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Trotz Gewinneinbruch profitiert das Axpo-Management

Der Stromkonzern Axpo hat einen Gewinneinbruch erlitten und baut drei Prozent seiner Stellen ab. Doch dank dicker Polster kann der Staatskonzern trotzdem Dividenden zahlen und die Löhne fürs Management erhöhen.

Südostschweiz
24.01.12 - 01:00 Uhr

Von Hanspeter Guggenbühl

Zürich. – Auf den ersten Blick erscheint das Jahresergebnis des Axpo-Konzerns rabenschwarz: Gegenüber dem Vorjahr schrumpfte der Betriebsgewinn 2010/11 um 75 Prozent, der Konzerngewinn gar um 90 Prozent. In Franken: Bei einem Umsatz von 6,3 Milliarden wies der grösste Schweizer Stromversorger einen Gewinn von 45 Millionen aus. Um sich «fit zu trimmen», wird die Axpo dieses Jahr 140 Stellen abbauen. Weitere Einsparungen soll die Zusammenlegung der Handelsabteilungen der Axpo und der Axpo-Tochter EGL bringen.

Die mittelfristige Betrachtung hingegen zeigt: In den letzten zehn Jahren hat die Axpo eine Gewinnsumme von 6,4 Milliarden Franken angehäuft. Der Personalbestand stieg seit 2002 um 74 Prozent auf 4415 Vollzeitstellen. Die Bilanzsumme bewegt sich unverändert bei 17,7 Milliarden Franken. Davon entfallen 7,6 Milliarden auf Eigenkapital; dieses setzt sich aus wenig Aktienkapital und hohen Gewinnreserven zusammen.

Staatskonzern mit dicken Polstern

Die Axpo, die zu 100 Prozent den Nordostschweizer Kantonen gehört, verfügt also über dicke Polster. Davon profitieren Management, Personal und Eigentümer trotz des Gewinneinbruchs. So stieg das Jahresgehalt von Axpo-Chef Heinz Karrer 2011 um 15 Prozent auf 882 000 Franken. Die Lohnsumme der übrigen Konzernleitung wuchs um elf Prozent. Der Durchschnittslohn des Personals sank zwar geringfügig, weil einige teure Stromhändler der EGL entlassen wurden; er liegt aber mit rund 120 000 Franken immer noch über dem Landesschnitt. Die Nordostschweizer Kantone erhalten schliesslich eine unveränderte Dividende von insgesamt 81 Millionen Franken.

Die Gewinne der Axpo spiegeln die Marktlage (siehe Grafik): Von 2000 bis Mitte 2008 stiegen die Preise im europäischen Strommarkt. Davon profitierte die Axpo, weil sie im In- und Ausland weit mehr Strom produziert, als in ihren inländischen Versorgungsmonopolen verbraucht wird. Mit der Finanzkrise ab 2008 wandelte sich die angedrohte Verknappung zur Stromflut. Folge: Die Marktpreise sanken, ebenso die Gewinne der Axpo und anderer Stromfirmen. An dieser Tiefpreisphase, so prophezeite Axpo-Chef Karrer gestern vor den Medien, werde sich in den nächsten drei Jahren wenig ändern. Das dürfte die Profite der Schweizer Stromwirtschaft weiterhin drosseln. Den speziellen Gewinneinbruch im Geschäftsjahr 2010/11 führt die Axpo-Leitung auf hohe Abschreibungen und «Sondereffekte» zurück. So verminderte etwa der Zerfall des Euro die Exporterlöse zusätzlich.

Neue Strategie kostet 21 Milliarden

Ihre dicken Polster wird die Axpo künftig brauchen, um die Energiewende zu finanzieren. Bis 2030 rechnet sie mit Investitionen von 21 Milliarden Franken. Um ihre alten Atomkraftwerke zu ersetzen und die steigende Nachfrage nach Strom zu decken, hatte die Axpo ursprünglich ein bis zwei neue AKW im Inland geplant. Das AKW-Neubauverbot erfordert jetzt eine neue Strategie. Dieser «Plan B», der gestern vorgestellt wurde, basiert auf erneuerbarer Energie, Gaskraft und höherem Import.

• Ihr Produktionsziel für erneuerbare Energie erhöht die Axpo von 2,2 auf sechs Milliarden Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Davon entfallen 3,9 Milliarden kWh auf Windkraftwerke im Ausland, 1,1 Milliarden auf ausländische Wasserkraftwerke und eine Milliarde auf die zusätzliche Verstromung von Biomasse, Wind-, Solar-, und Wasserkraft in Kleinanlagen sowie Geothermie im Inland. Den naturbedingten Rückgang der Wasserkraft-produktion will die Axpo stabilisieren; dies mit einigen neuen grossen Wasserkraftwerken im Inland.

• Bis 2030 plant die Axpo zudem neue Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von 1200 Megawatt (entspricht der Leistung des AKW Leibstadt), davon 800 Megawatt im In- und 400 Megawatt im Ausland. Weiter rechnet die Axpo damit, dass sie künftig einen Teil des Stroms aus ihren Gaskraftwerken in Italien importieren kann, um die Versorgung in der Schweiz zu sichern.

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