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Rotlichtmilieu-Gesetze

Die Maturandin Scharon Jenny hat eine theoretische Arbeit über das Rotlichtmilieu geschrieben. Dabei hat sie prägende Eindrücke gesammelt.

Südostschweiz
17.01.12 - 01:00 Uhr

Von Sabrina Coric

Glarus. – «Es besteht kaum eine Chance, dass ich in einem Cabaret tätig werde, doch seit meiner Maturaarbeit ist mein Interesse am Rotlichtmilieu gestiegen», erzählt Scharon Jenny mit einem Lachen. Ihre Maturaarbeit handelt vom Verbot für Cabaret- Tänzerinnen aus Drittstaaten im Kanton Glarus.

Auf die Idee ist sie durch einen Dokumentarfilm über das Rotlichtmilieu gekommen. Scharon Jenny hat sich entschieden, das Thema von einem rechtlichen Aspekt her zu untersuchen. Es war eine bewusste Entscheidung, weder Kontakt mit Cabaret-tänzerinnen noch mit den Besitzern der Cabarets gesucht. Die Arbeit sollte theoretisch und neutral ausfallen.

«Mein persönlicher Höhepunkt bei der Arbeit war der Besuch einer Infoveranstaltung der Fachstelle Frauenhandel und Frauenimmigration in Zürich», erzählt Jenny. An diesem Tag habe sie viele Jugendliche kennengelernt, welche ebenfalls Arbeiten über das Rotlichtmilieu schrieben. Dort konnte sie auch interessante Informationen über die Branche in anderen Kantonen sammeln.

Vom Migrationsamt bis zum Asco

«Ich werde nie vergessen, wie einer mir erzählt hat, dass er am Strassenstrich in Zürich von einer wütenden Prostituierten gejagt wurde, nachdem er einige Fotos von ihr machen wollte», erzählt Jenny schmunzelnd.

Vom Migrationsamt über das Arbeitsamt bis zum Verband Schweizerischer Konzertlokale, Cabarets, Dancings und Diskotheken (Asco) hat Jenny Informationen gesammelt. Dieser Teil ihrer Maturaarbeit habe ihr am besten gefallen.

Der Schein trügt

«Am Anfang habe ich gedacht, dass sich durch das Verbot nur mehr Frauen in die Illegalität gedrängt würden», sagt Jenny. «Doch nun sehe ich den Vorteil. Den Frauen aus Drittstaatländern wird dadurch sehr viel erspart.»Die Tänzerinnen ohne Ausbildung nähmen lange Wege auf sich, um für die zurückgebliebene Familie und sich ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch der Schein trüge. Mit einem Mindestlohn die Schulden für die Reise und die Vermittler zu bezahlen und noch das teure Leben in der Schweiz zu finanzieren, sei schwer. Am Ende bliebe fast kein Geld mehr für die Familie übrig.

Der Cabaretbesitzer verschaffe den Frauen Arbeit und Lohn. Wenn sie mit ihrer Aufenthaltsbewilligung innert eines Monats keine Arbeit fänden, müssten sie zurück in ihr Land. Daher werde oft jede Arbeitsbedingung in Kauf genommen. Wenn der Besitzer dann den Lohn nicht ausbezahle, fange es mit der illegalen Prostitution an.

Soziale Ader entdeckt

«Meiner Meinung nach werden in Zukunft die Cabarets vom Aussterben bedroht sein», behauptet Jenny. «Da sie mit der Animation und nicht mit dem Getränkekonsum ihren Profit machen, könnte es sein, dass die kostenfreie Pornografie im Internet die Oberhand gewinnen wird.»

Während der Arbeit hat Jenny zugleich ihr Interesse im sozialen Bereich entdeckt. In näherer Zukunft kann sie sich vorstellen, sich auch als Helferin für beschriebene Frauen zu engagieren.

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