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«Schwierige Nachwehen» für gerettete Klinik

Knapp ein halbes Jahr nach der Rettung der Hochgebirgsklinik Davos wird ein positives Fazit gezogen. Die Auslastung ist gut und 2015 wird mit schwarzen Zahlen gerechnet. Viel Arbeit kostet die Positionierung der Klinik im Schweizer Markt.

Südostschweiz
01.10.14 - 02:00 Uhr

Von Béla Zier

Davos. – «Ja, wir haben noch Geld. Wir hatten finanziell einen guten Sommer. Das Patientenvolumen hat wieder zugenommen und wir stehen weiter auf der Kostenbremse», sagt Joseph Rohrer, Stiftungsratspräsident der Hochgebirgsklinik Davos. Erst letzten Mai konnte die über 100-jährige Institution in einem Nachlassverfahren finanziell saniert und vor der Schliessung gerettet werden. Dadurch versank der Klinikplatz Davos nicht endgültig in der Bedeutungslosigkeit und es blieben 170 Arbeitsplätze erhalten. Rohrer zieht bislang ein durchaus positives Fazit. Die Auslastung der 170 Klinikbetten habe im Sommer bei 90 bis 95 Prozent gelegen. In der Kinderabteilung sei die Nachfrage im August so gross gewesen, dass Rohrer von einer Überbelegung spricht.

Der Klinikbetrieb habe im Sommer kostendeckend geführt werden können, trotzdem werde man dieses Jahr mit einem Defizit abschliessen. Dies, so erklärt Rohrer, auch aufgrund der Kosten, die bis zur Sanierung der Klinik angefallen sind. Für 2015 rechnet er mit einem positiven Rechnungsabschluss, das Defizit von 2014 mit eingerechnet: «Wir sprechen nicht von einem Plus von einer Million Franken, aber 2015 bleibt Netto etwas übrig.. Die Budgetierung ist das eine, aber die Realisation, die Umsetzung das andere. Jetzt Zahlen zu nennen und über einen Gewinn zu jubeln führt zu ganz falschen Hoffnungen. Es braucht sehr viel Arbeit».

Kooperation mit deutscher Uni

Die Hochgebirgsklinik hat sich ehrgeizige Ziele gesteckt. Man will sich zu einem Allergieforschungs- und Klinik-Campus mit globaler Ausstrahlung entwickeln. In Zentrum steht die Ausrichtung auf translationale Medizin, die eng miteinander verflochtene Zusammenarbeit von Klinik- und Forschungsbetrieb. Ein erster Schritt dazu ist schon erfolgt. In zwei Jahren wird das weltbekannte Schweizerische Institut für Allergie- und Asthmaforschung seinen Standort in Davos Platz aufgeben und sich auf dem Klinikareal niederlassen. Ebenfalls unter Dach und Fach gebracht wurde eine Kooperation mit dem Kinderspital Zürich (Ausgabe vom 27. September).

Ein weiterer Zusammenarbeitsvertrag soll im November mit dem deutschen Allergiezentrum Hessen der Universität Marburg abgeschlossen werden. Diese Kooperation beinhalte eine gemeinsame Patientenbetreuung sowie wissenschaftliche Forschungsarbeit. «Sie werden uns Patienten überweisen und das Forschungsspektrum wird viel grösser. Das hat Potenzial, sonst würde ich das nicht machen», erklärt Rohrer. Dass diese Partnerschaft in die Wege geleitet werden konnte ist auf sein Netzwerk zurückzuführen. Rohrer war früher als Vorsitzender der Geschäftsführung des Universitätsklinikums Giessen/ Marburg tätig.

Vertrauen bei Zuweisern aufbauen

Ein Zuckerschlecken wird der Neuanfang nicht. Dessen ist sich Rohrer bewusst: «Wir müssen uns zunächst im Schweizer Markt positionieren. Viele Zuweiser und Schweizer Kliniken wissen gar nicht, was wir überhaupt anbieten. Die frühere Abschottung der vormaligen deutschen Hochgebirgsklinik, ob bewusst oder nicht, macht es für uns nicht einfach. Es sind schwierige Nachwehen.» Man brauche das Vertrauen seitens der Zuweiser, aber das müsse erst hart erarbeitet werden. Rohrer hält dazu unmissverständlich fest: «Wenn uns die Zuweiser aus irgendwelchen Gründen nicht vertrauen und keine Patienten schicken, ist es eine Frage der Zeit, bis wir tot sind. Ohne Patienten überlebt die Hochgebirgsklinik nicht.»

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