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Stararchitekt Tadao Ando stehen auch kritische Bündner Stimmen gegenüber

Von Pius Truffers und Remo Stoffels touristischer Strategie, auf einen weiteren Pritzker-Preisträger zu setzen, sind nicht alle überzeugt. «Wenn schon so ein Projekt, dann mit Peter Zumthor», sagt der Bündner Architekt Valentin Bearth.

Südostschweiz
18.10.13 - 02:00 Uhr

Sabrina Bundi

Der japanische Architekt Tadao Ando – als einen «wichtiger Vertreter der zeitgenössischen Architektur», bezeichnet ihn der Bündner Architekt Valentin Bearth. Ein Künstler, der «in der Weltliga der Architektur spielt», präzisiert Köbi Gantenbein, Chefredaktor der Zeitschrift für Architektur und Design «Hochparterre». Dieser Ando soll nun in Vals ein Kulturhaus bauen, in Einklang mit den Naturelementen Licht, Wasser, Wind und Stein. Auf dem Investitionsprogramm steht zudem ein Park und ein neues Hotel. Das ist der Plan der Auftraggeber Pius Truffer und dem nicht ganz unumstrittenen Investor und neuen Thermebesitzer Remo Stoffel. Ein Plan, der – obwohl mit Ando unbestritten ein Meister seines Fachs am Werk ist – bei den genannten Architekturexperten auch Zweifel hervorruft.

Wieso nicht mit Zumthor?

Valentin Bearth vertritt klar den Standpunkt: «Wenn schon ein solches Projekt, dann mit Peter Zumthor.» Bearth, der mehrere Wochen in Japan verbracht hat, kennt und schätzt auch Andos Arbeit: «Seine Gebäude sind von ausserordentlicher Qualität und stark mit der japanischen Kultur verwurzelt.» Was Ando in Japan errichte, sei mit dem zu vergleichen, was Zumthor in Graubünden realisiert habe – eine intensive Auseinandersetzung mit der Natur. Ob Andos japanische Wurzeln auch im Valser Gebäude durchscheinen werden, wagt Bearth nicht vorherzusagen. Kritisch bemerkt er aber: «Ein berühmter Name alleine reicht nicht, Architektur ist nur in intensivem Austausch mit der Umgebung möglich.»

«Zuerst das Hotel sanieren»

Auch Köbi Gantenbein ist gegenüber dem Projekt, von dem weder eine Skizze noch ein Budget bekannt ist, noch skeptisch. Nicht aber wegen der Wahl des Architekten, er glaube einfach noch nicht daran, dass das Gebäude tatsächlich realisiert werde: «Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Bisher ist nur eine Absichtserklärung unterzeichnet worden». Natürlich sei es einem Architekten von der Kragenweite Andos zuzutrauen, dass er in Vals etwas Gutes erschaffen werde. Dennoch: «Wir reden hier von einem Bau, dessen Kosten wahrscheinlich im zweistelligen Millionenbetrag liegen, da müssen noch Investoren her und Baubewilligungen und vieles mehr.» Ausserdem sei es bei Bauten von dieser Bedeutung in Vals Sitte, dass die Bevölkerung auch mitreden könne. Gantenbein erachtet es als sinnvoller, wenn die Therme zuerst weiterentwickelt würde. Will heissen: «Zuerst müsste das Hotel saniert werden, was ebenfalls eine gewaltige Investition bedeutet.» Und nicht zuletzt ist da auch die von Remo Stoffel während des Thermeverkauf-Kampfs in Aussicht gestellte Mehrzweckhalle, die allem voran realisiert werden muss.

«Die Mehrzweckhalle hat selbstverständlich erste Priorität», versichert Truffer. «Das war das Versprechen an uns Valser. Eine Kommission ist in Arbeit». Das seien aber zwei völlig verschiedene Baustellen. Und für den Tourismus wird auf einen weiteren Pritzker-Preisträger gesetzt. «Statt Profitdenken möchten wir dem Architekten Bauland für eine kunstvolle Interpretation von Vals zur Verfügung stellen.» Das sei der Valser Weg in Sachen Tourismuspolitik, «ohne Spekulationsbauten und vor allem ohne Massentourismus.» Und Truffer ist sich sicher: Ein weiterer Künstler «mit der nötigen Sensibilität für den Ort und unsere Kultur ist eine Bereicherung für Vals.»

Tadao Ando selbst steht vor seinem ersten Entwurf nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung. Seine bisherigen Arbeiten lassen vermuten, dass in Vals ein asketischer Betonbau entstehen wird. Ein Bau in «kraftvoller Einfachheit», wie Ando einst in einem Interview seine Werke bezeichnete. Damit meint er beispielsweise die Verwendung von Beton, «ein komplexes, vielseitiges Material, das einer minimalistischen Raumauffassung Tiefe verleihen kann».

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