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«St. Moritz hat die besseren Chancen, sich durchzusetzen»

Die Bündner Olympia-Promotoren haben St. Moritz als Host City gewählt. Die Partner in Davos sind darüber nicht enttäuscht. Der Entscheid sei sachlich richtig, meint der Davoser Tourismusdirektor Reto Branschi.

Südostschweiz
23.12.11 - 01:00 Uhr

Von Stefan Bisculm

Davos/St. Moritz. – Das Internationale Olympische Komitee (IOC) schreibt vor, dass nur eine Gemeinde Host City von Olympischen Spielen sein darf. Die Bündner Olympia-Kandidatur, die sich für die Spiele 2022 in Stellung bringt, musste sich also für St. Moritz oder Davos entscheiden, denn bisher lief ihre Kampagne unter dem Namen Davos/St. Moritz.

Der am Mittwoch gegründete Verein Olympische Spiele Graubünden hat St. Moritz den Vorzug gegeben (Ausgabe von gestern). «Davos hat sich durch das WEF in Politik und Wirtschaft international einen Namen gemacht», erklärt Tarzisius Caviezel, Präsident des Vereins Olympische Spiele Graubünden. «Doch St. Moritz ist als Tourismusdestination bekannter, und der Ort strahlt mehr Glamour aus, was bei einer Olympia-Kandidatur wichtiger ist.» Ausserdem war St. Moritz bereits 1928 und 1948 Gastgeber von Olympischen Winterspielen.

St. Moritz allein im Rampenlicht

Der Verein, in dem Vertreter aus Tourismus und Politik beider Gemeinden sitzen, habe den Entscheid zugunsten von St. Moritz als Host City demokratisch gefällt, sagt Caviezel. Sollte das IOC im Juni 2015 die Winterspiele 2022 tatsächlich in die Schweiz vergeben, würde in erster Linie St. Moritz und nicht Davos im Rampenlicht stehen. Caviezel, der selber Davoser ist, schmerzt das nicht, wie er sagt. «Wichtig ist nur, dass Graubünden den Zuschlag erhält.»

Selbst Reto Branschi, Direktor der Destination Davos Klosters, glaubt, dass der Bündner Olympia-Verein «einen sachlich richtigen Entscheid» gefällt hat. «St. Moritz ist der bekanntere Name und hat die besseren Chancen, sich durchzusetzen.» Von Olympischen Spielen in Graubünden würde seiner Meinung nach nicht nur die Host City profitieren. «Wenn es uns gelingt, die Idee von weissen Spielen in den Vordergrund zu rücken, müsste jeder Touristiker im Kanton an einer Kandidatur interessiert sein.»

Jörg Schild, Präsident von Swiss Olympic, wäre es am liebsten gewesen, wenn Graubünden als Host City eingesetzt worden wäre. «Da dies leider nicht möglich ist, wäre es nun sicher falsch, die Regionen gegeneinander auszuspielen.»

Gegenstück zu Sotchi 2014

Der Verein Olympische Winterspiele Graubünden träumt von Spielen à la Lillehammer. Spiele, die ohne massive Eingriffe in die Natur und ohne Sportinfrastruktur-Ruinen auskommen und damit ein Gegenstück zu Sotchi 2014 bilden, wo nigelnagelneue vierspurige Autobahnen zu den Wettkampfplätzen führen. Neben Graubünden haben bisher auch Barcelona und Oslo ihr Interesse an einer Kandidatur für die Spiele 2022 angemeldet.

Die Bündner Regierung steht hinter einer Olympia-Kandidatur. Wie die Standeskanzlei Graubünden gestern mitteilte, hat der Kanton an die Ausarbeitung eines nationalen Kandidatendossiers einen Beitrag von 400 000 Franken zugesichert. Die Regierung setzt voraus, dass die Gemeinden St. Moritz und Davos zusammen den gleich hohen Beitrag sprechen.

Bis zu einer definitiven Bündner Olympia-Kandidatur ist es aber noch ein weiter Weg. Die höchste Hürde dahin wird nach Ansicht von Swiss Olympic-Präsident Schild die kantonale Abstimmung am 25. November 2012 sein.

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