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Seltsame Vorgänge im Therme-Haus Selva

Ende November haben unzählige Appartements im Haus Selva der Therme Vals die Hand gewechselt – kurz vor der Eigentümerversammlung wurde ihr Besitz an Personen und Firmen aus Remo Stoffels Umfeld gestreut. Was steckt dahinter?

Südostschweiz
15.12.14 - 01:00 Uhr

Von Jano Felice Pajarola

Vals. – Die letzten vier Handänderungen wurden noch am Freitag, 28. November, um 17.30 Uhr im Grundbuch von Vals eingetragen. Dann waren die Transfers komplett: Insgesamt 16 Appartements im Haus Selva der Therme Vals hatten innert kürzester Zeit neue Besitzer gefunden. Ein Dutzend davon hatte Remo Stoffels 7132 AG veräussert, die vier letzten kamen von einer Privatperson. Die Käufer: Mehrere andere von Stoffels Firmen wie die Priora Projekt AG, die Immoport AG oder die AG Kurhaus Lenzerheide sowie Verwandte von Stoffel oder Personen, die mit ihm in geschäftlicher Beziehung stehen. Ersichtlich ist das aus der am 9. Dezember von der Gemeinde Vals im Internet publizierten Liste der jüngsten Eigentumsübertragungen von Grundstücken.

«Sind Interessenverbundene»

Remo Stoffel bestätigt die Handänderungen und damit auch einen Bericht des «Bündner Tagblatts» von vergangener Woche. Seine Begründung für die plötzliche Häufung von Besitzerwechseln: Nach dem Umbau von 13 als Hotelzimmer genutzten Appartements mit dem japanischen Architekten Kengo Kuma diesen Frühling wolle man kommenden Sommer weitere Appartements sanieren; «dazu haben wir Freunde und Partner motiviert, uns zu unterstützen. Es sind Interessenverbundene, die wir dazu bringen möchten, mitzuziehen. Alles müssen wir ja nicht selber machen.» Die neuen Eigentümer seien sozusagen in die Lücke jener Vorbesitzer gesprungen, die ihre Appartements nicht sanieren wollten und sie deshalb an die 7132 AG verkauft hätten.

Der Hintergrund: Das «7132 Hotel» nutzt – wie früher das Therme-Hotel – Appartements im Haus Selva als Hotelzimmer. Von den 109 Appartements gehören 70 der 7132 AG oder den erwähnten neuen Eigentümern.

Umstrittene Strangsanierung

In den Kreisen der restlichen Stockwerkeigentümer ortet man allerdings hinter den Handänderungen eine andere Motivation: den Versuch Stoffels, die Stockwerkeigentümer-Versammlung vom 29. November auszuhebeln, also am Tag nach den letzten Mutationen im Grundbuch. Stoffel, an der Versammlung vertreten von Pius Truffer, wollte – so die Darstellung der Gegenseite – gleichzeitig mit den nächsten Zimmersanierungen auch eine komplette Strangsanierung im Haus Selva durchbringen. Dabei wären alle Versorgungsleitungen im Gebäude renoviert worden. Um diesem Antrag an der Versammlung zum Sieg zu verhelfen, soll Stoffel die Appartements an seine Entourage verkauft haben – so jedenfalls kam die 7132 AG über Vollmachten zu zusätzlichen Stimmrechten. Denn jeder Eigentümer, auch die 7132 AG, besitzt nur ein Stimmrecht, egal, wie viele Appartements ihm gehören. Der Coup misslang: Auf den Antrag der 7132 AG wurde mit 27:21 Stimmen gar nicht eingetreten. Die Gegenseite hatte Wind von Stoffels Plänen bekommen und auch Stimmen mobilisiert.

Zu lange Nutzungsausfälle

«Wir hatten diesen Frühling vier Monate Nutzungsausfall unserer Appartements wegen der Umbauarbeiten der 7132 AG», sagt einer der ablehnenden Eigentümer, der namentlich nicht genannt werden will. «Das wollten wir nicht nächsten Sommer schon wieder erleben. Die Strangsanierung macht Sinn, aber erst in zwei Jahren.» Stoffel selbst bestätigt den Antrag, einen Zusammenhang mit den Handänderungen stellt er aber in Abrede.

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