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Triumph statt Karrierenende

Die erste von drei Pyrenäen-Etappen hat sich gestern auf zwei Hauptebenen abgespielt. Michael Rogers kam zum ersten Tagessieg an der Tour de France. Romain Bardet und Tejay van Garderen büssten viel Zeit ein.

Südostschweiz
23.07.14 - 02:00 Uhr

Von Valentin Oetterli

Rad. – Leader Vincenzo Nibali, der das Ziel mit 8:32 Minuten Rückstand auf Ausreisser Rogers erreichte, blieb auf dem mit 237,5 km längsten Teilstück der diesjährigen Tour ungefährdet. Der 29-jährige Italiener führt weiterhin mit 4:37 Minuten Vorsprung vor dem Spanier Alejandro Valverde. Neu Gesamtdritter ist Thibaut Pinot (5:06 zurück). Der Franzose löste Landsmann Romain Bardet ab, der fast zwei Minuten auf seine direkten Konkurrenten einbüsste und auch noch hinter seinem Teamkollegen Jean-Christophe Péraud auf den fünften Rang zurückfiel. Noch grösser war der Zeitverlust von Tejay van Garderen. Der Amerikaner blieb zwar Sechster, verlor aber mehr als dreieinhalb Minuten auf Nibali und Co.

Grosse Fluchtgruppe

Die Geschichte an der Spitze dieser in Carcassonne gestarteten Etappe schrieb eine grosse Fluchtgruppe, die sich erst nach rund 80 km gebildet hatte. Unter den 21 Ausreissern, die zwischenzeitlich fast 13 Minuten Vorsprung besassen, befand sich mit Michael Albasini auch ein Schweizer. Der Thurgauer vom Team Orica-Greenedge konnte jedoch 31 km vor dem Ziel im letzten Anstieg als einer der ersten Fahrer die Tempoverschärfungen nicht mitgehen. Auf der Passhöhe des Port de Balès – 11,7 km lang und durchschnittlich 7,7 Prozent steil – befand sich mit Michael Rogers, dem Franzosen Thomas Voeckler sowie dem Kolumbianer José Serpa nur noch ein Trio an der Spitze.

In der steilen und mehr als 15 km langen Abfahrt vom Haupthindernis des Tages gelang es zunächst dem Weissrussen Wasil Kirijenka sowie dem Franzosen Cyril Gauthier aufzuschliessen. Gauthier lancierte später eine Attacke, die aber von Rogers gekontert wurde. Er preschte mit deutlich höherer Geschwindigkeit am Franzosen vorbei und riss rund vier Kilometer vor dem Ziel die entscheidende Lücke auf. In der Folge stellte sich der 34-jährige Australier als deutlich tempofester heraus als seine vier Verfolger. Mit neun Sekunden Rückstand als Zweiter klassierte sich Voeckler, der 2012 und 2010 bei den letzten zwei Ankünften in Bagnères-de-Luchon gewonnen hatte.

Rogers’ verrücktes Jahr

Dieses Mal jubelte allerdings verdientermassen Michael Rogers. Der Routinier von Down Under war zu Beginn seiner Karriere vor allem als Zeitfahrspezialist bekannt. Von 2003 bis 2005 holte er sich in dieser Disziplin gleich dreimal WM-Gold in Serie. Um in einer der drei grossen Rundfahrten zu siegen, musste er jedoch bis in seine 14. Profi-Saison warten. Zunächst klappte es im Mai im Giro d’Italia gleich zweimal, nun endlich war es auch in Frankreich soweit. Dabei war Anfang der Saison ungewiss, ob Rogers überhaupt Rennen würde fahren dürfen. Wegen einer positiven Probe auf Clenbuterol im Herbst 2013 beim Japan-Cup stand er vor dem Karrierenende, ehe er im Frühling vom Dopingvorwurf freigesprochen wurde. Der Australier konnte gegenüber dem Weltverband UCI glaubhaft darlegen, dass die verbotene Substanz durch verunreinigtes Fleisch in China in seinen Körper gelangt war.

Kurz, aber steil

Nach dem längsten Teilstück folgt heute die 17. Etappe von Saint-Gaudens nach Saint-Lary Pla d’Adet, wo nach nur 124,5 km eine weitere Berg-ankunft erfolgt. Gerade aufgrund der Kürze wird eine sehr animierte Etappe erwartet. Diese führt zunächst über drei Pässe der ersten Kategorie (Portillon, Peyresourde und Val Louron-Azet), der «Hors-catégorie«-Aufstieg am Ende ist 10,2 km lang und durchschnittlich 8,3 Prozent steil. Auch am Donnerstag steht von Pau nach Hautacam (145,5 km) eine richtig schwere Kletter-Etappe an.

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