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Servettes Torhüterfriedhof als grosse Chance

Mit seinem ersten kompletten Spengler-Cup-Spiel hat sich HCD-Goalie Janick Schwendener einen Bubentraum erfüllt – gestern im Tor von Genf-Servette beim 3:1-Sieg gegen Jokerit Helsinki.

Südostschweiz
29.12.14 - 01:00 Uhr

Von Hansruedi Camenisch

Eishockey. – Servette sei in dieser Saison ein Torhüterfriedhof, sagt Trainer Chris McSorley sarkastisch. Nicht weniger als sechs verschiedene Torhüter trugen in den ersten 34 Meisterschaftsspielen in der Nationalliga A die bordeauxroten Genfer Farben. Das (Verletzungs-)Pech seiner Vorgänger wurde zum Glück für Janick Schwendener.

Der 22-Jährige wuchs in Klosters auf. Er durchlief die komplette Nachwuchsabteilung beim HC Davos. Im Fanionteam kommt er allerdings an Stammgoalie Leonardo Genoni nicht vorbei. Das sind sich die Verantwortlichen des HCD bewusst. Um Schwendener Spielpraxis zu vermitteln, bestritt er im Herbst mit einer B-Lizenz zuächst 14 Partien beim NLB-Klub Hockey Thurgau. Dann kam der verzweifelte Telefonanruf von Chris McSorley aus Genf, der sich auf Torhütersuche befand. Spontan sagte der HCD zu. Am Abend des 27. November sorgte Schwenderer mit einem Shutout in Weinfelden noch für einen 1:0-Sieg von Thurgau gegen Martigny. 24 Stunden später hütete der Bündner in Genf bereits das Servette-Tor gegen die Kloten Flyers. Bis Weihnachten bestritt Schwendener acht Meisterschaftsspiele für die Genfer. Die Savety-Quote von 93,39 Prozent zeugt nach diesen Partien für die starken Auftritte des Bündners.

Am Spengler Cup hält Schwendeners Hoch an. Gegen Salawat Julajew Ufa verzeichnete er am Freitag einen Mini-Shutout, als er während der letzten 18 Minuten den verletzten Christophe Bays ersetzte. Gestern beendete der Bündner seinen ersten kompletten Spengler-Cup-Match mit einem 3:1-Sieg gegen Jokerit Helsinki. «Vor zwei Jahren hatte ich noch nicht einmal davon zu träumen gewagt, an diesem Turnier vor ausverkauftem Haus im Tor zu stehen; ja, für mich ist ein Bubentraum in Erfüllung gegangen», meint Schwendener nach dem Spiel.

26 Schüsse abgewehrt

Die Aufgabe gestaltete sich für ihn alles andere als einfach. Im ersten Drittel wurde der Bündner von den Finnen nur vier Mal geprüft. Die Untätigkeit machte es ihm schwierig, richtig ins Spiel zu finden. Das änderte sich ab dem zweiten Drittel, als Jokerit aufdrehte. Nach dem 1:1 hielt Schwendener sein Team mit Paraden im Spiel. Und da erlebte er erst noch ein Novum. Als Servette während 72 Sekunden in doppelter Überzahl spielten konnte, setzte McSorley auf die Karte Risiko. Er nahm in dieser Zeit Schwendener zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Die Massnahme fruchtete nicht. Trotzdem gewann Servette schliesslich 3:1, und Schwendener leistete mit 26 abgewehrten Schüssen seinen redlichen Teil.

In Davos teilt Schwendener mit seinen HCD-Teamgefährten Enzo Corvi und Sven Jung eine Wohnung. Während des Spengler Cups switcht er zwischen dem privaten Zuhause und Servettes Team-Hotel hin und her. Wenn er Ruhe suche, begebe er sich ins Hotel, präzisiert der Goalie.

Zukunft ab Neujahr noch offen

Ob der 22-Jährige nach dem Spengler Cup zum HCD zurückkehrt oder bei Servette bleibt, ist noch offen. «Wir suchen die beste Lösung für Schwendener», sagt HCD-Goalietrainer Marcel Kull. Für Schwendener selber ist wichtig, dass er spielen und sich zeigen kann. Ende Saison läuft sein Vertrag beim HCD aus. Zurzeit macht er beste Werbung in eigener Sache.

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