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Thompson chancenlos gegen starken Wladimir Klitschko

Wladimir Klitschko hat seinen Schwergewichts-WM-Titel gegen IBF-Pflichtherausforderer Tony Thompson ohne Probleme verteidigt. Der Ukrainer gewann am späten Samstagabend in Bern durch K.o. nach 2:54 Minuten in Runde 6.

Südostschweiz
09.07.12 - 02:00 Uhr

Von Richard Stoffel

Boxen. – Der 40-jährige amerikanische Herausforderer Tony Thompson ging nach einem Schlaghagel von Wladimir Klitschko in der sechsten Runde zu Boden und wurde vom Ringrichter ausgezählt. Thompson war schon Ende der fünften Runde nach einer satten Rechten von Klitschko zu Boden gegangen. Doch der Gong zum Ende der Runde rettete ihn noch in den nächsten Umgang. Von den Treffern des Titelverteidigers sichtlich zermürbt, fehlte Thompson die Motivation, um noch mehr Prügel einzustecken. Denn der 40-jährige Rechtsausleger war dem Champion trotz fast identischer Körpergrösse (1,96 m gegenüber 1,98 m und gar leichten Vorteilen in der Reichweite) von Beginn an deutlich unterlegen.

Das Geschehen nach Belieben dominiert

Wladimir Klitschko dominierte mit seiner Schlaghärte das Geschehen nach Belieben. Er war der Aggressor, nahm selbst fast keine Treffer und imponierte mit seiner linken Führungshand. Der 36-jährige Ukrainer widmete den Sieg seinem amerikanischen Trainer Emanuel Steward, der am Kampftag seinen 68. Geburtstag feierte. Für Steward war die makellose physische Verfassung des Titelverteidigers einer der Hauptgründe für den sicheren Sieg seines Schützlings.

Klitschko feierte in seinem 61. Kampf als Profi den bereits 51. vorzeitigen Erfolg (insgesamt jetzt 58 Siege), während Thompson bei 36 Siegen die erst dritte Niederlage als Profi erlitt, die zweite davon gegen Wladimir Klitschko in einem WM-Kampf nach 2008 (TKO elfte Runde).

«Du hast eine Taktik, bis du dem Gegner im Ring gegenüberstehst. Und Wladimir ist halt nicht umsonst Schwergewichts-Weltmeister», kommentierte Thompson, der seine fünf letzten Kämpfe allesamt vorzeitig gewonnen hatte und von der IBF als Pflichtherausforderer nominiert worden war. Dennoch hatte Thompson laut Einschätzung von Steward nicht mehr über die Kraftreserven des ersten Duells verfügt. Thompsons Erklärung: «Im Gegensatz zu Wladimir konnte ich mich nicht mehr mit anderen Topranglisten-Boxern messen, da mir diese ausgewichen waren. Deshalb fehlte mir für dieses Level nun die Substanz.»

Thompson wohl vor Karrierenende

Bei einem Sieg im Stade de Suisse hätte Thompson einen Rekord aufgestellt. Noch nie zuvor hat sich ein älterer Boxer zum ersten Mal den Schwergewichtstitel geholt. Ob Thompson seine Karriere fortsetzt, liess der siebenfache Vater offen. «Ich bin der Überzeugung, dass ich alle anderen Schwergewichtler der Welt besiegen kann. Doch wenn ich den Champion nicht bezwingen kann, gibt es keinen Grund weiterzumachen.»

Wladimir Klitschko sagte nach seinem Sieg: «Das war kein leichter Job für mich. Es war nicht einfach, das richtige Timing zu finden, um die Schläge zu platzieren. Tony sieht jedoch alle Schläge, ist sehr konzentriert. Ich hatte aber nie Zweifel daran, diesen Kampf zu gewinnen. Ich besass die Power, um meinen Kampfstil durchzusetzen. Und ich spürte, dass ich mit Fortdauer des Kampfes die Distanz immer besser verkürzen konnte.»

Für seinen Trainer Emanuel Steward zählt Wladimir Klitschko bezüglich Schlagkraft und Beweglichkeit sowie den Overall-Qualitäten zu den besten Schwergewichtlern aller Zeiten. Steward: «Wladimir war Olympiasieger 1996. Er ist demzufolge seit 16 Jahren Weltspitze. Das allein spricht schon für seine Klasse.» Thompson wiederum erinnerte sich daran, dass er sich 1996 noch in drei Jobs gleichzeitig durchgeschlagen hatte und erst rund ein Dutzend Amateurkämpfe bestritten hatte.

Wladimir Klitschko wird seinen Titel noch in diesem Jahr ein weiteres Mal verteidigen. Ein Ende seiner Regentschaft ist im Gegensatz zu jener seines fünf Jahre älteren Bruders Witali (WBC-Champion) nicht absehbar. Wladimir Klitschko: «Physisch gesehen fühle ich mich aktuell besser als vor zehn Jahren mit 26.»

22 000 Fans bedeuten eine neue Bestmarke

22 000 Zuschauer verfolgten den Kampf im Stade de Suisse. Damit wurde die bisherige Bestmarke für ein Boxmeeting auf Schweizer Boden vom Dezember 2009 in der Berner Post-Finance-Arena (18 000 Zuschauer) übertroffen. Damals hatte Wladimir Klitschkos älterer Bruder Witali den WBC-WM-Titel erfolgreich verteidigt.

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