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Rutschende Talstation führte zur Verunreinigung der Quelle

Weil die Talstation der Bahn Heimberg–Motta zu rutschen drohte, wurde beim Bau zu gröberem Geschütz gegriffen. Das rief den Kanton auf den Plan. Bahn und Behörden waren schon früher aneinandergeraten.

Südostschweiz
23.07.14 - 02:00 Uhr

Von Olivier Berger

Lenzerheide/Chur. – Es sei bis heute nicht geklärt, ob der Bau der Talstation der Bahn Heimberg–Motta überhaupt etwas mit der Verunreinigung einer Quelle für das Churer Trinkwasser (siehe Frontseite) zu tun habe: Das betont Christoph Suenderhauf, Verwaltungsratspräsident der Lenzerheide Bergbahnen AG. Allerdings, so Suenderhauf, würden Quelle und Wasserqualität weiterhin aufmerksam beobachtet. «Dabei handelt es sich aber um eine reine Vorsichtsmassnahme.»

Ereignet hatte sich der Zwischenfall beim Bau der Talstation für die Skigebietsverbindung zwischen der Lenzerheide und Arosa. Laut Suenderhauf drohte die Station abzurutschen, weshalb man Sofortmassnahmen getroffen habe. Dazu hätten auch Bohrungen gehört, die so ursprünglich nicht vorgesehen gewesen seien. Inzwischen, so Suenderhauf, sei die Talstation stabilisiert; letzte Arbeiten würden dieser Tage vorgenommen.

Harte Worte hüben wie drüben

Die Lenzerheide Bergbahnen AG und der Kanton sind im Fall der Quellen-Verunreinigung nicht zum ersten Mal aneinandergeraten. Man habe bereits in einem anderen Fall an die Regierung geschrieben, erklärt Suenderhauf. «Dabei ging es um die vielen Umweltauflagen, die wir erfüllen mussten.» Die Bergbahnen hätten dem Kanton deshalb ihren Standpunkt mitgeteilt. Dieser laute in etwa, dass eine Vereinfachung der Verfahren und eine Lockerung gewisser Umweltbestimmungen auch eine Form von Tourismusförderung wären, sagte Suenderhauf.

Im Grauen Haus kam der Vorstoss von der Lenzerheide allerdings mässig gut an. Insider erzählen, die Regierung habe die Bahnverantwortlichen ziemlich harsch in die Schranken gewiesen. Ganz so sieht es Suenderhauf nicht. «Man kann aber schon sagen, dass beide Seiten in ihrer Aussage sehr klar und deutlich waren.» Die Bergbahnen hätten denn auch auf eine weitere Erwiderung verzichtet.

Chur hat genügend Wasser

Im Fall der verunreinigten Quelle ist es unklar, wann diese wieder ans Churer Trinkwassernetz angeschlossen wird. «Obwohl das Wasser derzeit keine Hinweise auf eine Verunreinigung zeigt, bleibt die Quelle ausgeleitet», erklärt Marco Gabathuler, Leiter der Abteilung Erdgas, Wärme und Wasser bei den Industriellen Betrieben der Stadt Chur. Ein Problem für die Churer Wasserversorgung gebe es aber nicht. «Wir haben immer noch genügend Wasser für alle.» Rund 80 Prozent des Churer Wasserbedarfs werden laut Gabathuler durch Quellwasser gedeckt. «Wir hätten aber auch ausreichend Grundwasser, um alle Haushaltungen und Firmen damit zu versorgen.»

Auch wenn der Zwischenfall auf der Lenzerheide glimpflich abgelaufen ist: Die Wasserversorgung ist nicht einfacher geworden. «Der Druck auf die Schutzzonen wächst», erklärt Gabathuler. Weil Siedlungsbau und touristische Nutzungen zunähmen, gehe der Schutzgedanken für das Trinkwasser gelegentlich unter. Bergbahn-Präsident Suenderhauf dagegen war sich nach eigenem Bekunden jederzeit bewusst, «dass wir in einem heiklen Gebiet bauen».

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