, im Gegenteil. «Wir sind noch besser als in der letzten Saison», sagte Reals Trainer Carlo Ancelotti. Vor allem im Mittelfeld steht dem Italiener ein Überangebot an Stars zur Verfügung. Xabi Alonso, Luka Modric, Angel Di Maria, Sami Khedira sowie die Neuzuzüge Toni Kroos und James Rodriguez kämpfen um drei Plätze, hinzu kommen die beiden Talente Asier Illaramendi und Isco. Seit Wochen wird spekuliert, dass Di Maria, immerhin der beste Vorbereiter Reals in der letzten Saison, den Verein vor Ende der Transferperiode Ende August verlassen wird.

Den teuersten Transfer des Sommers leistete sich der FC Barcelona. 81 Millionen Euro überwiesen die Katalanen nach Liverpool für Luis Suarez, obwohl der Uruguayer nach seiner Beiss-Attacke an der WM gegen den Italiener Giorgio Chiellini bis Ende Oktober gesperrt ist.

Teuer bezahlter Titelgewinn

Atletico Madrid zahlte für die erfolgreichste Saison der Klubgeschichte sportlich einen hohen Preis. Mit Topskorer Diego Costa (27 Tore), Torhüter Thibaut Courtois und Verteidiger Filipe Luis, die alle zu Chelsea wechselten, verliessen drei tragende Säulen die Mannschaft von Diego Simeone. Das Geld wurde reinvestiert, mit Antoine Griezmann und Mario Mandzukic ist zumindest in der Offensive genügend Potenzial vorhanden, um erneut den Einzug in die Champions League zu schaffen. Dahinter kämpfen Athletic Bilbao, der FC Sevilla, Valencia und Real Sociedad San Sebastian um die weiteren internationalen Plätze. Nach den Abgängen von Philippe Senderos (von Valencia zu Aston Villa) und Haris Seferovic (von Real Sociedad zu Frankfurt) steht kein Schweizer mehr in der Primera Division unter Vertrag.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR