Sinfoniker Raff in einer Box

Von Walter Labhart

Joseph Joachim Raff, 1822 als Sohn eines Deutschen und einer Schweizerin in Lachen, Schwyz, geboren und 1882 als angesehener Komponist und Leiter des Hochschen Konservatorium in Frankfurt am Main gestorben, leistete als Sinfoniker Hervorragendes. Zusammen mit diversen Ouvertüren («Benedetto Marcello», «Dame Kobold», «Die Parole») und Suiten («Aus Thüringen», «In ungarischer Weise») haben die renommierten Bamberger Symphoniker nun unter Hans Stadelmair alle elf Raff-Sinfonien eingespielt.Diese lange vergessenen Werke liegen auf neun CDs in einer preiswerten Box vor. Frappant ist die Übereinstimmung der auf den Hüllen reproduzierten Gemälde von Arnold Böcklin (1827-1901) mit Raffs Musik. Die fantastischen Elemente der programmatisch inspirierten Sinfonien – etwa das Pferdegetrampel in der einst populären Fünften, der «Lenore» in E-Dur op.177 von 1873, findet sich auf dem Gemälde «Ausritt der maurischen Reiter» (1873) ebenso wie der atmosphärische Zauber der «Im Sommer» betitelten Neunten in e-Moll (1878) auf dem Ölbild «Der Sommertag» von 1881.Der schon früh von Liszt geförderte Sinfoniker war ein begnadeter Melodiker. Auch verstand er sich vorzüglich auf romantische Stimmungen, die er als feinsinniger Instrumentator mit einem Raffinement schilderte, das sich am ehesten mit den Orchestrationskünsten von Berlioz, Mendelssohn Bartholdy und Tschaikowsky vergleichen lässt. Als Einstieg in Raffs Klangwelt eignet sich besonders gut der «Tanz der Dryaden» aus der 3. Sinfonie «Im Walde» op.153. Das Orchester aus Bamberg zeigt sich auch da in Höchstform, vereinigt musikantische Leichtigkeit mit farbenreichem Wohlklang und wird all den vielen Ausdrucksnuancen bravourös gerecht.

Joseph Joachim Raff: Die Sinfonien, Suiten und Ouvertüren. Bamberger Symphoniker, Leitung Hans Stadlmair. Neun CDs (Tudor)