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Rückenwind für Olympia von SP-Politiker und Veranstaltern

Die Organisatoren der grössten Schweizer Sportveranstaltungen stellen sich hinter die Bündner Olympiapläne. Darunter ist auch ein prominenter SP-Politiker, der eine andere Meinung als die Exponenten der Bündner SP vertritt.

Südostschweiz
02.02.13 - 01:00 Uhr

Von Dario Morandi

Chur. – Er gibt sich als klarer Befürworter von Olympischen Winterspielen 2022 in Graubünden zu erkennen. Und damit dürfte er bei seinen Bündner Parteigenossinnen und -genossen keinen Applaus ernten, weil sich diese gegen die Spiele aussprechen. Die Rede ist vom ehemaligen «Tagesschau»- und «Club»-Moderator und Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer. Er wolle sich zwar nicht in bündnerische Angelegenheiten einmischen, sagt er. Er bekenne sich aber zu den Plänen für die Durchführung der Spiele in Davos und St. Moritz.

Begeisterung ist nicht grenzenlos

Aebischer hat kein Problem damit, als Sozialdemokrat für Olympia einzustehen. Die SP sei mittlerweile zu einer Sportpartei geworden, die sich für die Förderung des Spitzen- und Breitensports starkmache, erklärt er. Und er wisse von vielen Parteikolleginnen und -kollegen, die Sympathien für Olympischen Spiele in der Schweiz hätten. Allerdings ist Aebischers Begeisterung nicht grenzenlos. Stimmen bei dem Grossprojekt müssten die Finanzierung ebenso wie die Nachhaltigkeit. «Beides muss verbindlich festgeschrieben und umgesetzt werden», betont Aebischer, der als OK-Präsident den grössten Schweizer Volkslauf, den Berner Grand Prix, organisiert. Das Bündner Olympiakonzept bezeichnet er als «sehr gut», weil es seiner Meinung nach Abstand vom üblichen Gigantismus nimmt.

Silva Semadeni nimmt es gelassen. Die SP-Nationalrätin und Wortführerin des Komitees «olympiakritisches Graubünden» respektiert die Meinung ihres Partei- und Nationalratskollegen Aebischer. «Auch wenn wir seine Haltung nicht gerne sehen.» Soviel sie wisse, stehe er dem Projekt kritisch gegenüber, und er werde dies bei einer Kandidatur zum Ausdruck bringen. «Als Sportfan und ehemaliger Sportjournalist hofft Aebischer natürlich auf eine Kandidatur und glaubt den schönen Worten der Promotoren», sagt sie.

Die Kosten im Griff haben

Rückendeckung für die Bündner Olympiapromotoren um Gian Gilli gibt es auch von der Interessengemeinschaft Swiss Top Sport (siehe Kasten), der Aebischer als Vorstandsmitglied angehört. Präsident Rolf Theiler: «Es wäre fantastisch, wenn Graubünden hinter den Spielen stehen würde», meint der Co-Präsident des international renommierten Zürcher Reitturniers Mercedes-CSI mit Blick auf die Volksabstimmung vom 3. März. Theiler zeigt sich ausserdem überzeugt davon, dass die Spiele für Graubünden nachhaltig sein werden. «Von den Olympischen Winterspielen 1948 in St. Moritz redet man heute noch», sagt er. Und davon könne Graubünden profitieren. Allerdings müssen die Organisatoren die Kos- ten im Griff haben. «Das geht aber nur dann, wenn der Anlass so durchgeführt werden kann, wie er geplant ist.»

Die Spiele sind machbar

Swiss Top Sport arbeitet gegenwärtig an einem Handbuch für die nachhaltige Durchführung von sportlichen Grossanlässen nach den Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI). «Geistiger Vater» des Papiers, das allen Veranstaltern abgegeben werden soll, ist Vizepräsident Ruedi Kunz. Er ist Turnierdirektor des Beach Volley Grand Slam in Gstaad. Aufgrund seiner Erfahrungen mit einem Nachhaltigkeits-Pilotversuch in Gstaad kommt Kunz zum Schuss, dass Olympische Winterspiele in Graubünden im Sinne der Nachhaltigkeit machbar sind. «So wie Gilli und seine Leute das Konzept erarbeitet haben, ist das möglich», glaubt er.

Die Schweiz sei im Bereich Nachhaltigkeit bereits heute «wesentlich weiter als das Ausland». Kunz warnt aber gleichzeitig vor riesigen Konzepten. Das bringe letztlich nichts. «Da genügt ein Dossier, das umsetzbare Massnahmen enthalten muss», meint er. Massnahmen für die Nachhaltigkeit seien mit relativ geringem Aufwand in Bereichen wie Energie oder Transport umsetzbar. Das hätten die Erfahrungen in Gstaad gezeigt.

Swiss Top Sport versteht sich gemäss eigenen Angaben als «Interessengruppe für die wichtigsten, regelmässig stattfindenden Schweizer Sport-Events». Sie engagiert sich gegenüber den Meinungsführern in Politik und Behörden sowie in der Wirtschaft und Öffentlichkeit für bessere Rahmenbedingungen. Ziel von Swiss Top Sport ist, dass die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und Image fördernden Leistungen ihrer Veranstaltungen erkannt und zugunsten der ganzen Schweiz gefördert und genutzt werden.

Der Interessengemeinschaft gehören 22 Veranstalter aus 14 Sportarten an. Mit dabei sind Athletissima Lausanne, Badminton Swiss Open, CHI-W Genf, Crédit Agricole Suisse Open Gstaad, CSIO St. Gallen, Davos Nordic, Engadin Skimarathon, FIS Ski World Cup Adelboden, Beach Volley Grand Slam Gstaad, Grand-Prix von Bern, Internationale Lauberhornrennen in Wengen, Jungfrau-Marathon, Mercedes-CSI in Zürich, Omega European Masters Crans-Montana, Ruderwelt Luzern, Schweizer Cup Final, Spengler Cup Davos, Swiss Cup Zürich, Swiss Indoors Basel, Tour de Suisse, FIS Skispringen Engelberg und Weltklasse Zürich. (so)

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