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Stadt lässt Sozialhilfebezüger wieder «fötzeln»

Eine geregelte, sinnvolle Arbeit für Sozialhilfeempfänger auf der einen Seite. Saubere öffentliche Plätze in Rapperswil-Jona auf der anderen Seite. Die Stadt startet im Mai ein eigenes Littering-Programm mit lokalen Sozialhilfebezügern.

Südostschweiz
24.04.14 - 02:00 Uhr

Von Willi Meissner

Rapperswil-Jona. – Bis vor einem Jahr gehörten die orange gekleideten Sozialhilfebezüger in Rapperswil-Jona zum Stadtbild. Ausgerüstet mit Sack und Greifzange säuberten sie regelmässig Trottoirs und öffentliche Plätze im ganzen Stadtgebiet.

Im März 2013 wurde das Projekt jedoch eingestellt. Die ABS Betreuungsservice AG, die das Arbeitsintegra- tionsprogramm im Auftrag der Stadt durchführte, kündigte den Vertrag aus betriebswirtschaftlichen Gründen.

Gestorben ist das Projekt jedoch nicht. Weil sowohl die Stadt als auch die Sozialhilfebezüger das Aus des Littering-Projektes bedauerten, soll ab 12. Mai ein neues Programm starten. Damit sollen die Spuren des Litterings – also das achtlose Wegwerfen von Müll im öffentlichen Raum – bekämpft werden.

Sechs Monate lange Testphase

Der Stadtrat will das Littering- Programm in Eigenregie anbieten. Dafür wird vorerst während sechs Monaten ein Pilotprojekt gestartet. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 60 000 Franken, wie die Stadt gestern mitteilte.

Daran teilnehmen sollen zehn Sozialhilfebezüger. Diese erhalten laut Stadt durch die Teilnahme eine geregelte Tagesstruktur, ihre soziale Integration und ihr Selbstwertgefühl werde gestärkt. Zusätzlich zur Sozialhilfe erhält jeder Teilnehmer 150 Franken Integrationszulage pro Monat. «Eine Win-Win-Situation», sagt Stadtschreiber Hansjörg Goldener.

Wie beim ersten Projekt werden die Sozialhilfebezüger wieder halbtags für Sauberkeit auf Trottoirs und öffentlichen Plätzen sorgen.

Als Projektleiter hat der Stadtrat von Rapperswil-Jona Gabor Csenda im 50-Prozent-Pensum angestellt. Der Teamleiter soll die Leitung, Koordination, Organisation und Kontrolle der Teams übernehmen. Zudem ist er für die Pflege und Wartung der Reinigungsutensilien und die Ausrüstung zuständig. Ebenso wird er die Sozialhilfebezüger zu den verschiedenen Einsatzplätzen in der ganzen Stadt transportieren.

Definitive Einführung steht noch aus

Der Stadtrat ist überzeugt, «dass mit diesem Programm den Sozialhilfeempfängern die Möglichkeit einer geregelten und sinnvollen Tätigkeit angeboten wird.»

Auf der anderen Seite habe das Vorgängerprojekt bereits gezeigt, dass eine «gut geführte und effizient eingesetzte Litteringgruppe für die allgemeine Sauberkeit in der Stadt viel beitragen kann.» Nach der sechsmonatigen Pilotphase des neuen Littering-Programms will der Stadtrat Bilanz ziehen, wie das neu selbst organisierte Projekt funktioniert.

Werden die Erwartungen erfüllt, will der Stadtrat die definitive Einführung des Littering-Programms beschliessen.

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