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Sonya Elmer sorgt für Entwicklung

Sonya Elmer Dettelbacher ist in Indonesien geboren, wuchs in Mühlehorn auf und ist heute für die Deza in Tansania tätig. Soeben hat sie im Kantonsspital Glarus ihr zweites Töchterchen Yuna geboren.

Südostschweiz
01.02.14 - 01:00 Uhr

Von Irène Hunold Straub

Mühlehorn/Tansania. – Die Glarnerin ist wieder einmal zu Hause im Elternhaus, in dem sie einen Teil ihres Mutterschaftsurlaubs verbringt. Die Planung ging auf. Sonya Elmer Dettelbach konnte ihr zweites Kind im Glarner Kantonsspital gebären. Die erste Tochter, die dreijährige Lynn, kam in Neu-Dehli zur Welt.

Sonya Elmer legt Yuna, das jüngste Familienmitglied, in den über 100-jährigen Stubenwagen, in dem schon ihr Vater, ihre Cousinen und Cousins und deren Kinder lagen. Die junge Familie hat genügend Platz im grossen Haus direkt über dem kleinen Strandbad in Mühlehorn. Gegenüber ragt die Kette der Churfirsten in den Himmel.

Von der grossen Stube aus blickt man über die Terrasse. Buddhas in einer speziell eingerichteten Ecke zeugen davon, dass Sonya Elmer keine waschechte Glarnerin ist. Denn ihre Mutter, Subha Elmer-Lamar, ist aus Nepal; ihr Vater, der Ingenieur Dietrich Elmer, lernte sie kennen, als er in Nepal im Rahmen der Schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit Brücken baute. Sonya und ihr älterer Bruder Diepak wurden während eines dreijährigen Aufenthaltes in Indonesien geboren, ihre jüngere Schwester Sara im Glarnerland, in dem ihre Eltern sesshaft wurden.

Die grosse Liebe zu den Bergen

«Ich bin dankbar und froh, in verschiedenen Kulturen aufgewachsen zu sein», sagt die junge Mutter, die neben Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Nepali bereits auch etwas Suaheli spricht. «Ich möchte jeweils mehr über andere Kulturen erfahren, man hat auch mehr Empathie und Verständnis für Menschen aus anderen Kulturen.»

Vorerst wächst Sonya Elmer in Mühlehorn in einem grossen Familienclan auf, in den sich ihre Mutter mit ihrer offenen Art gut einfügt. Nach der Kantonsschule studiert Sonya in Lausanne Politik-Wissenschaften.

Sechs Jahre lebt sie dort. Und entdeckt dabei so richtig die grosse Liebe zu den Bergen. Sie unternimmt Ski- und Bergtouren, klettert in den Waadtländer und Walliser Alpen. Ihre Wandererfahrungen aus der Kindheit kommen ihr zweifellos zugute.

Ein Jahr verbringt sie in Russland und Zentralasien und arbeitet für eine österreichische Organisation im Bereich Umwelt-Bildung in Wien.

Durch ihr Hobby, dem Skitourengehen, lernt sie ihren Mann Claus Dettelbacher kennen. Er hat Philosophie studiert, davor auch ein paar Semester Architektur und Schiffbau. Er wird später seiner Frau dorthin folgen, wohin es sie gerade verschlägt. Als freischaffender Künstler, der schreibt, forscht, Filme macht und erst noch ein begabter Handwerker ist, ergibt das eine ideale Kombination.

Für drei Jahre nach Indien

Fortan sollte die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) im Leben der Familie Elmer Dettelbacher eine grosse Rolle spielen. Schon ihr Bruder Diepak ist eineinhalb Jahre zuvor in dieselbe Organisation eingestiegen und arbeitet heute für diese in der Mongolei.

«Damals gab es bei der Deza ein Nachwuchsprogramm für junge Leute, da stieg ich auch ein», erzählt Sonya Elmer. Ein Jahr verbringt sie deshalb nach der Wiener Zeit wieder in der Schweiz am Hauptsitz in Bern. Danach verschlägt es sie drei Jahre nach Indien, wo sie im Deza-Koordinationsbüro zur Förderung der lokalen Regierungsstrukturen arbeitet. Das erste Töchterchen Lynn wird in Neu-Delhi geboren.

Rechenschaft ablegen

Seit eineinhalb Jahren lebt die Familie nun in Dar es Salaam, der eigentlichen Hauptstadt Tansanias. Dort ist Sonya Elmer verantwortlich für den Bereich Gouvernanz der Deza. Hauptziel ist die Unterstützung unabhängiger Medien und einer starken Zivilgesellschaft, damit der tansanische Staat in der Budgetierung und den Ausgaben transparenter wird und das Ablegen der Rechenschaft gegenüber der Bevölkerung verbessert wird. «Diese politische Arbeit gefällt mir sehr gut – das ist mein Hintergrund», sagt Sonya Elmer. Ganz leicht sei es natürlich nicht. Die Schweiz sei ja auch nicht über Nacht zu einer Demokratie geworden.

Kindsbetreuung in Suaheli

Normalerweise lebt und arbeitet man bei der Deza rund vier Jahre in einem Land. Danach geht man an den nächsten Posten oder allenfalls nach Bern. «Wir können priorisieren, uns auch etwas wünschen, wenn es verfügbar ist; aber wir müssen erneut ein Bewerbungsgespräch führen. Und die Jobs, die in einem bestimmten Jahr frei werden, sind natürlich limitiert», erklärt die Glarnerin.

Während Sonya Elmer bei ihrer Ankunft in Tansania ein Büro vorfand, ihren Arbeitsplatz zugewiesen bekam und ein Pflichtenheft erhielt, war es für ihren Mann zu Beginn schwieriger, sich einzuleben. «Aber wir haben das Meer, und Claus ist ein begeisterter Segler, das macht vieles wett», sagt Sonya Elmer.

Zur kleinen Lynn schaut ein Kindermädchen, das nur Suaheli spricht, sodass die Kleine sich bereits gut in dieser Sprache kundtun kann. «Besser als ich», sagt Sonya Elmer lachend. Ausserdem kommt stundenweise eine Hausangestellte.

Teilweise oberflächlich

Das Leben im Ausland sei zwar schön und spannend, aber teilweise auch oberflächlich, hält sie fest. Denn wenn man nur vier, allenfalls fünf Jahre am gleichen Ort bleibe, seien die meisten Bekannten oder man selber schon wieder weg, bevor man sich richtig gut angefreundet habe.

Sonst fliegen die Elmer Dettelbachers jeweils im März Richtung Schweiz – ins Glarnerland. Das ist die Zeit, in der noch Schnee liegt, sodass sie noch Skitouren unternehmen können. Gleichzeitig ist es nicht mehr ganz so kalt. Die Berge, vor allem die glarnerischen, sind Sonya Elmers Kraftquelle.

Wie die Zukunft aussieht, kann sie noch nicht sagen. «Bundesbern reizt uns eher weniger. Das Glarnerland wäre aber durchaus eine Option. Berge und einen See sollte es auf jeden Fall haben.»

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